Aussergewöhnlich ist die Anzahl zwar nicht, wenn auch eher an der oberen Grenze. Am Samstag steht für Ramadan Hiseni der bereits vierte Kampf des Jahrs auf dem Programm. Im Stadthofsaal in Uster trifft der Volketswiler Profiboxer auf Victor Ionascu, einen in Deutschland lebenden Moldawier.
Hiseni hat sich selbstverständlich über den Gegner kundig gemacht. Das gehört zu seinem Beruf dazu. Er hat dabei realisiert: Ionascu pflegt eine unorthodoxe Art.
Was das für Hisenis Taktik heisst? «Ich darf mich nicht auf sein Spiel einlassen, sondern muss ihm meinen Stil aufzwingen.»
Der 27-jährige Mittelgewichtler ist guter Dinge, dass er dazu in der Lage ist und seinen Rekord von 18 Siegen in 21 Profikämpfen weiter ausbauen kann. Hiseni fühlt sich topfit, obwohl sein letzter Kampf nur gerade einen Monat zurückliegt.
Der relativ kurze Abstand zwischen den zwei Kämpfen sei für einmal kein Problem, findet Hiseni. Das wird es jeweils erst, wenn er sich in einem Duell Verletzungen zuzieht, die einige Zeit brauchen, um zu heilen. Einen Cut beispielsweise.
Das war zuletzt allerdings nicht der Fall. «Ich hatte Verspannungen», blickt Hiseni zurück und sagt: «Die Vorbereitung wurde dadurch nicht beeinträchtigt.»
Verpflichtet, um zu verlieren
Es hätte auch anders herauskommen können. Denn Hiseni war Anfang Juni bei seinem lang erhofften Auftritt auf internationaler Bühne klarer Aussenseiter. Er war von den Veranstaltern im kanadischen Montreal als Gegner von Shamil Khataev eingeladen worden.
Der Russe verweist gerne auf seine eindrückliche Statistik, laut der er 290 seiner 300 Amateurkämpfe gewonnen hat. Zum Vergleich: Hiseni selber bestritt nur deren 14, ehe er Profi wurde.
An seinen Kanada-Abstecher und den bisher wichtigsten Kampf der Karriere erinnert sich Hiseni gerne zurück. Auch wenn er im Cabaret du Casino auf der Île Notre-Dame, wo jeweils das Formel-1-Rennen stattfindet, die ihm zugedachte Rolle verweigerte.
«Man hatte mich geholt, um zu verlieren», ist sich der Volketswiler bewusst. Die Veranstalter dürften damit gerechnet haben, dass Hiseni nach fünf oder sechs Runden zu Boden geht.
Diesen Gefallen machte er ihnen aber nicht. Er liess sich vom Gegner nicht beeindrucken, war gut vorbereitet und packte mit einer starken Leistung die Gelegenheit beim Schopf, sich ausserhalb der Schweiz präsentieren zu können. Letztlich wertete man den Kampf als Remis.
Es ist ein Remis, mit dem aus Hisenis Sicht vor allem der Gegner zufrieden sein muss. Er sagt, ohne dies als Vorwurf platziert haben zu wollen: «Vom Gefühl her habe ich gewonnen.»
Viele Experten und auch ein Grossteil des Publikums hätten das ebenso gesehen, sagt Hiseni. Er ist sich aber auch im Klaren: «Auswärts muss man halt noch mehr überzeugen oder dann durch K. o. gewinnen.»
Er hofft auf ein Wiedersehen
Der gelungene Auftritt in Nordamerika hat Hiseni in der für ihn relevanten Boxrec-Rangliste zwischenzeitlich in die Top 100 gebracht. Er hat ihm zudem Selbstvertrauen, vor allem aber die Hoffnung auf ein erneutes Duell gegen Shamil Khataev verschafft.
«So können sie das nicht stehen lassen», sagt Hiseni über die Veranstalter. Er ist überzeugt, dass sie ihm gegen Ende Jahr einen Rückkampf anbieten und er erneut nach Kanada reisen wird. Der 27-Jährige schwärmt vom ganzen Drum und Dran im Cabaret du Casino.
Was er dazu zählt? Beispielsweise die Infrastruktur, die Interviews nach dem Wägen und eine Liveübertragung der Veranstaltung, die sechs Kämpfe umfasste. «Das war alles sehr professionell.»
Eine Nummer kleiner geht es am Samstag im Stadthofsaal zu und her. 600 bis 700 Fans erwartet Hiseni. Und von sich selber einen Sieg gegen Victor Ionascu.
Ein solcher würde ihn um 20 Plätze in der Boxrec-Rangliste nach vorne bringen. In dieser liegt der Moldawier weit hinter Hiseni.
Ionascu ist aber durchaus ein renommierter Boxer, auch wenn der 29-Jährige von den letzten fünf Kämpfen vier verloren hat. Unterschätzen wird Hiseni den Gegner auf keinen Fall.
Und was plant er für die zweite Hälfte des Jahrs? «Ich lasse mich etwas leiten», sagt der Volketswiler, ehe er ein mögliches Szenario mit zwei Kämpfen skizziert. Einen im September, den anderen dann Ende Jahr – vorzugsweise in Montreal.