Nach rund 45 Minuten Einsatzzeit hatte die ausgerückte Mannschaft der Feuerwehr Schwerzenbach die letzten Feuerherde im Garten des Anwesens an der Greifenseestrasse 43 unter Kontrolle. Auch die zuvor anhaltende Rauchentwicklung konnte wirkungsvoll eingedämmt werden.
Noch stockte der Verkehr, Automobillisten mussten sorgsam über die prall gefüllten Wasserschläuche geleitet werden, auf dem Radweg war für Velofahrer für einmal nur Schritttempo angesagt.
Übung mit realitätsnahen Effekten
Eine jüngere Frau ist vom Rad gestiegen und war zuvor den geborgenen Verletzten begegnet. Sie erkundigt sich über das Geschehen vor Ort und fragt, ob jemand zu Schaden gekommen sei. Es wird ihr versichert, dass es sich bei den «Verletzten» um Figuranten handelt und dass diese Teil einer Alarmübung der Feuerwehr seien. «Stimmt das wirklich?», sucht sie nach einer weiteren Bestätigung, um dann etwas gelassener wieder aufs Rad zu steigen und Richtung Zentrum zu fahren.
Offenbar haben die drei Figuranten ihre Aufgabe durchaus realitätsnah ausgeführt. Die Übungsanlage sah vor, ein Ereignis mit starker Rauchentwicklung im Bungalow zu simulieren. Um 17.40 Uhr nimmt Andreas Killer, der Kommandant der Feuerwehr Schwerzenbach, die drei Rauchmaschinen in Betrieb, die Sicht im Haus reduziert sich abrupt. «Wir setzen auch schwarzen Rauch ein. Dann ist aber äusserste Vorsicht geboten», mahnt er. Vor schwarzem Laufe gelte es wegzulaufen.
Killer orientiert danach die kurz vor 18 Uhr eingetroffenen Gäste – Behördenmitglieder und Angehörige von benachbarten Feuerwehrkorps - über den Ablauf der Übung. Der Alarm werde um 18.05 Uhr ausgelöst, die ersten Einsatzkräfte seien im Idealfall rund zehn Minuten später vor Ort.
Dem war dann auch so. Ein erstes Einsatzfahrzeug, zum Schluss zählte der Wagenpark sieben Fahrzeuge, trifft bereits nach sieben Minuten ein. Der daraus enteilende Feuerwehrmann checkt die Situation vor Ort, läuft einmal ums Haus und findet dabei einen Figuranten, dem es aber offensichtlich gut geht.
Klar geregelte Zuständigkeiten
Die eintreffenden Einsatzkräfte werden mit einer Ladung an Pyroeffekten «begrüsst». «So wissen die Leute, dass auf dem Schadensplatz etwas los ist und gehandelt werden muss», erklärt Kommandant Killer. Einige Knalleffekte und in die Höhe steigende Stichflammen vom Garten aus, fast einer Feuerwalze gleich, bringen die Feuerwehrleute nicht aus dem Konzept.
Die Zuständigkeiten sind klar geregelt. Zuerst wird der Schadensplatz gesichert, der Verkehr gestoppt, Männer und Frauen ziehen Schläuche, einige rüsten sich mit Atemschutzgeräten aus und dringen dann ins Haus ein. Einsatzleiter Martin Wiederkehr überwacht das ganze Geschehen, eine Frau notiert die einzelnen Einsatzschritte an einer Flipchart. «Platz zu schaffen in der ersten Chaosphase geniesst oberste Priorität», betont Killer.
Zwei «Verletzte» werden später aus dem Gefahrenbereich geführt. Sie scheinen «unter Schock» zu stehen, doch sie sind beim Sanitätsteam sofort gut aufgehoben.
Haus wird abgerissen
Der Einsatz dauert an. «Offenbar haben sie das eine der drei weissen Theaterrauch produzierenden Geräte noch nicht gefunden», vermutet der Kommandant. Dann, um 18.48 Uhr, lichtet sich der Qualm. Zwei Feuerwehrmänner tragen eine «Leiche» aus dem Haus. «Der Bewohner wollte sich in der Heizung das Leben nehmen», erläutert Killer die Übungsanlage.
Auf dem Gelände verfolgt auch Josef Schmid das Geschehen. Beim Bungalow an der Greifenseestrasse 43 handelt es sich um sein Elternhaus. Das Haus, so Schmid, werde in den Folgetagen zugunsten eines Neubaus abgerissen. «Es tut schon etwas weh, zu sehen, wenn etwas, was mal sehr wichtig war, plötzlich verschwindet», sagt er.