nach oben

Anzeige

Sport
abo
Duebendorf Hardmeier Dominik gegen Naef Marc

Dominik Hardmeier eifert im Chreis den Idolen seiner Kindheit nach – und will sich mit dem EHCD mittelfristig wieder Richtung Spitze orientieren. (Archiv) Foto: David Kündig

EHCD-Stürmer Dominik Hardmeier

Der Captain mit dem Torriecher

Mehr Dübendorf geht kaum: Als Kind war Dominik Hardmeier Fan des EHCD-Fanionteams. Nun führt er die Glattaler als Captain zurück in die MHL.

Dominik Hardmeier eifert im Chreis den Idolen seiner Kindheit nach – und will sich mit dem EHCD mittelfristig wieder Richtung Spitze orientieren. (Archiv) Foto: David Kündig

Veröffentlicht am: 13.09.2024 – 07.20 Uhr

Es passierte am 2. Februar 2018. Dominik Hardmeier ist damals 20 Jahre alt und steht in seiner ersten vollen Saison mit den GCK Lions in der Swiss League. 9 Skorerpunkte in 39 Spielen stehen auf seinem Konto. Das 40. Spiel der Saison sollte ein schicksalsträchtiges werden.

0:0 steht es im Derby gegen Winterthur, als Hardmeier vors gegnerische Tor fährt, den Schuss eines Teamkollegen abwartet und dann wieder lossprinten will, um den Puck in der Ecke des Spielfelds auszugraben. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht weiss: Die Stockschaufel von Winterthur-Verteidiger Reto Kobach hat sich in seinem Schlittschuh oberhalb der Kufe verfangen. «Er wollte nach rechts, ich nach links. Es war nicht einmal ein Foul», erinnert sich Hardmeier.

Die Konsequenzen der Szene, die für Hardmeier «auf zehn Arten scheisse» lief, waren heftig: Schien- und Wadenbeinbruch, mehrere Operationen, fast ein Jahr ohne Eishockey. «Danach erreichte ich das Niveau nicht mehr.»

Er war als Kind schon an den Derbys

Das hatte auch mit den Schmerzen zu tun, die von einer Platte im Bein verursacht wurden. «Es drückte im Schlittschuh alles zusammen, ich konnte ein Jahr lang kaum ohne Schmerzmittel spielen», erinnert sich Hardmeier. Da war ihm klar, dass er seinen Profitraum beerdigt. «Ich hatte nicht mehr dieselbe Freude wie vor der Verletzung.»

Die Verbindung zum EHC Dübendorf gab es damals schon – und sie ist bei Hardmeier so gross wie bei keinem anderen Spieler des aktuellen Fanionteams. Sein ganzes Leben wohnte er in Dübendorf – mit Ausnahme von «ein, zwei Jahren bei der Ex-Freundin in Bassersdorf». Sein ganzes Hockeyleben verbrachte er in der Lions-Organisation – und damit auch im Dübendorfer Nachwuchs.

Er erinnert sich daran, wie er als Kind zusammen mit Sergio Piai, der Ende letzter Saison verletzungshalber zurücktrat, jeweils im Chreis an den Spielen der 1. Mannschaft in einer Ecke des Stadions Unihockey spielte. Die Derbys gegen Winterthur in der 1. Liga waren damals das Nonplusultra. «Da sagte ich mir: Ich will irgendwann in meinem Leben auch für die 1. Mannschaft in einem Derby spielen.»

Über 150 Spiele

Hardmeiers Verbundenheit zum Klub ist in seinen Worten hörbar. Sichtbar ist sie unterdessen auch auf dem Trikot. Seit letzter Saison trägt er als Captain das «C» auf der Brust. Er startet in seine fünfte volle Saison mit den Dübendorfern, für die er seit 2017 auch immer wieder einmal Einsätze als GCK-Leihspieler bestritten hatte. 153 Spiele im Dress des EHCD-Fanionteams hat er unterdessen hinter sich, 114 Punkte dabei gesammelt (52 Tore, 62 Assists). Und unterdessen ist er neben Alessio Pozzorini und Jari Allevi der einzige Spieler, der sowohl den Abstieg als auch den direkten Wiederaufstieg aus der respektive in die MHL miterlebt hat.

Als Coach Reto Stirnimann Hardmeier vor der letzten Saison für das Amt das Captains anfragte, sagte er nicht sofort zu. «Ich wollte zuerst eine Nacht darüber schlafen. Es ist ja nicht nur ein Buchstabe auf dem Trikot, sondern bringt viel Verantwortung mit sich.» Die Zusage folgte am nächsten Tag – unter anderem nach einem Telefon mit Sergio Piai, mit dem Hardmeier eng befreundet ist und der zuvor einer der Assistenz-Captains war. «Eigentlich hatten alle erwartet, dass er es wird. Und mir war wichtig, dass das nicht zwischen uns steht.»

Stets steht ihm einer vor der Sonne

Als seine «gute rechte Hand» bezeichnet Trainer Reto Stirnimann Hardmeier. «Er ist ein sehr angenehmer Typ, hat ein offenes Ohr für alle und kann Situationen gut einschätzen. Wir sehen vieles ähnlich.»

Hardmeier ist seit Jahren ein verlässlicher Punktelieferant – dem aber stets noch ein Teamkollege vor der Nase stand, wenn es um die interne Topskorerwertung ging. Was aber eigentlich ganz zu seiner Art passt, sich selber als nicht zu wichtig hinzustellen. «Wichtig sind nicht meine Punkte, sondern der Erfolg des Teams – ich weiss, dass das im Teamsport eine Standardantwort ist, aber ich meine das ernst.»

Und doch gibt es Tore, die für ihn mit besonders positiven oder negativen Erinnerungen verknüpft sind. Seinen Führungstreffer zum 2:1 im Cup-Final 2022 gegen Arosa vor heimischem Publikum etwa, als die Bündner die Partie mit zwei Treffern in den letzten drei Minuten noch drehten. «Das nervt mich jetzt noch.» Positiv hängen geblieben ist der Siegtreffer in der Overtime im dritten Playoff-Halbfinalspiel gegen Burgdorf in der letzten Saison, mit dem Hardmeier den Einzug in den Final gegen Wetzikon besiegelte. «Dieser Moment war unglaublich, man spürte die Freude bei allen.»

Überhaupt war Hardmeier so etwas wie Mister Overtime im EHCD – drei Siegtreffer erzielte er im Playoff in der Verlängerung, ein weiteres Mal war sein Stock im Spiel. Und im entscheidenden Spiel um den Aufstieg schoss er beim 6:2-Sieg gegen Wiki-Münsingen vier Tore. «Das ist schon einmalig», sagt er nun. «Aber das Wichtigste ist, dass wir dieses Spiel gewonnen haben.»

Respekt und Vorfreude

Hardmeiers Skorerqualitäten werden auch nach dem Wiederaufstieg in die MHL gefragt sein – aber auch seine Qualitäten als Captain. Denn klar ist: Dübendorf kehrt nicht als potenzielles Spitzenteam in die höchste Amateurliga zurück, sondern muss seinen Platz auf dieser Stufe erst wiederfinden. «Wir wissen, dass wir um den Strich herum spielen werden, und wir haben Respekt vor dieser Aufgabe. Aber ich spüre auch Freude, denn ich spiele gerne gegen bessere Gegner», sagt Hardmeier.

Er weiss, dass er gefordert sein wird, gerade wenn es Niederlagenserien geben sollte. «Dann geht es darum, dass die Stimmung positiv bleibt.» Wobei er nicht ein Lautsprecher mit dauerndem Sendebedürfnis ist. «Ich glaube, es würde nicht gut ankommen, wenn ich auf einmal herumschreien würde. Aber wenn ich merke, dass etwas nicht passt, dann mache ich den Mund schon auf.»

Dass er sich etwas mehr Routine im Team gewünscht hätte, daraus macht Hardmeier keinen Hehl. Das Aufstiegsteam ist zwar im Gros zusammengeblieben, die wenigen zurückgetretenen Routiniers wurden aber mit U20-Spielern aus der Lions-Organisation ersetzt, von denen mehrere bereits letzte Saison als Leihgaben im EHCD gespielt hatten.

Integration und Erfolgshunger sind also gegeben – auch deshalb sagt Hardmeier: «Wir sind bereit für diese Liga.» Sechs Testspiele haben die Dübendorfer gegen MHL-Konkurrenten absolviert. Zwei davon gewannen sie – gegen Frauenfeld und Wetzikon. «Realistisch gesehen dürften das unsere Hauptgegner sein», glaubt der Captain.

Auf einer Stufe mit Obrist und Nikolic?

Wenn es nach ihm geht, soll der Klub in einigen Jahren wieder dort sein, wo er sich lange aufhielt: in der Spitzengruppe. Das entspricht der Mentalität der Equipe. «Wir haben uns weiterentwickelt und wollen nun den nächsten Schritt machen. Wir spielen nicht, um Zehnter oder Elfter zu werden. Da haben wir dann schon einen anderen Anspruch.»

Und sein Anspruch ist es, beim EHC Dübendorf dereinst seine Karriere zu beenden. Vielleicht ergeht es ihm dann gleich wie seinen Vorbildern Fabio Obrist und Viktor Nikolic, zu denen er als Nachwuchsspieler emporgeschaut hatte. Die Trikots mit ihren Nummern hängen nun unter dem Hallendach im Chreis.

Anzeige

Anzeige