Eigentlich war alles nur noch Zugabe. Der EHC Dübendorf hatte sich als Aufsteiger in der MHL lediglich die Qualifikation für die Pre-Playoffs zum Ziel gesetzt (und damit den Ligaerhalt). Erreicht hat er viel mehr, auf dem sechsten Rang zog er direkt in die Playoffs ein – und forderte im Viertelfinal den Qualifikationsdritten Huttwil über vier enge Spiele.
Zwei davon gingen in die Verlängerung, eines verlor der EHCD mit einem Tor Unterschied. Und beim 0:3 zum Auftakt fielen zwei Gegentore erst in den letzten drei Minuten. Chancenlos waren die Dübendorfer in dieser Serie also beileibe nicht. «Klar wäre der Halbfinal cool gewesen», sagt Sportchef Urs Wüst. «Aber es ist wie es ist. Wir haben unser Potenzial abgerufen.»
Auch Trainer Reto Stirnimann hätte vor dem Saisonstart wohl blind für einen 6. Rang unterschrieben. Nun blickt er aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Vor allem im Kontext der gesamten Saison, in die der Aufsteiger überraschend stark startete und sich in der oberen Ranglistenhälfte festsetzte, ehe er eine Baisse überstand und auf die Playoffs hin die Form wiederfand.
«Mit dem Erfolg steigen die Ansprüche», sagt Stirnimann, «wir haben gegen jedes Spitzenteam gute Leistungen gezeigt.» Tatsächlich punktete der EHCD gegen alle Klubs in den Top 4. «Es ist darum schon bitter, dass die Saison nun schon zu Ende ist», findet der Headcoach. Und sagt, es sei «nicht gerade optimal» gewesen, dass in der entscheidenden Phase Leistungsträger wie Timo Brauchli, Sebastian Steiner, Jari Allevi und zuletzt auch noch Fabian Ganz verletzt ausfielen. «Solche Ausfälle konnten wir nicht ersetzen.»
Ein Routinier kommt – und sonst?
Ersetzen ist ein gutes Stichwort, wenn es um die Kaderplanung geht. Noch ist zwar nicht sehr viel spruchreif – oder Sportchef Wüst will sich nicht zu sehr in die Karten blicken lassen. Zu ersetzen hat er aber mutmasslich nicht viel. Das «absolute Gros» des Teams stehe unter Vertrag. «Es wird nicht viele Wechsel geben.»
Klar sind derzeit einzig die Abgänge von Verteidiger Nando Bass und Torhüter Noah Paixao. Und mit Samuele Pozzorini ist auch schon ein Neuzugang unter Vertrag. Der 28-jährige Verteidiger, dessen Bruder Alessio für den EHCD stürmt, absolvierte unter anderem für Winterthur und Chur fast 280 NLB-Partien.
Im Idealfall ist Pozzorini der erste von mehreren Neuzugängen dieses Formats. «Routine und Skills» sucht Sportchef Wüst. Einfach ist dieses Unterfangen nicht. «Die Region ist stark bestückt mit vier MHL-Klubs, die alle Spieler suchen», sagt Wüst und denkt dabei neben Wetzikon auch an Bülach und Frauenfeld, die für Spieler in der Region Zürich eine Destination sein könnten.
Zudem ist Geduld gefragt, weil sich manchmal erst im Herbst noch ein «Lucky Punch» ergibt – die Formulierung benutzt Wüst für Spieler, die kurzfristig verfügbar werden, weil sie in der Swiss League keinen Vertrag erhalten. «Wir müssen immer die Augen offen haben. Die Kaderzusammenstellung ist ein kontinuierlicher Prozess geworden.»
Grosse Töne gibt es (noch?) keine
Und auch einer der kleinen Schritte, wenn es um die sportlichen Perspektiven geht. Der EHCD ist zwar bereits wieder in die Nähe seiner ehemaligen Konkurrenten in der MHL-Spitzengruppe gerückt. Doch Wüst gibt zu bedenken: «Teams wie Huttwil und Seewen haben ihr Kader über Jahre hinweg kontinuierlich optimiert. Wir hatten hingegen nach dem Abstieg eine neue Mannschaft.»
Für ihn ist klar, dass sich der EHCD dereinst wieder die Top 4 als Ziel setzen soll. «Die Frage ist, wie schnell das geht.» Vorerst steht eine Bestätigung des Resultats der aktuellen Saison im Vordergrund, also der direkte Playoff-Einzug.
Das ist auch die Stossrichtung von Reto Stirnimann, der vor seiner neunten Saison im EHCD steht. Die Vertragsverlängerung mit dem Cheftrainer war für Sportchef Wüst «gar keine Diskussion. Er macht einen Superjob, und das gesamtheitlich und nicht nur in der 1. Mannschaft.»
Mit dieser hat der Davoser unterdessen schon fast alles durchgemacht – er wurde MHL-Meister, stieg ab, schaffte den direkten Wiederaufstieg und etablierte das Team auf Anhieb wieder in der ersten Tabellenhälfte. «So etwas haben wohl nicht viele Trainer erlebt», sagt Stirnimann.
Der Aufwärtstrend soll anhalten – und auch der Chefcoach findet, dafür brauche es keine grossen Veränderungen. «Der Teamgeist ist sehr gut, am Charakter des Teams müssen wir nicht feilen. Aber Verstärkungen können uns zum nächsten Schritt verhelfen.»