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Ein Mann vor einem Gebäude.

Heinz Jauch vor dem reformierten Kirchgemeindezentrum in Dübendorf, wo früher im Obergeschoss Gemeindeversammlungen und später Parlamentssitzungen stattfanden. Foto: Simon Grässle

Von der Gemeindeversammlung zum Parlament

Ein rauschendes Fest und zwei tragische Vorfälle

Vor 50 Jahren bekam Dübendorf sein Parlament. Alt Stadtpräsident Heinz Jauch erinnert sich an die anstrengenden Anfänge und erzählt über seine schmerzlichste politische Niederlage.

Heinz Jauch vor dem reformierten Kirchgemeindezentrum in Dübendorf, wo früher im Obergeschoss Gemeindeversammlungen und später Parlamentssitzungen stattfanden. Foto: Simon Grässle

Veröffentlicht am: 23.02.2024 – 10.54 Uhr

1974 war ein bedeutendes Jahr für Dübendorfs Politik: Mit einem Urnenentscheid führten die Stimmberechtigten ein Parlament ein. Die Gemeindeversammlung war passé, Dübendorf wurde zur Stadt. Einer, der diesen Wandel vor 50 Jahren aus nächster Nähe mitbekam, ist alt Stadtpräsident Heinz Jauch (EVP).

Als Präsident der Rechnungsprüfungskommission (RPK) war er noch vor diesem Wechsel verantwortlich, der Exekutive finanzpolitisch auf die Finger zu schauen. Jauch erinnert sich an die letzte Gemeindeversammlung und vor allem an das rauschende Fest danach. «Ich bin erst frühmorgens nach Hause gekommen.»

Wie im Protokoll von damals zu lesen ist, gab es auf Gemeindekosten Wienerli, Brot und Bier. 557 Stimmberechtigte waren bei der Versammlung dabei.

Es sei der richtige Zeitpunkt für den Wechsel zu einer repräsentativen Gemeindedemokratie gewesen, sagt Jauch heute. Das lässt sich auch mit Zahlen belegen: Im Mai 1973 sagten die Dübendorferinnen und Dübendorfer mit rund 70 Prozent deutlich Ja zur Schaffung eines Parlaments. 1967 war die Idee an der Urne noch gescheitert.

Fehlende Effizienz

Jauch war dann einer von 40 neu gewählten Gemeinderäten im Stadtparlament. Er übernahm zudem sogleich das Präsidium der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission (GRPK) mit noch weiter gehenden Kontrollaufgaben, als er sie zuvor in der RPK hatte. Zu Beginn seien das regelrechte Sitzungsmarathons gewesen, die sie absolviert hätten. Einerseits hätten sich zu der Zeit ein paar Geschäfte angestaut. Andererseits habe es der 13-köpfigen Kommission zu Beginn auch etwas an Routine gefehlt.

Es waren oft harte Auseinandersetzungen mit dem Gemeinderat.

Heinz Jauch

Alt Stadtpräsident

Nach einer Legislatur im Parlament kandidierte Jauch 1978 für den Stadtrat – und schaffte in einer hart umkämpften Wahl den Sprung in die Exekutive, die damals noch neun Sitze zählte. Er übernahm das Ressort Bildung-Jugend-Sport, das es heute in der Form nicht mehr gibt. «Eine Aufgabe, die mir mit einer Vergangenheit als Fussballer beim FC Dübendorf gut gefiel.»

Als ein Schlüssel vom Himmel fiel

Spektakulär wurde der Ausbau der Sportanlage Dürrbach am 15. Mai 1982 gefeiert. Wie in der damaligen NZZ zu lesen ist, landeten zwei bewaffnete Fallschirmgrenadiere in Kampfanzügen auf dem neuen Handballfeld der Anlage. Auf ihrem Schwebeflug hatte jeder der beiden die eine Hälfte eines riesigen Schlüssels dabei. Den einen Teil überreichten sie Stadtrat Heinz Jauch, den anderen Hans Küpfer, dem Kommandanten des Fliegerwaffenplatzes Dübendorf. Der feierliche Akt des Zusammensetzens der beiden Schlüsselteile sollte die Vollendung eines partnerschaftlichen Werks zwischen Armee und Gemeinde symbolisieren.

Jauch erinnert sich noch gut an die Zeit als Dübendorfer Regierungsmitglied. Plötzlich bekam er den Gegenwind aus dem Parlament zu spüren. «Es waren oft harte Auseinandersetzungen mit dem Gemeinderat. Aber doch regelten wir das zusammen auf eine anständige Art und Weise.»

Erfolg und Niederlage

Als «schlimmste politische Niederlage» als Stadtrat bezeichnet Jauch die Abstimmung über den Gemeindesaal. Dieser kam zusammen mit dem Neubau des Stadthauses an die Urne. Doch den Stimmberechtigten war das zu viel. «Der Saal mit 700 Plätzen hätte gleich neben dem Stadthaus viel mehr Gewicht bekommen», so Jauch.

Etwas stolz blickt er hingegen auf eine Errungenschaft des Stadtrats im Gebiet Hochbord zurück. In den 1980er Jahren habe man das Gebiet im Westen von Dübendorf von Experten schätzen lassen, die dort ein Potenzial von 25'000 bis 30'000 zusätzlichen Arbeitsplätzen ausgemacht hätten. Für Jauch kam jedoch eine einseitige Einzonung nicht infrage. «Ich dachte mir, das kann es doch nicht sein. Wenn die Firmen abends um fünf Uhr schliessen, ist dort doch tote Hose.»

Der Stadtrat entschied, dass es eine gemischte Zone für Wohnen und Arbeiten geben soll. Jauch hat daraufhin hässige Reaktionen von einigen Grundeigentümern bekommen. «Die wollten dort Arbeitsplätze schaffen und keine Wohnungen bauen. Jetzt ist es umgekehrt.»

Tod von zwei Stadtpräsidenten

Jauch wurde schliesslich 1986 der dritte Stadtpräsident von Dübendorf. Doch dieser Wahl gingen zwei tragische Vorfälle voraus. Erst erschütterte 1981 der Tod des 63-jährigen Stadtpräsidenten Ernst Bosshard (Demokratische Partei) die Dübendorfer Regierung. Fünf Jahre später verstarb Nachfolger Max Trachsler (SVP) zwei Wochen nach seiner Wiederwahl.

Heinz Jauch war zu jenem Zeitpunkt mit seiner Frau und den beiden Kindern im Bündnerland in den Skiferien. «Im Hotel erreichte mich der Anruf des damaligen Stadtschreibers mit der traurigen Nachricht.» Dann habe dieser gesagt: «Heinz, jetzt musst du an die Säcke!» Die Unterstützung einer breiten Mehrheit in der Dübendorfer Politik für die Wahl war ihm gewiss. Doch für ihn sei ebenso wichtig – wenn nicht wichtiger – gewesen, dass er den Rückhalt seiner Familie gehabt habe. Für die war jedoch klar: «Mach!»

Schliesslich ist er klar als nächster Stadtpräsident gewählt worden und blieb es bis 2006. Eine Eigenart ist Heinz Jauch aber geblieben. Trotz den 50 Jahren, die Dübendorf mittlerweile als Stadt auf dem Buckel hat, sagt er immer noch vor einem Einkauf liebevoll zu seiner Frau: «Ich gehe noch rasch ins Dorf.»

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