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Fabian Ganz, EHC Dübendorf

«Es hat schon recht Spass gemacht»: Noch hat sich Fabian Ganz nicht entschieden, ob er im EHCD eine weitere Saison anhängt. Foto: Florian Bolli

Dübendorfs Fabian Ganz

Er ist der beste Verteidiger der Liga

Fabian Ganz hatte seine Karriere eigentlich schon beendet. Dann kam er zum EHC Dübendorf – und ist eine der wichtigsten Figuren im Spiel der Glattaler.

«Es hat schon recht Spass gemacht»: Noch hat sich Fabian Ganz nicht entschieden, ob er im EHCD eine weitere Saison anhängt. Foto: Florian Bolli

Veröffentlicht am: 24.02.2025 – 15.52 Uhr

Das Topskorer-Trikot musste er am Ende der Qualifikation dann doch Captain Dominik Hardmeier überlassen. Auf 34 Skorerpunkte kamen zwar beide, Hardmeier aber schoss mehr Tore (14). Die Bilanz von Fabian Ganz in den 32 Qualifikationsspielen für den EHC Dübendorf: 7 Tore, 27 Assists. Damit belegt er in der MHL-Skorerliste den sechsten Rang – als bester Verteidiger der Liga.

Ganz ist eine der wichtigsten Figuren im Spiel des EHC Dübendorf. Nicht zuletzt auch auf ihm ruhen die Hoffnungen der Dübendorfer für die Playoffs, die heute Dienstag mit der Viertelfinalserie gegen Huttwil beginnen.

Bester Verteidiger der Liga, das war Ganz schon einmal. «Das ist auch schon eine Weile her. Das war in meiner Primetime», sagt der 34-Jährige lachend beim Gespräch im Restaurant der Dübendorfer Kunsteisbahn. In der Saison 2015/2016 war es, als Ganz mit 46 Skorerpunkten (8 Tore, 38 Assists) der produktivste NLB-Verteidiger war. Für den EHC Olten spielte er damals.

Stets bei Spitzenklubs

Eigentlich verbrachte Ganz sein komplettes Erwachsenenhockey-Leben in der zweithöchsten Schweizer Liga. Dabei legte er eine beachtliche Karriere hin. 17 Saisons, 813 Spiele, 443 Punkte (114 Tore/329 Assist) sind die statistischen Werte. Bemerkenswert ist vor allem auch: Ganz war fast ausschliesslich bei den grossen Namen in der NLB engagiert. La Chaux-de-Fonds, Olten, Kloten hiessen die Stationen, fast immer lagen seine Teams am Ende der Qualifikation in den Top 4.

Viermal spielte Ganz in einer Playoff-Finalserie, eine davon gewann er: 2022 wurde er mit dem EHC Kloten Meister und stieg in die National League auf. Ein wahr gewordener Bubentraum, zumal er aus Embrach stammt und auch fast immer dort wohnte? «Nicht einmal», sagt Ganz. «Ein bisschen» war er als Bub zwar schon Kloten-Fan. Doch sein Weg führte ihn rasch in den Lions-Nachwuchs – und er fand dort neue Idole.

Ursprünglich – es überrascht nicht – war Ganz Stürmer. Erstmals so richtig auf sich aufmerksam als Offensivverteidiger machte er in La Chaux-de-Fonds in den Playoffs der Saison 2010/2011. Als Leihspieler von Thurgau wurde Ganz verpflichtet, um einen verletzten Verteidiger zu ersetzen. «Trainer Gary Sheehan setzte mich gleich im Powerplay ein und hat mir richtig viel Vertrauen gegeben. Und ich habe immer besser in diese Rolle hineingefunden.»

Es ist eine Rolle, die ihm noch immer sehr behagt. «Mit meiner Übersicht und meinem Spielverständnis kann ich der Offensive helfen. Ich bin zwar nicht einer, der die Scheibe nimmt und selber durchläuft. Ich suche lieber den wirklich guten Pass und laufe dann mit, um selber wieder angespielt zu werden.»

EHCD-Trainer Reto Stirnimann sagt: «Er bringt nicht nur die einfachen, sondern auch die schwierigen Pässe nach vorne. So einen kreativen Verteidiger zu erhalten, das hat die Mannschaft schon sehr bereichert.»

Dübi Fabian Ganz gegen FF Nando Tanner
Mit Übersicht und dem Auge für den guten Pass: Fabian Ganz ist eine wichtige Figur im Spiel des EHCD. Foto: Christian Merz

Die Episode in La Chaux-de-Fonds – die Westschweizer nahmen ihn übrigens gleich für die Folgesaison unter Vertrag – war prägend für Ganz’ Karriere. Seine Einsätze auf Stundenbasis im Sanitärbetrieb seines Vaters wurden seltener, seine Verträge attraktiver. Ganz konnte als Profi vom Eishockey leben, was in der Swiss League nicht selbstverständlich ist.

Kontakte zu NLA-Klubs gab es auch. «Zweimal war ich auch wirklich nahe dran», sagt Ganz. «Aber es hat sich jeweils im letzten Moment nicht ergeben. Vielleicht war das am Schluss auch besser so.» Denn so konnte er an der NLB-Spitze eine gute Rolle spielen und erhielt viel Eiszeit. «Mir ist das lieber, als in einer höheren Liga weniger Einsätze zu haben.»

Und doch schwingt etwas Wehmut mit, wenn er an den Aufstieg mit Kloten zurückdenkt. Dass er dort keine Rolle mehr spielte in der Planung für die National League, setzte ihm zu. «Ich hätte gerne eine Chance bekommen, um einen Platz im Team zu kämpfen. Auch wenn es hart geworden wäre. Aber es hiess von Anfang an, man setze nicht auf mich, ich sei zu alt und werde nicht spielen.»

So ging es für Ganz noch zwei Saisons in der Swiss League weiter, bevor er den Rücktritt aus dem Profisport gab und seinen Vertrag in Olten kündigte. Eine Option auf eine weitere Saison hätte er zwar gehabt, doch der Klub schlug einen Sparkurs ein. «Es stimmte für mich nicht mehr, ich wollte den Aufwand nicht mehr betreiben. Und vielleicht hätte sich der Klub auch von mir getrennt, wie er das mit einigen andern älteren Spielern getan hat.»

Eigentlich wollte er aufhören

Dass seine Karriere doch noch einmal weitergehen würde, damit hatte er nicht gerechnet. «Für mich war eigentlich klar, dass es das nun war mit dem aktiven Eishockey.» In den Familienbetrieb ist er unterdessen stärker involviert. Und er blieb anfänglich auch hart, obschon sich verschiedene Klubs um ihn bemühten. «Vielleicht brauchte ich auch einfach den Sommer, um abzuschalten und Zeit für mich zu haben. Danach kitzelte es mich schon wieder.»

Ein aufgegleister Wechsel in die MHL zu Bülach, wo sein Bruder Robin lange gespielt hatte, kam letztlich nicht zustande – und so entschied sich Fabian Ganz für den EHC Dübendorf. Auch wegen den Bemühungen von Timo Brauchli, der ebenfalls aus Embrach stammt und mit dem Ganz schon lange befreundet ist. «Er rief manchmal fast täglich an», sagt Ganz lachend.

Kurz vor Saisonstart war der Wechsel dann fix – und der Kreis gewissermassen geschlossen. Denn schon als Lions-Elitejunior hatte Ganz einige Spiele für den damaligen Erstligisten Dübendorf absolviert. Christoph Schenk war damals Trainer, und Ganz erinnert sich an Namen wie Fabio Obrist, Viktor Nikolic, Marcel Prader oder Mike Portmann. Diese Klublegenden beeindruckten ihn, «es war ein super Team, das uns junge Spieler mit offenen Armen empfing».

Dasselbe tut er jetzt. «Er hilft den jungen Spielern und gibt ihnen gute Tipps», sagt Headcoach Stirnimann. Er beschreibt Ganz als «neben dem Eis ruhig und zuvorkommend – ein ehrlicher Typ, mit dem man gut reden kann». Auf dem Eis ist das aber anders. «Da ist er verbissen und ehrgeizig, er kann auch sehr emotional werden.»

35 Jahre alt ist Fabian Ganz am 31. Januar geworden. Es wäre keine Überraschung, wenn er seine Karriere nach dieser Saison beenden würde. Doch er hat sich noch nicht entschieden. «Es hat schon recht Spass gemacht», sagt er. Und für Stirnimann ist klar: «Es wäre genial, wenn er weitermachen würde. Er bringt Routine und Ehrgeiz mit und ein Selbstverständnis, das man als Hockeyaner haben sollte.» Wer weiss, vielleicht braucht Ganz einfach wieder einen Sommer Distanz, um das Kribbeln zu spüren.

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