Bald ist Sarah Schmids Freiluftsaison zu Ende. Wie sieht die Bilanz der Dübendorfer Kugelstösserin aus? Sie muss nicht überlegen. «Topp.»
Die 20-Jährige hat ihre persönliche Bestweite auf 14,20 Meter gesteigert, ist zugleich aber sicher: «Es geht noch mehr.» Der Rekordstoss gelang der Athletin des LC Zürich zum bestmöglichen Zeitpunkt – mit dem letzten Versuch an der U23-SM in Langenthal.
«Ich wusste, da geht technisch noch was, es fehlte zuvor nur wenig», erinnert sie sich an ihren finalen Stoss. Und sagt über ihren ersten Nachwuchsmeistertitel: «Er fühlt sich sehr gut an.»
In der U20 war Schmid mehrfach nahe dran gewesen. 2022 hatte sie jeweils Silber im Diskuswerfen und Kugelstossen gewonnen, letztes Jahr dann zweimal Bronze. Sie macht kein Geheimnis daraus, dass sie den verpassten Siegen in der U20 nachgetrauert hat.
Umso grösser ist die Genugtuung für die Geomatikerin, in ihrem ersten U23-Jahr SM-Gold gewonnen zu haben. Vorerst konzentriert sich Schmid aufs Kugelstossen, gibt aber unumwunden zu: «Wenn ich da gleich gut wäre, würde ich wohl lieber Diskus machen.»
Norwegen steht zuoberst
Sechs Einheiten pro Woche absolviert die Leichtathletin, die dem nationalen Nachwuchskader Swiss Starters Future angehört. Nach Abschluss ihrer Lehre im Sommer hat sie das Arbeitspensum auf 80 Prozent reduziert. Das Ziel für die Freiluftsaison 2025 ist schon festgelegt: Schmid peilt die U23-EM im norwegischen Bergen an.
Noch ist die Limite dafür nicht bekannt, sie dürfte aber zwischen 14,40 und 14,50 Meter liegen. Um sie zu knacken, muss sich die Dübendorferin also weiter steigern.
Die Grundvoraussetzung dafür hat sie letzten Herbst mit dem Wechsel zur Drehstosstechnik gelegt, den sie aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen machte. Mit 1,71 Metern ist Schmid zu klein fürs sogenannte Angleiten, eine weitere Steigerung wäre mit dieser Technik wohl kaum mehr möglich gewesen. «Das Drehen verzeiht die Grösse», sagt sie, «ist aber risikobehafteter.»
Als nächste Marke hat sich Schmid 15 Meter vorgenommen. Wäre das ein Quantensprung? Oder einfach der logische nächste Schritt? Die Leichtathletin wiegelt ab. Die letzten Monate waren ermutigend. Die Frage aber ist für sie: «Kann ich mich weiterentwickeln? Schaff ich das, sind die 15 Meter machbar.»
Kein Wort über Olympia
Schmid mag erst 20 sein, sie macht aber einen reifen Eindruck, wenn es um ihre sportlichen Ambitionen geht. Weder träumt sie laut von Olympia noch von einem Start an Weltmeisterschaften. Voll Respekt sagt sie bereits über das Niveau an einer Elite-EM: «Das ist dann schon heavy.»
Im Juni in Rom war mit Miryam Mazenauer nur eine Schweizer Kugelstösserin dabei. Der Saisonbestwert der Appenzellerin beträgt 16,83 Meter – er ist über zweieinhalb Meter besser als jener von Schmid. Die Glattalerin wiederum gehört zu den besten zehn Schweizer Kugelstösserinnen, klassierte sich an der Elite-SM auf Rang 9.
«Träume entwickeln sich weiter», sagt sie. Und findet gleichzeitig: «Mein kleines Ich hätte niemals gedacht, mal Erste an einer SM zu werden oder international zu starten.» Letzteres tat sie 2022 an einem Länderkampf in Deutschland sowie 2023 an der U20-EM in Israel. In Jerusalem verpasste Schmid den Einzug in den Final. Dennoch: «Es war ein megacooler Anlass.»
Von den damals gemachten Erfahrungen würde sie an der U23-EM nächstes Jahr zweifelsohne profitieren. Weiter als bis 2025 will Schmid aber nicht denken. Dafür ist sie zu pragmatisch eingestellt. «Es kann in einem Jahr so viel passieren», ist die Kugelstösserin überzeugt, «man kann stehen bleiben. Oder einen Meter weiter kommen.»