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Volle Konzentration: Skip Nora Wüest (Mitte) mit Vater Dieter sowie ihrer Schwester Marion.nDie Volketswiler Curling-Familie Wüest holte an der Mixed-WM die Bronzemedaille. Foto: PD

Bronze nach Steigerungslauf

Wie eine Familie aus Volketswil an der WM für Furore sorgte

Die enge Verbundenheit ist einer ihrer Trümpfe. Neben viel Leidenschaft fürs Curling steckt im Team der Wüests aber auch viel Substanz.

Volle Konzentration: Skip Nora Wüest (Mitte) mit Vater Dieter sowie ihrer Schwester Marion.nDie Volketswiler Curling-Familie Wüest holte an der Mixed-WM die Bronzemedaille. Foto: PD

Veröffentlicht am: 04.11.2024 – 10.53 Uhr

Es dürfte nicht manche Familie geben, die von sich behaupten kann, eine WM-Medaille in einer olympischen Sportart gewonnen zu haben. Die Wüests aus Volketswil aber haben genau das geschafft.

Kürzlich hat das aus Vater Dieter Wüest, den Töchtern Marion und Nora Wüest sowie Noras Partner Yves Wagenseil bestehende Team an der Mixed-WM im schottischen Aberdeen die Bronzemedaille gewonnen.

Längst sind alle wieder zurück im Alltag. Ihren Erfolg haben sie derweil noch gar nicht so richtig gefeiert, wie Skip Nora Wüest sagt. In Schottland selber war der Zeitplan nach dem entscheidenden 4:2-Erfolg gegen Spanien zu eng. Und tags darauf die Ankunft daheim zu spät.

«Aber wir gehen sicher noch gemeinsam essen», ist Nora Wüest überzeugt.

Mit ihrer Teamzusammensetzung schrieben die Wüests eine ganz besondere Geschichte. Eine, die nicht nur den Schweizer Curlingverband zu einem ausführlichen Artikel motivierte, sondern auch einen Bericht auf dem Portal World Curling zur Folge hatte.

In der spanischen Equipe spielten mit Oihane und Leire Otaegi zwar Zwillingsschwestern. Und bei den Engländern war etwa das Ehepaar Lesley und Martin Gregory im Einsatz. Aber so viele Familienmitglieder wie die Wüests brachte an der Mixed-WM niemand aufs Eis.

Kommt hinzu: Mutter Isabelle war als Betreuerin ebenso dabei wie Marions Zwillingsschwester Carola. «Es war cool, als Familie gehen zu können», schwärmt Nora Wüest und sagt: «Es war für uns in erster Linie ein Erlebnis.»

Viel Qualität im Team

Ein Erlebnis, das durch den sportlichen Erfolg natürlich noch versüsst worden ist. Wie überraschend kam der Medaillengewinn denn zustande?

Nora Wüest spricht von einigen Fragezeichen im Vorfeld. Ganz besonders, was die Stärke der Konkurrenz angeht. Man habe sich in einem ersten Schritt lediglich den Playoff-Einzug zum Ziel genommen. Sie sagt aber auch: «Wir wussten, wenn wir die Leistung abrufen können, zu der wir fähig sind, kann es reichen.»

Dazu muss man wissen: Das Medaillen-Quartett betreibt Curling mittlerweile zwar als Freizeitsport. In Wüests Team steckt neben viel Leidenschaft aber auch sehr viel Know-how.

Das fängt bei Vater Dieter (64) an, über den Tochter Nora (25) sagt: «Er bringt sehr viel Erfahrung mit und spielt schon länger, als es mich überhaupt gibt.» In seiner Aktivkarriere feierte Wüest auch internationale Grosserfolge – darunter EM-Bronze 1987 sowie WM-Bronze 1993.

Neben dem Patron ist Yves Wagenseil (25) der zweite Ruhepol im Team. «Er liefert dann, wenn er muss», lobt Nora Wüest ihren Partner, der im Nachwuchs Erfolge feierte. 2020 wurde Wagenseil Vizeweltmeister bei den Junioren.

Marion Wüest (22) belegte derweil an Junioren-Weltmeisterschaften die Plätze vier und fünf. Über sie sagt Nora Wüest: «Marion ist sehr fokussiert und ehrgeizig wie ich.» Der Skip spielte früher zwar ebenfalls internationale Turniere, an einem Grossanlass nahm sie aber auch im Nachwuchs nie teil.

Deshalb ist für sie nach dem Medaillengewinn an der Mixed-WM klar: «Für mich ist das definitiv der grösste Erfolg bisher.»

Die Volketswiler Curling-Familie Wüest holte an der Mixed-WM die Bronzemedaille.
Die WM wurde für sie zur Erfolgsgeschichte (von links): Yves Wagenseil, Nora, Dieter, Marion und Carola Wüest (Coach). Foto: PD

Die enge Verbundenheit der Teammitglieder ist einer ihrer Trümpfe. Wie schwierig aber ist es, das Private vom Sportlichen zu trennen?

«Wir haben das recht gut im Griff», findet Nora Wüest. «Die Diskussionen vom Eis nehmen wir nicht heim. Auf dem Eis ist das Spiel im Fokus, daneben die Familie.» Zu hitzigen Situationen sei es jedenfalls nicht gekommen, sagt der Skip. «Es hilft uns, dass wir uns sehr gut kennen.» Und in dieser Konstellation einiges erlebt haben.

Ist der Appetit geweckt?

Die Wüests haben schon einige Turniere zusammen gespielt. So an der Mixed-SM im letzten Jahr, wo für sie im Viertelfinal Endstation war. 2024 setzte sich das Quartett an den Mixed-Meisterschaften, an denen keine Kadermitglieder zugelassen sind, dann aber durch und sicherte sich das WM-Ticket.

In Aberdeen brauchte die Familie Anlaufzeit. Sie hatten zu Beginn etwas Mühe mit dem Eis, erinnert sich Nora Wüest. «Und irgendjemand hatte immer einen Haken drin.»

Doch als es zählte, war die Equipe bereit und stiess bis in den Halbfinal vor. 4:6 verlor sie diesen gegen den späteren Weltmeister Schweden. Im Bronzespiel kehrten die Wüests dann aber auf die Siegesstrasse zurück.

Hat der Medaillengewinn Appetit auf weitere WM-Abenteuer geweckt? Es ist noch zu früh, um darüber nachzudenken, findet Nora Wüest. Zwei Punkte sind indes klar: An der SM werden die Wüests wieder in derselben Zusammensetzung starten.

Sollten sie gewinnen, gibts dafür trotzdem kein WM-Ticket. Einfach darum nicht, weil 2025 in der nichtolympischen Mixed-Disziplin keine WM stattfindet.

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