Michael Müller schüttelt den Kopf. Die letzten Tage waren nicht nur regnerisch - sondern auch ungewohnt kühl. Bis auf 10 Grad fiel das Thermometer in einigen Nächten. «Es ist verrückt. Wir haben August und müssen das Wasser heizen», sagt der Chefbademeister der Badi Hinwil.
Während Michael Müller dank Wärmepumpe die Wassertemperatur in Hinwil auf angenehmen 23 Grad halten kann, sind Reto Petrig, dem Leiter des Sportzentrums Eselriet in Effretikon, die Hände gebunden: Seine Badi hat keine Heizung; einzig die 60 Meter lange Rutschbahn aus Chromstahl kann das Badewasser an einem schönen, warmen Tag um 2 Grad erwärmen.
Schöne und warme Tage? Aktuell ist die Wassertemperatur in Effretikon auf frühlingshafte 19 Grad gesunken.
Im Wasser wärmer als draussen
Hatem Galloul, Betriebsleiter im Waldacher in Volketswil, hätte zwar eine (in die Jahre gekommene) Gasheizung, verzichtet aber darauf, sie einzuschalten: «Das Wasser um 2 oder 3 Grad zu erwärmen, würde uns locker 1000 Franken kosten. Das lohnt sich nicht.» Auch so lag die Wassertemperatur (21 Grad) am Montagmittag deutlich über der Lufttemperatur (15 Grad).
Die letzten zwei verregneten Wochen nutzten Galloul und sein Team für verschiedene Unterhaltsarbeiten: «Hochdruckreinigung, Reinigen, Entkalken und Entfetten der Duschen, Heckenschneiden – diese Arbeiten können wir nicht machen, wenn die Badi voll ist.»
Trotz allem: Jammern mögen die Verantwortlichen der regionalen Freibäder nicht. Hatem Galloul bezeichnet die Besucherzahlen im Waldacher insgesamt als «nicht schlecht».
«Im Grossen und Ganzen ist es immer noch ein guter Sommer», sagt auch Reto Petrig in Effretikon und schiebt nach: «Bis jetzt. Nach einem schlechten Mai kam ein super Juni, dann ein mässiger bis guter Juli und jetzt halt dieser August.» 30 Badegäste seien am Samstag im Eselriet gewesen, gerade mal 10 Hartgesottene am Sonntag.
Ähnlich präsentierte sich das Bild am Wochenende in Hinwil. Dort hatte man am Sonntag lediglich ein paar Schnuppertaucher und schloss die Anlage bereits um 13.30 Uhr. Trotzdem habe man das Jahresbudget bereits erreicht, sagt Michael Müller. Was jetzt noch komme, sei Zugabe. Müller hofft auf gutes Wetter nach dem Ende der Sommerferien: «Jetzt stehen ja alle wieder auf der anderen Seite des Gotthards.»