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Ein verregneter Pausenplatz

Auf dem Pausenplatz des Schulhauses Bommern in Pfaffhausen will die Schule Fällanden ein Provisorium aufstellen. Dort müssten die jüngsten Primarschüler aus Benglen neu zur Schule. Foto: David Marti

Streit um Primarschule

Bengler Eltern wollen neuen Schulweg verhindern

Die Bengler Erst- bis Drittklässler sollen für Jahre nach Pfaffhausen zur Schule. Für die Schulpflege ist das zumutbar, Eltern und eine IG sehen das anders.

Auf dem Pausenplatz des Schulhauses Bommern in Pfaffhausen will die Schule Fällanden ein Provisorium aufstellen. Dort müssten die jüngsten Primarschüler aus Benglen neu zur Schule. Foto: David Marti

Veröffentlicht am: 24.11.2023 – 11.05 Uhr

Die Schulhäuser in Fällanden sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden. Zudem kämpft die Gemeinde mit den steigenden Schülerzahlen und muss dafür neuen Raum schaffen. In einem ersten Schritt soll in Pfaffhausen ein temporäres Schulgebäude aufgebaut werden. Die Gemeindeversammlung stimmt nächste Woche über einen entsprechenden Kredit ab (siehe Box).

Der Ortsteil Benglen verliert dabei für die nächsten Jahre seine Primarschule, die zusammen mit der Sek im Buechwis untergebracht ist. Die Bengler Erst- bis Drittklässler sollen ab nächsten Sommer nach Pfaffhausen ins geplante Provisorium. Dafür erhalten die Sek-Schüler im Buechwis mehr Platz. Die Bengler Mittelstüfler gehen bereits heute nach Pfaffhausen in die Schule.

Mit der geplanten Umteilung sind einige Ortsansässige überhaupt nicht einverstanden. Einer von ihnen ist Dietrich Hunkeler aus Benglen. Er sammelt derzeit im Namen der Interessengemeinschaft (IG) rettet Benglen Unterschriften für die Petition «Lasst die Unterstufe im Dorf!».

Kosten und Zweck des Provisoriums

Für den provisorischen Holzmodulbau auf dem Pausenplatz des Schulhauses Bommern ist ein Kredit in Höhe von 3,95 Millionen Franken vorgesehen. Darüber entscheidet die Gemeindeversammlung am kommenden Mittwoch um 19.30 Uhr in der Zwicky-Fabrik.

Das Provisorium soll bis zum Beginn des Schuljahrs 2024/2025 bezugsbereit sein und rund 10 bis 15 Jahre als Schulraumerweiterung und Ausweichfläche genutzt werden. Über diesen Zeitraum ist geplant, die Schulanlagen in Fällanden schrittweise zu sanieren, auszubauen oder neu zu erstellen.

Diese ist zwar unverbindlich, schafft aber Aufmerksamkeit. Bis Mitte dieser Woche hat die IG gemäss eigenen Angaben 1100 Unterschriften gesammelt, was über 10 Prozent der Fällander Bevölkerung entspricht. Ob die Petition den Behörden übergeben wird, ist noch unklar. Die Gruppe will laut Hunkeler erreichen, dass in jedem Dorfteil eine Primarschule und ein Kindergarten steht.

«Die Bengler Kinder können heute vom Kindergarten bis Ende Unterstufe im Dorf bleiben. Dass nun die ersten drei Primarklassen verschwinden, führt zu einer Abwertung von Benglen.» Insbesondere für neue Mittelstandsfamilien, die man sich hier wünsche, verliere der Ort an Attraktivität.

Kein Vertrauen in die Schulpflege

Hunkeler traut dem Versprechen der Schulpflege nicht, deren erklärtes Ziel es ist, «mittel- bis langfristig» in jedem Ortsteil eine Primarschule zu führen. In 10 bis 15 Jahren sei die Situation wieder eine andere, und plötzlich heisse es, dass es eine Primarschule für vier bis sieben Kinder pro Jahrgang gar nicht mehr brauche.

Ein Schulhaus mit einem rotem Velo davor.
Im Schulhaus Buechwis in Benglen sind heute die Unterstufe und die Sekundarklassen einquartiert. Die Primarschüler sollen ab Sommer jedoch nach Pfaffhausen. Foto: David Marti

Sein persönlicher Wunsch wäre, dass die Schulhäuser Buechwis in Benglen und Bommern in Pfaffhausen saniert werden. Zudem soll die Sek-Schule nach Pfaffhausen ausgelagert und ausgebaut werden. «Das ist die günstigste und schnellste Lösung.»

Wenn die Schule ihre Pläne umsetzt, müssen die Kleinsten für eine lausige Planung büssen.

Dietrich Hunkeler

Interessensgemeinschaft rettet Benglen

Dass damit Benglen seine Sek verliert, ist für ihn verkraftbar. «Das ist kein Qualitätsverlust.» Denn junge Familien seien erstmal auf eine Unterstufe angewiesen. «Für Sek-Schüler ist es überhaupt kein Problem, den Dorfteil zu wechseln.» Auch Fällander Gymi-Schüler müssten schliesslich den Bus nehmen, um nach Zürich zu fahren.

Dass die Viert- bis Sechstklässler nach Pfaffhausen in die Schule gehen, ist für Hunkeler ein bedeutender Unterschied. «Für die älteren Primarschüler ist der Weg kein Problem.» Denn sie können die Gefahr, die von der Hauptstrasse ausgehe, besser einschätzen als die Sechs- bis Achtjährigen.  «Wenn die Schule ihre Pläne umsetzt, müssen die Kleinsten für eine lausige Planung büssen.»

Schule will Büsche zurückschneiden

Anders sieht das freilich der Fällander Schulpräsident Ulrich Hohl (FDP). «Teilweise haben sich irrationale Ängste eingeschlichen.» Die Sicherheit auf dem Schulweg sei gewährleistet. Zumal die Schule plane, bis zum Sommer «verschiedene flankierende Massnahmen» umzusetzen, sagt Hohl. Bereits diesen Winter würden Büsche entlang des Walds zurückgeschnitten, um die Strecke offener zu gestalten, ebenso würden die Leuchtmittel für die Wintermonate erneuert.

Hohl erinnert daran, dass die Schule einen Workshop für die Eltern zu dieser Sache durchgeführt hatte. Er zieht ein durchzogenes Fazit: Positiv sei aufgefasst worden, dass ein solcher Austausch stattfand und Wünsche sowie Ideen geäussert werden konnten. «Kritik ist am längeren Schulweg für die Jüngsten geäussert worden.»

Bei einer Ablehnung haben wir in der Sek ein Problem.

Ulrich Hohl (FDP)

Schulpräsident Fällanden

Im Schnitt erhöhe sich der Schulweg für die Jüngsten um 900 Meter auf maximal rund 1, 4 Kilometer. Die Höhendifferenz der beiden Orte betrage 50 Meter. Gemessen an den gesetzlichen Vorgaben oder einem vergleichbaren Urteil des Bundesgerichts, befinde sich die Schule Fällanden ganz klar im zumutbaren Rahmen.

«Ich verstehe, dass Eltern von Bengler Schüler die vorübergehende Verlegung der Unterstufe und den längeren Schulweg nicht toll finden.» Dies sei für ihn auch nicht überraschend. «Überraschend ist jedoch, dass nun nicht direkt Betroffene argumentieren: Damit werde das Herz von Benglen herausgerissen.»

Was die Petition betreffe, erfülle die Schulpflege deren Stossrichtung schon. «Es ist klare Absicht der Behörde, dass in jedem Ortsteil wieder eine Primarschule angeboten wird.»

Plan B fehlt

Die Schule habe auch alternative Standorte in Benglen für das Provisorium prüfen lassen, aber alle ausschliessen müssen. So hätte beispielsweise wegen der Starkstromleitung, dem Baumbestand, dem Zonenplan und der Topologie kein solches errichtet werden können.

Gleichzeitig herrsche in der Sekundarschule akute Platznot, die bis nächsten Sommer behoben werden müsse, sagt Hohl. Einige Eltern hätten während des Workshops vorgeschlagen, die Ältesten, also die Sek-Schüler, in ein Provisorium nach Pfaffhausen zu schicken.

Einfach einen Teil der Sekundarschule in ein Provisorium zu zügeln, sei jedoch organisatorisch nicht möglich. Im Gegensatz zur Unterstufe, wo sich alles in einem Raum abspiele, müssten die Sek-Schüler immer wieder in verschiedene Klassenzimmer wechseln, was eine räumliche Nähe bedinge.

Eine Prognose hinsichtlich der Gemeindeversammlung abzugeben, die nächste Woche über das Geschäft entscheidet, wagt Hohl nicht. «Je nach Mobilisierung kann das Geschäft in die eine oder andere Richtung kippen.» Klar ist hingegen: «Bei einer Ablehnung haben wir in der Sek ein Problem. Und einen Plan B gibts noch nicht.»

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