In Dübendorf kursierten kürzlich äusserst fragwürdige E-Mails. Darin werden Stadtpräsident André Ingold und Gemeinderat Daniel Griesser (beide SVP) auf üble Weise beschimpft und mit Vorwürfen eingedeckt.
Der Inhalt dieser E-Mails sei immer etwa der gleiche gewesen, sagt Daniel Griesser: dass er und André Ingold Versager seien. «Der Mann beschuldigte mich auch, dass ich einen Mordanschlag auf ihn verübt hätte. Er bezeichnete mich zudem als bereits verurteilten Mörder», sagt Griesser.
Weil mehrere E-Mails mit solchem Inhalt breit gestreut an Unternehmen, Vereine und Politiker adressiert waren, sah sich Gemeinderat Patrick Walder (SVP) genötigt, öffentlich darauf zu reagieren.
Ich wusste ja nicht, ob der Mann gewalttätig ist.
Daniel Griesser
Gemeinderat Dübendorf (SVP)
In der letzten Gemeinderatssitzung in Dübendorf verlas Walder eine persönliche Erklärung zu der Sache. «Nach Rücksprache mit den betroffenen Personen halten wir unmissverständlich fest, dass die erhobenen Anschuldigungen frei erfunden und absolut haltlos sind», sagte Walder. Und: «Wir verurteilen jegliche Drohungen und Verleumdungen aufs Schärfste.»
Die beiden Betroffenen seien mit den Strafverfolgungsbehörden im Kontakt. Dies bestätigt Daniel Griesser auf Anfrage. Er habe Strafanzeige gegen den Verfasser der E-Mails eingereicht, der polizeilich bereits bekannt gewesen sei. «Doch weder ich noch André Ingold kennen den Mann persönlich.»
Sprüche am Hockeymatch
Angefangen habe das Ganze vor rund einem Monat. Vier oder fünf Mitteilungen habe der Mann verschickt. «Offenbar ist er nicht bei geistiger Gesundheit.»
Solch absurde Vorwürfe würden zwar kaum von einem der Empfänger ernst genommen, vermutet Griesser, aber er werde dennoch wegen dieser Nachrichten blöd angegangen. So habe jemand an einem Hockeymatch spasseshalber gerufen: «Hey, du verurteilter Mörder, darfst du wieder mal raus?» Das Ganze könne schnell auch rufschädigend sein.
Da er im Gegensatz zur Polizei nicht wisse, wie der Schreiber dieser E-Mails aussehe, sei er besorgt. «Er könnte plötzlich unbemerkt neben mir stehen und mich angreifen.» Denn er habe auch schon eine verklausulierte Morddrohung von dem Mann bekommen.
«In den ersten zwei Wochen war ich deswegen vorsichtiger als sonst. Ich wusste ja nicht, ob der Mann gewalttätig ist.» Griesser ist von der Polizei angehalten worden, aufmerksam zu sein und im Zweifelsfall die Polizei zu rufen.
Foto bleibt bei der Polizei
Doch ihn störe, dass die Persönlichkeitsrechte des Mannes mehr Gewicht hätten als seine Sicherheit. Damit meint er etwa ein Foto des Mannes, das im Besitz der Polizei ist, aber ihm nicht weitergegeben wird. Den Polizisten mache er deswegen keinen Vorwurf, so sei halt das Gesetz.
Griesser weiss von der Polizei, dass der Mann einvernommen wurde. Welchen Folgen dies für den Täter habe, wisse er allerdings nicht.
Zumindest wurde nun offenbar der Versand der Drohbriefe eingestellt. Im Moment sei es ruhig, sagt Griesser. «Ich habe seit zwei Wochen keine solchen E-Mails mehr bekommen.»
Stadtpräsident André Ingold, der ebenfalls Ziel dieser Angriffe war, wollte sich zu der Sache nicht äussern.