Während die jungen Einbrecherinnen das Haus durchsuchen, steht plötzlich der Bewohner da. Die zwei Frauen flüchten. Der Mann rennt hinterher, holt eine der beiden ein und hält die 22-jährige Serbin fest, bis die Polizei eintrifft. Die zweite Frau, eine 24-jährige Kroatin, wird kurze Zeit später verhaftet.
So schildert die Kantonspolizei Zürich den Vorfall in Pfungen vom 16. Oktober in einer Mitteilung.
In den kommenden Monaten dürfte es vermehrt zu Meldungen dieser Art kommen. Einbrecherinnen und Einbrecher nutzen die frühe Dämmerung und den Nebel in den Herbst- und Wintermonaten als Tarnung. Zudem: Die Statistiken deuten auf eine Trendwende hin.
Starker Rückgang bei Einbrüchen
Die Zahl der Einbrüche oder Einbruchversuche ist im ganzen Kanton Zürich in den vergangenen 15 Jahren stark zurückgegangen. Die Zahl hat sich mehr als halbiert, von knapp 15’000 auf fast 7100. Auch in Pfungen, wo der Bewohner die Einbrecherinnen überrascht hat, ist die Zahl zurückgegangen, von 32 im Jahr 2009 auf 14 im letzten Jahr.
Gemäss der Kantonspolizei sind unter anderem die Präventionskampagnen und Sicherheitsberatungen ein Erfolg gewesen. Sie hätten die Leute für das Thema sensibilisiert. «Die Wohnung oder das Haus kann man gegen Einbruch schützen», stellt Carmen Surber, Sprecherin der Kantonspolizei Zürich, klar. Wichtig sei: die Türen und Fenster konsequent abschliessen sowie Anwesenheit simulieren. Zum Beispiel mithilfe von Zeitschaltuhren.
Corona habe dann zu einem weiteren Tiefststand bei den Einbruchszahlen geführt, führt Surber aus: Reisen wurde erschwert. Das wirkte gleich doppelt. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren vermehrt zu Hause, Grenzübertritte für Einbrecherinnen und Einbrecher wurden erschwert.
Trendwende sichtbar
Seit zwei Jahren scheint der Rückgang im Kanton Zürich und in den meisten Gemeinden gestoppt. Die Zahlen steigen, es gibt wieder mehr Einbrüche.
In gewissen Gemeinden war der Anstieg in jüngster Zeit besonders hoch. In Zürich, Bülach, Rümlang, Stäfa, Wallisellen, Meilen oder Geroldswil gab es eine Zunahme von über 20 Einbrüchen im Vergleich zum Vorjahr, was jeweils rund 50 oder mehr Prozent entsprach.
Im Oberland verzeichnete Pfäffikon 2023 den stärksten Anstieg an versuchten und vollendeten Einbrüchen: Mit 39 Fällen gab es 16 mehr als im Vorjahr. In Illnau-Effretikon hingegen gingen die Einbrüche um 16 zurück – hier wurden insgesamt 57 Vorfälle gemeldet. Die Einbruchszahlen in Dürnten, Fischenthal, Hinwil und Schlatt blieben hingegen unverändert.
Auch in diesem Jahr dürfte sich der steigende Trend fortsetzen. «Die Tendenz zeigt, dass die Zahlen auch in diesem Jahr ansteigen», sagt Carmen Surber. Oft würden die Täter aus «Osteuropa, Südamerika oder Nordafrika wie auch aus andern europäischen Ländern» stammen.
Und worauf haben es Einbrecherinnen und Einbrecher abgesehen? Gemäss der Kapo-Sprecherin seien das hauptsächlich Schmuck und Geld.
Was das bedeuten kann, zeigt die Diebesgutliste eines Einbruchs in einer Zürcher Goldküstengemeinde im Herbst 2022. Damals erbeutete ein heute 47-jähriger Serbe, der eine Reihe Einbrüche im Kanton Zürich begangen hat, 18 Luxusuhren in einem Haus, darunter die Marken Patek Philippe, Rolex und IWC im Wert von über 400’000 Franken, wie aus einer Anklageschrift hervorgeht.
Die bevorzugten Ziele der Einbrecherinnen und Einbrecher seien nach wie vor die gleichen: Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Gewerbeliegenschaften. In der Regel suchten sich die Täter Regionen aus, die gute Fluchtmöglichkeiten böten.
Menschen kaufen Heimsicherheit-Equipment
Die höchste Zahl der Einbrüche pro 1000 Einwohner hatte in den vergangenen drei Jahren Uitikon, das an der Grenze zur Stadt Zürich liegt. Zumikon und Schlieren landen auf Platz 2 und 3. Die am stärksten betroffene Gemeinde im Zürcher Oberland ist Lindau, gefolgt von Schwerzenbach und trotz des Rückgangs von Illnau-Effretikon.
Die Einbruchszahlen sind aktuell immer noch deutlich tiefer als vor 15 Jahren. Es scheint sich ein erhöhtes Sicherheitsbewusstsein verbreitet zu haben. Die Menschen seien sensibler geworden, sagte etwa der Chef von Diagard Einbruchschutz in Bubikon dem SRF-Regionaljournal. In den letzten zehn Jahren habe sich die Nachfrage verdoppelt. Um ein Haus gegen Einbrecherinnen und Einbrecher zu schützen, müsse man mit Ausgaben zwischen 5000 und 30’000 Franken rechnen, sagt der Diagard-Chef.
Gemäss dem «Blick» verzeichnen auch die Onlinehändler Galaxus oder Brack höhere Umsätze im Bereich Heimsicherheit im Vergleich zum Vorjahr.
Anfang November lanciert die Kantonspolizei Zürich erneut ihre Präventionskampagne «Gemeinsam gegen Einbruch». Besonders wichtig sei, dass die Bevölkerung verdächtige Personen im Quartier anspreche oder diese der Polizei melde, sagt Kapo-Sprecherin Surber. So sollen Personen, die etwas Verdächtiges beobachten, keine falschen Hemmungen haben, dies der Polizei zu melden.