Kurz nach 21.30 Uhr war am Mittwoch bei der Einsatzzentrale der Kantonspolizei Zürich die Meldung über einen Brand im Werkheim Uster eingegangen. Ein Grossaufgebot von Feuerwehr, Rettungskräften und Polizei rückte zur Einrichtung für kognitiv beeinträchtigte Menschen aus.
Die Einsatzkräfte hätten das Feuer in einer Wohngruppe lokalisieren und den Brand rasch löschen können, teilt die Kantonspolizei Zürich mit.
Die im Gebäude anwesenden Personen seien sofort evakuiert und betreut worden. Drei Bewohner, eine Bewohnerin und eine Betreuerin mussten mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung in Spitäler gebracht werden. Für zwei Personen kam jedoch jegliche Hilfe zu spät. Eine 31-jährige Bewohnerin und ein 34-jähriger Bewohner verloren bei dem Brand ihr Leben.
Am Donnerstagmittag ist bei der Einfahrt in die Einbahnstrasse zum Werkheim Uster nichts Ungewöhnliches zu erkennen – zumindest auf den ersten Blick. Vor dem Empfang stehen einige Menschen, weder Polizei noch Feuerwehr sind in Sicht. Die Stimmung ist jedoch bedrückt.
Hinter dem Empfangsgebäude sind die Spuren, die der Brand hinterlassen hat, aber deutlich erkennbar. Schwarze Russflecken bedecken die Fassade. Der Eingang zum Gebäude ist abgesperrt.
Das Medieninteresse am tragischen Vorfall ist am Tag danach gross – vor dem Gebäude tummeln sich mehrere Vertreter von Zürcher Medienhäusern. Auf Nachfrage will sich das Werkheim zum Brand und zu dessen Folgen jedoch nicht äussern. Man verweist am Empfang an Geschäftsleiter Patrick Stark. Dieser teilt mit, die gesamte Kommunikation zum Brand im Wohnheim finde über die Medienstelle der Kantonspolizei Zürich statt.
Trauer ist gross
Das Ereignis der vergangenen Nacht scheint schwer zu wiegen. Die Mitarbeitenden sind kurz angebunden, bitten um Rücksichtnahme und Verständnis für die Umstände. Die Trauer der Beteiligten ist spürbar.
Ein Bewohner eines Studios, welches dem Werkheim angehört, hat am Abend des Brandvorfalls das Grossaufgebot mitbekommen. Den verstorbenen Bewohner hat er gekannt, mit ihm rund 15 Jahre gemeinsam im Werkheim gearbeitet. «Er war ein lustiger und ruhiger Typ», erzählt er. Man kenne sich mit der Zeit gut, dementsprechend sei der Vorfall für ihn schockierend.
Auch die Ustermer Stadtpräsidentin reagiert gegenüber der NZZ erschüttert. «Das ist eine Tragödie», sagt Barbara Thalmann (SP), die selbst auch dem Stiftungsrat der Institution angehört. Den Betroffenen und den Angehörigen spricht sie im Namen der Stadt ihr Beileid aus.
Hoher Sachschaden
Wie es im Werkheim nach dem Brand weitergeht, ist unklar. Die betroffenen Räume der Wohngruppe sind derzeit nicht mehr bewohnbar. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten vorerst in anderen Wohneinheiten untergebracht werden. Der Sachschaden dürfte sich nach ersten Schätzungen auf mehrere hunderttausend Franken belaufen.
Was zum verheerenden Brand am Mittwochabend führte, ist derzeit unbekannt. Allerdings steht laut der Kantonspolizei fest, dass das Feuer durch menschlichen Einfluss entstand. Genaueres wird von Spezialisten des Brandermittlungsdiensts der Kantonspolizei in Zusammenarbeit mit dem Forensischen Institut Zürich und der Staatsanwaltschaft untersucht.
Neben der Kantonspolizei Zürich standen die Stadtpolizei Uster, das Forensische Institut Zürich, die Stützpunktfeuerwehr Uster, Schutz & Rettung Zürich und ein Notarzt der Regio 144 im Einsatz. Ein grosses Aufgebot an Rettungsdiensten der Spitäler Männedorf, Uster, Bülach und Lachen sowie aus Winterthur unterstützte vor Ort. Ebenfalls involviert waren ein Notfallseelsorger, eine Vertreterin der Abteilung Sicherheit der Stadt Uster, der Statthalter von Uster sowie die Staatsanwaltschaft.
Einfluss auf Betriebe unklar
Inwiefern der Vorfall einen Einfluss auf den Betrieb des Werkheims und dessen zusätzliche Standbeine und Servicedienstleistungen hat, bleibt auch nach einer erneuten, schriftlichen Anfrage unkommentiert.
Das Werkheim betreibt einen Laden an der Apothekerstrasse und unterhält mehrere eigene Gastronomiebetriebe. Am kommenden Montag ist die Eröffnung des neuen Selbstbedienungsrestaurants 8610 im Mehrwerk geplant. Ob der Brand im Wohnheim einen Einfluss auf die Neueröffnung im Loren-Quartier hat, ist unklar.
Im Werkheim Uster leben und arbeiten über 280 Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung. Einige wohnen in Gruppen, andere allein oder zu zweit. Manche sind an Kunst oder Gartenarbeit interessiert, weitere in der Gastronomie oder in der Produktion tätig. Als Ustermer Unternehmen produziert das Werkheim Produkte und bietet Dienstleistungen für Firmen und Privatkunden an. Auf diese Weise werden die Menschen mit Beeinträchtigungen gezielt integriert. Das erste Wohnheim und die ersten Werkstätten wurden im Jahr 1980 eröffnet. (lda)