Dass der Informationsabend in der Zwicky-Fabrik nicht ohne Misstöne über die Bühne gehen würde, war von Anfang an klar. Denn Schulpflege und Gemeinderat stehen wegen ihrer Schulraumplanung schon länger in der Kritik.
Der Widerstand zeigte sich zuletzt im vergangenen November an einer emotionalen Gemeindeversammlung, als die Stimmberechtigten ein Provisorium auf der Schulanlage Bommern in Pfaffhausen bachab schickten. Der knapp vier Millionen Franken teure Modulbau war ausgelegt auf 10 bis 15 Jahre, in denen die Schulanlagen in der Gemeinde saniert oder neu gebaut werden sollten.
Die Pläne scheiterten in erster Linie daran, dass die Bengler Erst- bis Drittklässler über eine längere Zeit nach Pfaffhausen hätten zur Schule gehen müssen. Damit wäre das Buechwis über Jahre nur noch ein Schulhaus für die Sek gewesen, denn die Bengler Mittelstüfler gehen schon heute ins benachbarte Bommern.
Fehler eingestanden
Mittlerweile haben Schulpflege und Gemeinderat eine Kehrtwende vollzogen, und die galt es an diesem Donnerstagabend den rund 70 anwesenden Personen darzulegen.
Als Ziel wurde definiert, dass jeder der drei Ortsteile eine Primarschule hat. Die Sekundarschule soll künftig nicht mehr in Benglen sein, sondern in einem Neubau auf dem Areal der Schulanlage Bommern. Dies analog zu einer Einzelinitiative, die im Nachgang zur besagten Gemeindeversammlung im November eingereicht worden war.
Es macht uns als Menschen aus, dass wir gescheiter werden und unsere Meinung ändern können.
Tobias Diener
Gemeindepräsident von Fällanden (FDP)
Das Provisorium wiederum soll nun in Benglen gebaut werden, und zwar südlich des Primarschulpavillons, der 1977 eigentlich ebenfalls als Provisorium erstellt worden war. Kostenpunkt: 3,95 Millionen Franken.
Dabei gestanden die Verantwortlichen auch Fehler ein. «Wir haben den Puls der Bevölkerung nicht richtig gespürt», sagte Schulpräsident Ueli Hohl (FDP). Und Gemeindepräsident Tobias Diener (FDP) ergänzte: «Es macht uns als Menschen aus, dass wir gescheiter werden und unsere Meinung ändern können.»
Ist das wirklich nötig?
Doch die Reaktionen aus dem Publikum zeigten, dass die Behörden offenbar in Teilen der Bevölkerung ihr Vertrauen nachhaltig verspielt haben. So hinterfragten mehrere Anwesende die Notwendigkeit eines Provisoriums und verlangten konkrete Infos zur Raumbelegung des Schulhauses Buechwis.
Dabei hatten sich die Exponenten von Schule und Gemeinderat zu Beginn des Abends doch so sehr bemüht, den Raumbedarf aufgrund des zu erwartenden Schülerzuwachses und mit Hinweis auf die gesteigerten Platzbedürfnisse einer modernen Schule zu belegen.
Kritisiert wurde auch der Standort des geplanten Provisoriums – da gebe es bessere Lösungen. Schulpräsident Hohl argumentierte mit Sachzwängen im Zusammenhang mit vorhandenen Landreserven, denkmalpflegerischen Aspekten, dem Naturschutz und nicht zuletzt der Starkstromleitung, unter der man keinen Schulraum einplanen will.
Unmut griff um sich
Ein komplettes Umdenken forderte ein Anwesender, der bei einem spezialisierten Anbieter eine Offerte für die Miete eines Schulprovisoriums eingeholt hatte. Sein Fazit: Es gehe schneller als das Projekt der Schule, und vor allem sei es viel günstiger. Auf drei Jahre ausgelegt, koste die Mietlösung bei gleichem Raumangebot lediglich 600'000 Franken.
Hohl und Diener versuchten darzulegen, dass das Provisorium mindestens zehn Jahr gebraucht werde – wenn nicht deutlich länger, da mit den notwendigen Investitionen in die Schulhäuser der Gemeinde planerische Unsicherheiten verbunden seien. Und auch ein gemietetes Objekt müsse erschlossen werden und den Baubewilligungsprozess durchlaufen.
In der Folge liessen die Provisoriumsgegner ihrem Unmut freien Lauf. Bevor es zum Tumult kam, griff Moderator Christian Müller ein. Gestählt in der Krisenbewältigung, brachte der Co-Chef einer Ustermer Kommunikations- und Beratungsfirma die Diskussion schnell wieder in geordnete Bahnen.
Und so konnten weitere Anwesende ihr Misstrauen äussern. Kritik gabs etwa, weil die Verantwortlichen mit ihrem Strategiewechsel einen «Purzelbaum rückwärts» vollzogen hätten. Dabei zweifelten mehrere Votanten daran, dass Schulpflege und Gemeinderat wirklich hinter den kommunizierten Zielen stehen respektive diese im Hinblick auf eine Abstimmung glaubhaft vertreten könnten.
Gesprächsbedarf hielt an
Als «nicht gerade vertrauensfördernd» bezeichnete ein Votant den Umstand, dass sich die Schulpflege vorbehält, Teile der Primarschule bei zu kleinen Klassen in einen anderen Dorfteil zu verlegen oder während Bauphasen «Übergangslösungen» zuzulassen. Bereits beschlossen ist, dass im kommenden Schuljahr aus Platzgründen eine 3. Klasse aus Benglen nach Pfaffhausen in die Schule muss.
Auch nach Ende des fast dreistündigen Anlasses bestand unter den Anwesenden offensichtlich immer noch Diskussionsbedarf. Denn nur wenige Personen verliessen die Zwicky-Fabrik, die meisten versammelten sich an der Bar und waren schon bald in angeregte Gespräche vertieft.
So geht es weiter
An der Gemeindeversammlung vom 12. Juni entscheiden die Stimmberechtigten über einen Kredit von 3,95 Millionen Franken für ein Provisorium auf der Schulanlage Buechwis in Benglen. Weiter befindet der Souverän über die Einzelinitiative für einen Neubau der Sekundarschule in Pfaffhausen. Wird die Initiative unterstützt, wollen Gemeinderat und Schulpflege der September-Gemeindeversammlung einen entsprechenden Planungskredit vorlegen.
Neben dem Neubau des Sekundarschulhauses ist in den nächsten Jahren ein Erweiterungsbau der Schule Lätten im Ortsteil Fällanden geplant. Ebenso auf der To-do-Liste befinden sich die Sanierung der Primarschule Bommern sowie der Bau einer neuen Sporthalle in Pfaffhausen; in Benglen sind die Sanierung und allenfalls ein Ausbau des Buechwis-Schulhauses vorgesehen.