Nach zuletzt harzigen Auftritten hatte sich Usters Trainer Etienne Scholz einen Dosenöffner gewünscht. Ein Tor, das einen deutlichen Sieg einleitet und bei den im Abschluss oft schwächelnden Ustermern vielleicht auch nachhaltig den Knopf löst.
Und tatsächlich: Ausgerechnet im Interregio-Derby gegen Dübendorf fand der FCU das gesuchte Küchengerät. Es war aber nicht etwa ein Ustermer, der dieses benutzte, sondern ausgerechnet der Captain des Gegners.
Der sonst zuverlässige FCD-Keeper Labinot Bytyci nämlich vermochte nach einer guten Stunde einen ebenso missglückten wie harmlosen Flankenball von Dennys Gugliotta selbst im Nachfassen nicht zu fangen und bugsierte ihn auch noch gleich eigenhändig zum 0:1 über die Linie.
Nach dem auf diesem Niveau selten gesehenen Lapsus erlahmte der Widerstand der zu diesem Zeitpunkt bereits dezimierten Dübendorfer umgehend und Uster schoss sich noch zu einem klaren 5:0-Auswärtssieg.
Rote Karte (nicht) entscheidend
So einig sich die beiden Trainer danach über die entscheidende Bedeutung des ersten Treffers waren, so unterschiedlich waren ihre Hypothesen darüber, welchen Einfluss auf den Ausgang der Partie die rote Karte gegen Shahid Malhis hatte.
«Wir haben mehr Situationen mit Gefahrenpotenzial kreiert und waren öfter am Ball», sagte Scholz. Weil häufigerer Ballbesitz auch mehr Erholungszeit bedeute, hätte dieser seinem Team mit zunehmender Spieldauer zum Vorteil gereicht, vermutet Usters Coach und ist deshalb überzeugt, dass der FCU auch bei Gleichstand der Kräfte gesiegt hätte.
Wenig überraschend anderer Meinung war Shaip Krasniqi. Bis zur Aktion von Malhis, die für ihn ohnehin keine Tätlichkeit gewesen sei, habe es für den Gegner kein Durchkommen gegeben, sagte der Dübendorfer Trainer. «Die Ustermer waren verzweifelt und wussten überhaupt nicht, was tun.»
Selbst nach dem Platzverweis hätten den Gästen die Ideen gefehlt, fand Krasniqi, der mit einer weiteren umstrittenen Schiedsrichterentscheidung haderte. Schon vor der ominösen Szene war nämlich Usters Gionata Centoducato nur haarscharf um eine gelb-rote Karte herumgekommen. Auch Scholz war sich der Knappheit dieses Verdikts bewusst und wechselte den Mittelfeldakteur sogleich aus.
Ein Nachmittag zum Vergessen
Weil Bytyci ihm zuvorkam, wird die Frage, ob und wann der FC Uster den Bann auch selbst gebrochen hätte, unbeantwortet bleiben. War die Dose erst einmal aufgemacht, dauerte es jedenfalls nicht lange, bis sich die Ustermer an deren Inhalt gütlich taten und das Skore in die Höhe schraubten.
Diego Kappler traf wenige Minuten später per Foulpenalty, und der zur Pause eingewechselte, auffällige Gugliotta erzielte nach einer gekonnten Kombination das 3:0.
Und in der Schlussphase sorgten Dejan Ilic und noch einmal Diego Kappler für das allzu deutliche Endergebnis.
Den unglücklich kämpfenden Dübendorfern hingegen blieb – weil Topscorer Delil Ferati in der Nachspielzeit den Ball selbst aus wenigen Metern nicht an Usters Goalie Boris Steiner vorbeibrachte – selbst das Ehrentor verwehrt. Nach sieben Runden zieren sie das Tabellenende.
Dübendorf - Uster 0:5 (0:0). – Tore: 60. Eigentor Bytyci 0:1. 69. Kappler (Foulpenalty) 0:2. 74. Gugliotta 0:3. 80. Ilic 0:4. 83. Kappler 0:5.