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Wirtschaft
Brennholzgant der Holzkorporation Dübendorf am 25. März 2023. Im Bild Revierförster Sven Schenk bei der Auktion eines Loses.

Revierförster Sven Schenk beim Versteigern eines Loses mit Eschen- und Buchenholz. Foto: Sandro Compagno

Brennholzgant in Dübendorf

«200 Franken, 205, 210 … Wer bietet mehr?»

Die Auktion von Brennholz im Dübendorfer Wald hat eine lange Tradition. Die Gant am Samstag erwies sich als Kombination aus Familienausflug, Naturlehrpfad und Marktwirtschaft.

Revierförster Sven Schenk beim Versteigern eines Loses mit Eschen- und Buchenholz. Foto: Sandro Compagno

Veröffentlicht am: 31.03.2023 – 12.34 Uhr

Es herrscht Marktatmosphäre im Waldrevier Tüfweg zwischen Dübendorf und Gockhausen. Sven Schenk (28), seit Januar 2023 Revierförster und Betriebsleiter der Holzkorporation Dübendorf, legt sich mächtig ins Zeug: «Das ist wunderbares Holz! Es spaltet sich fast von selbst!»

Die Gant, die Auktion, das ist Marktwirtschaft in ihrer reinsten Form: Das Angebot liegt aufgeteilt in 47 Posten – sogenannten Losen – im Wald, die Nachfrage steht in Outdoor-Bekleidung und festem Schuhwerk im Halbkreis davor und legt den Preis fest. Rund 50 Teilnehmende jeden Alters, darunter auch mehrere Familien, trotzen an diesem Samstagnachmittag im Wald zwischen Dübendorf und dem Adlisberg dem wechselhaften Wetter.

Eines der ersten Lose, bestehend aus Eiche, Buche und Fichte, geht für 150 Franken an Heather und Christophe Bassole aus Gockhausen. «Das ist fast geschenkt», raunt ein anderer Teilnehmer. Das Ehepaar braucht das Brennholz für das Cheminée. Dass Christophe Bassole ausgerechnet das Los 724 ersteigert, hat einen sehr einleuchtenden Grund: Das Material liegt nahe an der Strasse, lässt sich also leicht abtransportieren.

Vier bis fünf Ster umfasst der Posten. Verarbeitet sind das vier bis fünf Kubikmeter aufgeschichtete Holzscheite – eigentlich etwas zu viel für das Paar. Rasch wird man sich mit einem anderen Teilnehmer der Auktion handelseinig: Der Dübendorfer Alexander Bayard beteiligt sich mit 50 Franken und sichert sich einen Teil des Loses.

Christophe Bassole möchte möglichst viel seines Holzes von Hand sägen und spalten. Die Motorsäge setzt er jeweils sehr zurückhaltend ein: «Mir macht die Arbeit im Wald einfach Spass.» Eine Aussage, die René Steiger aus Fällanden bestätigt: «Für mich und meinen Sohn ist es ein Hobby. Man fängt mal irgendwo an – und wenn man nach einer Stunde keine Lust mehr hat, macht man ein Feuerchen und grilliert ein paar Würste.»

Plötzlich kommt Bewegung in die Auktion

Nomen est omen: Steiger ersteigert insgesamt drei Posten, darunter auch Los 735, das Förster Sven Schenk ein «Monster-Los» nennt. Hier kommt plötzlich Bewegung in die Gant: Steiger und ein weiterer Bieter schaukeln sich vom Startpreis von 300 Franken bis auf 450 Franken hoch. «Ich habe es nur genommen, damit ich zu meinem anderen Los komme, das dahinter liegt», kommentiert René Steiger mit einem breiten Grinsen. Sein unterlegener Kontrahent setzt den Konter: «Wenn ich es ersteigert hätte, dann würde ich es bis Ende Jahr liegen lassen!» Gelächter im Wald. Man kennt sich, viele sind Jahr für Jahr mit von der Partie.

Auch Sven Schenks Vorgänger Markus Tanner hilft tatkräftig mit. Ende Dezember 2022 ging Tanner in Pension. Zuvor hatte er die seit 1834 bestehende Holzkorporation während 40 Jahren geleitet. Gemeinderatspräsidentin Cornelia Schwarz-Nigg (SVP), protokollarisch die höchste Dübendorferin, steigt zwischen zwei Losen auf einen Baumstrunk und würdigt den scheidenden Förster in einer kurzen Ansprache.

Brennholzgant der Holzkorporation Dübendorf am 25. März 2023. Cornelia Schwarz-Nigg spricht zu den Teilnehmenden im Wald.
Dübendorfs Gemeinderatspräsidentin Cornelia Schwarz-Nigg verabschiedet in einer kurzen Rede den abgetretenen Revierförster Markus Tanner. Foto: Sandro Compagno

Markus Tanners Lebenswerk ist bei Sven Schenk in guten Händen. Der neue Revierförster deutet unweit des Pfaffenranks auf eine Baumgruppe. «Hier seht Ihr Eiche, Hagebuche und Fichte. Was meint Ihr, welche Rolle spielt der Borkenkäfer in einem solchen Wald? Gar keine», beantwortet der Revierförster seine rhetorische Frage. Ein Mischwald komme mit dem Schädling sehr gut zurecht. «So möchte ich es auch weiterführen», erklärt er seine Strategie für die 174 Hektaren Wald der Holzkorporation. Das entspricht rund 240 Fussballfeldern.

Nicht alle Teilnehmenden an der Brennholzgant nutzen das ersteigerte Holz zum Beheizen ihrer Häuser oder Cheminées. Bei einem der kleinsten Lose ruft eine Kinderstimme: «30 Franken!» Weitere Gebote bleiben aus, Lara Kleeb ersteigert unter den Augen ihrer Eltern Christian und Anette das Los, das hauptsächlich aus Hagebuche besteht. Christian Kleeb schätzt das dichte, harte Holz des Birkengewächses für Holzarbeiten, sei es als Spielgeräte für seine beiden Mädchen Lara und Hanna-Lu, sei es für Dekorationszwecke.

Die Einnahmen sind nur ein Nebeneffekt

Zurück bei der Forsthütte lädt die Holzkorporation zu einem Grillfest mit Bratwürsten und Cervelats, Softdrinks und Wein aus der Region. Rund 5000 Franken beträgt der Erlös an diesem Samstagnachmittag. «Das ist aber nur ein Nebeneffekt», sagt Sven Schenk. «Im Vordergrund stehen das gesellige Beisammensein und natürlich die Möglichkeit für die Leute, mit ein wenig Aufwand zu günstigem Brennholz zu kommen.»

Der Aufwand, der kommt dann nach den Würsten und dem Wein.

Kunstprojekt «Den Wald mit anderen Augen sehen»

Brennholzgant der Holzkorporation Dübendorf am 25. März 2023. Die Künstlerin Elfi Anderegg vor einem Poster mit Bildern des Walds.
Die Künstlerin Elfi Anderegg hat am Rande der Brennholzgant ihr Kunstprojekt «Den Wald mit anderen Augen sehen» enthüllt. Foto: Sandro Compagno

Am Rande der Brennholzgant in Dübendorf enthüllten die Künstlerin Elfi Anderegg und der abgetretene Revierförster Markus Tanner das Kunstprojekt «Den Wald mit anderen Augen sehen».

Elfi Anderegg platzierte an 16 Stellen im Wald QR-Codes. Wer diese Codes scannte, wurde auf eine Website mit Bildern geführt, die die Künstlerin im März 2022 erstellt hatte. Die Waldspaziergängerinnen und -spaziergänger erlebten auf diese Weise, wie sich der Wald in der Zeit zwischen der Aufnahme durch Elfi Anderegg und seinem Hier und Jetzt verändert hatte.

Sie konnten nun selbst Fotos vom entsprechenden Ort machen und mit der Künstlerin teilen. Das Resultat, ein Poster, ist ein kollektives Kunstwerk, das dem Wald in Ergänzung zu seinem biologischen Sinn eine erweiterte Bedeutung verleiht.

Das Poster kann über die E-Mail-Adresse atelierA3@bluewin.ch oder auf hkdonline.ch für 40 Franken bestellt werden.

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