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Blick auf einen Pavillon, oben rechts Porträtbild eines Mannes.

Der Dübendorfer Stadtpräsident André Ingold ist überzeugt davon, dass der Innovationspark gut ist für die Entwicklung der Stadt. Foto: tba/PD

Der Innovationspark – und seine Folgen

Herr Ingold, bricht für Dübendorf nun ein goldenes Zeitalter an?

Der Innovationspark wird konkret. Die Gewerbler freuen sich darüber, die Verkehrsplaner sind gefordert. Mit welchen Auswirkungen auf Dübendorf rechnet Stadtpräsident André Ingold (SVP)?

Der Dübendorfer Stadtpräsident André Ingold ist überzeugt davon, dass der Innovationspark gut ist für die Entwicklung der Stadt. Foto: tba/PD

Veröffentlicht am: 11.04.2025 – 05.29 Uhr

Herr Ingold, die Entwicklung auf dem Innovationspark ist in vollem Gang, Neubauten sind ausgesteckt, bald werden sich weitere Firmen und Institutionen ansiedeln. Bricht für die Stadt Dübendorf nun ein goldenes Zeitalter an?

André Ingold: Wie sich die steuerliche Situation für Dübendorf entwickeln wird, ist heute schwer abzuschätzen. Allerdings verfolgt der Innovationspark Zürich das Ziel, in einer ersten Phase innovative nationale und internationale Unternehmen anzusiedeln. Diese werden sicherlich auch gute Steuerzahler als Mitarbeiter anziehen. Insgesamt bin ich überzeugt, dass Dübendorf und die Region stark vom Innovationspark profitieren werden – mit dem Wermutstropfen, dass die Wohnungen sicherlich nicht günstiger werden.

Man sieht es im Flugfeld-Quartier in direkter Nachbarschaft des Innovationsparks, da bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen.

Was jetzt im Flugfeld passiert, haben wir mit einer Teilrevision der Bau- und Zonenordnung bewusst zugelassen. Betroffen sind aber auch weitere Quartiere und ebenso andere Gemeinden. Allerdings ist der Innovationspark nicht der einzige Treiber. Dübendorf befindet sich mitten in einer Region mit starkem Wachstum, was auch von der übergeordneten Raumplanung gesteuert wird, auf die wir keinen Einfluss haben.

Wohnraum wird in Dübendorf also noch teurer?

Wohnraum wird immer rarer, nicht nur in Dübendorf. Und viele Personen, die finanziell nicht so gut gestellt sind, finden keine Wohnung mehr. Geht diese Transformation weiter, werden auch Familien mit normalem Einkommen Mühe haben.

Was tut der Stadtrat dagegen?

Es ist unsere Aufgabe als Stadtrat, zusammen mit privaten Investoren im Rahmen unserer Möglichkeiten dafür zu sorgen, dass in Dübendorf weiterhin auch Menschen mit tieferen Einkommen Wohnraum finden. Auf unseren eigenen Grundstücken geben wir das aktiv vor – beim Gumpisbüel sind zum Beispiel mindestens zwei Drittel der Wohnungen als preisgünstig vorgesehen, beim Leepünt sind es 40 Prozent der Nettowohnfläche. Auch in der BZO wollen wir in den Gebieten mit erhöhter Verdichtung ein Anreizsystem einführen.

Auf dem Innovationspark werden dereinst mehr als 10’000 Menschen arbeiten. Glauben Sie, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur damit Schritt halten kann?

Aktuelle Verkehrskonzepte zeigen, dass es funktionieren kann. Der Vollausbau des Innovationsparks wird erst in rund 25 Jahren erreicht sein. Aktuell reicht der Bus, es sind ja erst ein paar hundert Arbeitsplätze. Der Brüttener Tunnel wird die Kapazität des öffentlichen Verkehrs sicher erhöhen, ebenso der geplante Viertelstundentakt der S9. Ohne eine Verlängerung der Glattalbahn wird es aber nicht gehen. Wichtig ist, dass der Kanton da vorwärtsmacht. Wir werden deshalb immer wieder bei den Verantwortlichen vorstellig.

Also sind Sie vorsichtig optimistisch?

Wir stehen vor grossen Herausforderungen, was die Bewältigung des Verkehrs betrifft, aber das Thema ist erkannt und wird aktiv angegangen. Ich setze grosse Hoffnung in die Entwicklung der Mobilität. Alternative Modelle wie autonomes Fahren könnten die Kapazität der Strassen deutlich erhöhen. Oder Carpooling, damit nicht jeder allein in seinem Auto fährt. Es braucht neue Technologien wie auch ein gesellschaftliches Umdenken, dann kann es funktionieren. In einem Vierteljahrhundert wird da einiges passieren.

Was kann die Stadt Dübendorf tun, um sich gegen die drohende Blechlawine zu wappnen?

Angedacht ist ein Drosselsystem auf den Einfahrtsstrassen, wie es dies schon auf Autobahnen mit viel Verkehr gibt. Das ist ein wirksames Mittel, die Anwohner und Anwohnerinnen in der Stadt zu entlasten.

Auf dem Innovationspark soll es diverse öffentliche Bereiche mit Gastronomie und Veranstaltungen geben, auch ein riesiger Park ist geplant. Glauben Sie, dass das Areal tatsächlich einmal Teil der Stadt Dübendorf wird?

Davon bin ich überzeugt, aber dazu sind verschiedene Massnahmen nötig. Aktuell wirkt die Randbebauung mit dem Stacheldraht ja wie eine Mauer. Es sind aber diverse Durchgänge vom Flugfeld-Quartier auf das Gelände geplant. Und mit dem Mittelschulprovisorium, das im Innovationspark entstehen soll, wird viel Leben auf das Areal kommen. Die Verantwortlichen des Innovationsparks haben wiederholt versichert, es sei ihnen wichtig, dass auf dem Areal Leben einkehre, dass die Dübendorfer und Dübendorferinnen willkommen seien.

Wie empfinden Sie den Austausch mit den verantwortlichen Personen des Innovationsparks? Spricht man da auf Augenhöhe miteinander?

Absolut auf Augenhöhe. Wir haben das bei der Ausarbeitung des Syntheseberichts für die Transformation des Flugplatzareals erlebt. Der Austausch ist sehr gut. Ausserdem hat die Stadt einen Sitz im Stiftungsrat des Innovationsparks.

Dieser Stiftungsrat hat sich mittlerweile aber in die zweite Reihe zurückgezogen, für die weitere Entwicklung ist nun ein privates Unternehmen verantwortlich.

Mit der Änderung der Zuständigkeit gibt es für die Stadt Dübendorf auch neue Ansprechpersonen. Die vergangenen Monate haben jedoch gezeigt, dass der Austausch und die Zusammenarbeit auch mit dem privaten Unternehmen partnerschaftlich und auf Augenhöhe erfolgen. Es sind zudem auch neue Gremien vereinbart, in denen wir uns miteinander austauschen und uns als Stadt Dübendorf aktiv einbringen können und werden.

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