Seit Ende letzten Jahrs werden die Bewohner einer grossen Hochbord-Überbauung in Dübendorf vermehrt von Einbrechern geplagt. Besonders betroffen sind offenbar ihre Kellerabteile, aus denen vor allem hochwertige Fahrräder gestohlen werden. Einige Mieter wurden bereits mehrfach Opfer solcher Vorfälle.
So auch Alice Schild. In ihr Kellerabteil wurde gleich zweimal eingebrochen, aber nichts Wertvolles entwendet. So viel Glück hatten ihre Nachbarn nicht. Anna Matthis wurden zwei Gravel-Bikes gestohlen, Urs Wegmann ein teures Rennvelo und Helene Ruchat ein Elektroscooter aus dem Kellerabteil. Die drei Frauen wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen, deshalb wurden diese geändert.
Dabei wissen die vier Geschädigten noch von vielen weiteren Einbrüchen. Schild sagt: «Wir können die Einbrüche und abhanden gekommenen Velos der letzten Jahre schon fast nicht mehr zählen. Schätzungsweise wird einmal pro Quartal eingebrochen.» Auch Matthis kann das bestätigen: «In unserer Überbauung waren schon mindestens zehn Personen betroffen. Erst dieses Jahr wurden schon wieder Sachen geklaut.»
Begonnen habe die Diebstahlserie vor etwa vier Jahren. Bei Schild ereignete sich der erste Vorfall während der Pandemie. Ruchat erklärt: «In den letzten vier bis fünf Jahren gab es immer wieder Einbrüche. Aber so schlimm wie jetzt war es noch nie.»
Leichte Beute
Die vier Nachbarn sind sich einig: Die Täter haben es nicht schwer, in die Überbauung einzudringen. Es gebe mehrere Zugänge ins Haus, und man könne sich frei in der Überbauung bewegen, wenn man einmal drin sei. Ausserdem hätten die Diebe von Zeit zu Zeit die Haupttür aufgebrochen, worauf diese dann einige Tage offen gestanden sei. Auch das Tiefgaragentor stehe wegen der vielen Mietparteien ständig offen.
Die Nachbarn sind überzeugt, dass die Einbrecher diese Situation gezielt ausnutzen und versuchen, in die Kellerräume einzudringen. Zwei von ihnen berichten sogar von Einbruchversuchen in ihre Wohnung. Schild erklärt: «Die Kellerabteile bestehen aus Holzlatten, zwischen denen man hindurchsehen kann.» Matthis ergänzt: «Die Diebe halten nach teuren Velos Ausschau und dringen dann in diese Abteile ein.»
Auch das sei dann nicht schwer. Wegmann sagt: «Die Holzkonstruktion ist schwach, und die Türen lassen sich mit wenig Gewalt einfach aufwürgen oder aufhebeln.»
Das systematische Vorgehen lässt ihn darauf schliessen, dass es sich immer um dieselben Täter handeln könnte. «Die Einbrecher wissen, dass es bei uns etwas zu holen gibt, und kommen deshalb immer wieder. Sie kennen sich hier langsam aus.» Ruchat, die an Weihnachten bestohlen wurde, vermutet zudem: «Sie wissen, dass viele der Bewohner Ausländer sind und zum Beispiel über die Festtage verreisen.»
Machtlos oder untätig?
Was haben die Verwaltung und die Eigentümerin gegen die vermehrten Einbrüche getan? Nichts, finden die vier Nachbarn. «Ausser ein paar aufgehängte Zettel, die auf doppeltes Verriegeln der Türen hinweisen», sagt Wegmann. «Aus Datenschutzgründen will die Verwaltung auch keine Kameras installieren», so Ruchat. «Obwohl solche an den Nachbargebäuden angebracht sind», ergänzt Schild.
«Ich finde es schade, dass die Kellerabteile in einer modernen Überbauung so billig gebaut werden», so Matthis. «Wir zahlen so viel Miete, und es wird nichts gegen diese Sicherheitslücken getan», sagt auch Ruchat.
Eigentümerin der Überbauung ist die Versicherungsgesellschaft Mobiliar. Sie ist über die Einbruchserie informiert. «Wir nehmen diese sehr ernst», schreibt das Unternehmen auf Anfrage. «Die Überbauung wurde nach bestehenden Sicherheitsnormen erstellt. Allfällige Reparaturen setzen wir jeweils umgehend um.» Auch hätten sie die Kadenz der Securitas-Rundgänge erhöht und beispielsweise die Schliesszylinder verstärkt. Weitere verhältnismässige Massnahmen würden laufend geprüft.
Die vier Nachbarn haben bei allen Einbrüchen die Polizei verständigt. Die Ordnungshüter nahmen die Fälle jeweils auf. Nach Angaben der vier Mieter wurden die Einbrecher jedoch nicht gefasst, und auch kein Diebesgut wurde gefunden.
Aussagen zur Häufigkeit von Einbrüchen in einzelnen Quartieren kann die Kantonspolizei Zürich auf Anfrage nicht machen. Sie weist aber darauf hin, dass sie mit zusätzlichen Patrouillen und erhöhter Präsenz im Kanton Zürich unterwegs ist. Allerdings zeigt die Statistik, dass die Zahl der Einbrüche in Dübendorf in den letzten Jahren wieder leicht angestiegen ist.
Selbst ist die Nachbarin
Um sich vor den Einbrüchen zu schützen, haben die Nachbarinnen nun selbst Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Ruchat hat ihr E-Bike mit in die Wohnung genommen und dort auch eine Kamera installiert, Matthis hat ihr Kellerabteil mit einem zusätzlichen Schloss versehen und ihr neues Fahrrad mit einem GPS-Tracker ausgestattet, und Schild hat an ihrer Wohnungstür eine Alarmanlage angebracht.
Trotz diesen Massnahmen bleibt die Angst. «Meine Frau hat jeweils ein ungutes Gefühl, wenn sie abends in den Keller geht», sagt Wegmann. Auch Ruchat fühlt sich nicht mehr wohl: «Ich mache mir Sorgen, dass es zu einem gewalttätigen Zwischenfall kommt, wenn jemand die Einbrecher überrascht.» Matthis ergänzt: «Es ist kein schönes Gefühl, zu wissen, dass jemand in die Privatsphäre eingedrungen ist.»
Die Nachbarn beraten sich gegenseitig. Ruchat sagt: «Wir tauschen uns viel untereinander aus, öffnen nicht jedem die Tür und versuchen, die Haustür immer abzuschliessen.»
Tipps gegen Einbrüche von der Kantonspolizei Zürich
Ein wirksames Mittel zum Schutz vor Einbrüchen ist es, bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort die Polizei über die Notrufnummer 117 zu informieren. Zudem ist es wichtig, Türen abzuschliessen. Dies gilt auch für Eingangstüren von Mehrfamilienhäusern oder Eingänge zu Velokellern.