Der Einbruch nach Corona ist endgültig überwunden. Die Volksläufe landauf, landab vermelden Rekord- oder zumindest Topzahlen bei den Teilnehmenden. Bei den etablierten, grossen Rennen ist dies genauso der Fall wie bei den kleinen, exquisiten. Etwas Seltenes aber offenbarte sich im Vorfeld der 45. Austragung des GP Dübendorf. Da empfing den Besucher der Event-Website eine Warnung: Aufgrund der sehr erfreulichen Anmeldezahlen gebe es bei den Kinderkategorien U10 bis U14 Kapazitätsgrenzen. Je Startfeld seien höchstens 200 Startende zugelassen.
Ein Unikum sind ausgebuchte Startfelder keineswegs. Die internationalen Städtemarathons von New York, London, Berlin, Tokio usw. sind dies seit Jahren. In der Schweiz kommen volle Startkontingente ebenfalls vor. Der Jungfrau-Marathon ist das Paradebeispiel. Oder auch der Halbmarathon des Zürich-Marathons am nächsten Sonntag. Selten sind hingegen volle Startfelder in den Kinder- und Jugendkategorien. Am GP Dübendorf aber war dies der Fall.
Eine Kurve als Knackpunkt
Der Grund: die Streckenanlage. «Auf unserer 700-Meter-Runde für den Nachwuchs biegt die Strecke nach weniger als 100 Metern scharf rechts ab und wird enger», sagt OK-Mitglied Annemarie Hocevar. Gerangel, Stürze, Ellbogenchecks sollen so vermieden werden – erfolgreich, wie sich bei einem Augenschein vor Ort bestätigte.
Viele Startwillige mussten nicht passen. Bei den U12 aber erfolgte der Teilnehmerstopp bereits am Donnerstagabend. Ein Dilemma manifestiert sich darin. «Der GP ist bei den Kindern beliebt», sagt Hocevar.
Leichtathletikvereine starten, viele Schulklassen im Klassenwettbewerb der Gemeinden Dübendorf und Schwerzenbach und Nachwuchs aus (Läufer-)Familien. Um eine erfreuliche Entwicklung handelt es sich. Grundsätzlich möchten die Organisatoren alle Startwilligen am Start begrüssen können.
Taktisches Geschick und Tempogefühl
Packende Rennen entwickelten sich. Rasant sprintete die Menge nach dem Startkommando auf besagte Kurve zu. Zwar fiel das Tempo anschliessend etwas zusammen nach dem Abwärtsstück in Richtung Glatt. Aber vor allem die Vordersten dieser Nachwuchsläuferinnen und -läufer zeichneten sich durch taktisches Geschick und Tempogefühl aus.
Ein Fakt, der auch dem Speaker ins Auge stach. Um einen Fachmann handelte es sich: den ehemaligen Mittelstreckenläufer Philippe Bandi. Dieser hatte einst neben diversen Schweizer-Meister-Titeln auch etliche internationale Einsätze.
Fasziniert kommentierte er und konstatierte «einen kompetitiven Eifer, verbunden mit bereits ausgeprägtem Gefühl für die Distanz und das Tempo». Seine erfreuliche Folgerung: «Viele spannende Entscheidungen ...»
Bandi beschränkte sich nicht nur aufs Kommentieren und Begleiten. Ebenso erteilte er Ratschläge. Schon im Rennen der U8 riet er, im Endspurt die Schlusskurve innen zu laufen «und keine Lücken aufzutun». Wie sich fortan zeigte, führte das Missachten dieses Tipps zu etlichen «Umstürzen», auch bei den Podesträngen.
Ganz anderer Natur war sein Aufruf: «D Yuina isch ganz truurig und suecht s Mami oder de Papi.» Auf diesem Weg war das Problem rasch gelöst. Und die roten, verschwitzt lachenden und staunenden Gesichter sorgten für unzählige gelungene Bilder und Fotos.
Riungu mit Premiere, Studler mit dem Triple
Das Hauptrennen über 10 km zog über 900 Läuferinnen und Läufer an die Startlinie. Die Schnellsten waren ein Kenianer und eine Rapperswilerin: Eric Riungu sowie Janice Studler. Sie schrieb eine Erfolgsgeschichte weiter: Bereits zum dritten Mal in Folge profilierte sich die 24-Jährige. «Für mich war das ein Rennen zum Achten auf den Körper», sagte die Athletin vom LC Zürich. Sie legte einen Steigerungslauf hin. Ihr grosses Frühlingsziel steht am nächsten Sonntag an mit dem Halbmarathon im Rahmen des Zürich-Marathons. Und längerfristig solls im Herbst der dritte Vollerfolg im Züri-Lauf-Cup werden, ebenfalls in Folge. Der Sieg in Dübendorf lieferte ihr wertvolle Punkte.
Dasselbe trifft für Stephan Wenk zu. Der (Berglauf- und Trail-Run-)Routinier aus Bertschikon platzierte sich nach einem klug eingeteilten Rennen auf dem zweiten Schlussrang. Die Freude war ihm anzusehen: «Im Züri-Lauf-Cup schaffte ich es noch nie in die Gesamtwertung. Jetzt sehe ich mich auf gutem Weg.» Für den Gesamtsieg in seiner Altersklasse stehen die Aussichten ausgezeichnet. Noch nicht exakt definiert hat er sein Programm hinsichtlich internationaler (Ultra-)Läufe.
In allen Kategorien zusammen liefen bei Prachtwetter knapp 1800 Personen. Der Teilnehmerrekord (1833) wurde nur knapp verpasst.