Ein komplett verkohltes Zimmer, im Flur riecht es verbrannt, und am Boden sind schwarze Abdrücke von Schuhsohlen zu sehen. Es sind deutliche Spuren, die der Brand in der Asylunterkunft an der Gärtnerstrasse in Dübendorf in der vergangenen Silvesternacht hinterlassen hat. Dabei verloren 45 Bewohner ihr vorübergehendes Zuhause. Verletzt wurde niemand.
«In der Nacht des Brands konnten sich alle Bewohner selbständig retten», sagt Stadtrat Ivo Hasler (SP). Sie kamen daraufhin in der Zivilschutzanlage an der Lägerenstrasse unter. Am 1. Januar bezogen sie eine nicht genutzte Sanitätshilfsstelle – eine Art Spital im Ernstfall an der Usterstrasse.
Unterirdische Unterkunft
Diese unterirdische Anlage dürfe jedoch nicht mehr als eine Übergangslösung sein, betont Hasler. «Eine Unterkunft ohne Sonnenlicht ist nicht gut.» Man sei bestrebt, eine lebenswerte Unterbringung zu organisieren. «Wir sind dran, aber es geht halt nicht so schnell», sagt er.
Wir wissen, dass es nicht die optimale Situation ist.
Ivo Hasler, Stadtrat (SP)
Dank dem Einsatz der städtischen Ereignisorganisation habe die Liegenschaft rasch umgenutzt und bewohnbar gemacht werden können. Aktuell installiere die Glattwerk AG WLAN, damit die Bewohner Zugang zum Internet hätten.
«Wir wissen, dass es nicht die optimale Situation ist.» Aber zurück in die Unterkunft an der Gärtnerstrasse könne man die Bewohner nicht mehr lassen, sagt Hasler. «Sie ist nicht mehr bewohnbar.» Die Brandursache ist gemäss der Kantonspolizei noch unklar, und auch der Sachschaden kann bis anhin nicht beziffert werden.
Wie nun weiter mit den Asylsuchenden? Es gibt laut Hasler aktuell keine freie bewohnbare Unterkunft in Dübendorf. «Das Ziel ist es, schnell mehr Wohnraum zu finden.» Wo, wisse man aktuell noch nicht. Suchbemühungen laufen seit Längerem.
Dass die Asylunterkunft an der Gärtnerstrasse aktuell nicht mehr nutzbar ist, stört den Bewohner Kandieh Ganeshalingham nicht. «Die Unterkunft ist schlimm. Sie soll besser weg und neu gemacht wer-den.» Der Sri Lanker wohnt seit einem Jahr dort. In der Nacht des Brands war er jedoch nicht anwesend.
«Nicht mehr bewohnbar»
Die besagte Unterkunft sorgte immer mal wieder für Gesprächsstoff. Warum, zeigt ein Facebook-Beitrag der Dübendorfer Grünen auf die Meldung des Brands. Die Partei schreibt: «Das Gebäude war nach Schweizer Massstäben schon vor dem Brand nicht mehr bewohnbar. Hoffentlich findet sich eine menschenwürdige Anschlusslösung für die Bewohner.»
Es ist unwahrscheinlich, dass das Gebäude je wieder für die Unterbringung von Asylsuchenden genutzt wird.
Ivo Hasler, Stadtrat (SP)
Hasler sagt dazu, dass die Sozialbehörde im September 2021 tatsächlich strukturelle Mängel festgestellt habe, insbesondere im Bereich der Nasszellen und Dachfenster. Diese wollte man beheben. Nun erübrigt sich dies jedoch. «Der Stadtrat definiert aktuell neue Standards für die Asyl- und Notunterkünfte der Stadt, um so Massnahmen für entsprechende Liegenschaften abzuleiten.»
Was jetzt aus dem Gebäude wird, ist noch unklar. Hasler sagt dazu: «Es ist unwahrscheinlich, dass es je wieder für die Unterbringung von Asylsuchenden genutzt wird.» Das weitere Vorgehen mit den Eigentümern sei in Abklärung.
Gravierende Mängel
An der Gärtnerstrasse über einem Fitnesscenter und einer Autogarage werden seit 2010 Asylsuchende untergebracht. Seit dem 1. März 2013 ist die ORS für die Asylkoordination in Dübendorf zuständig. Sie betreibt die verschiedenen Asylunterkünfte der Stadt. Im Jahr 2014 deckte der ZO/AvU gravierende Mängel in der Unterkunft auf. Auch in der Politik sorgte der Zustand der Unterkunft immer wieder für Diskussionen. (gap)
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