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Sindi Mico

Künftig greift sie für das Schweizer Spitzenteam Neuchâtel an: die Volketswilerin Sindi Mico. Foto: Stefan Licka

Volketswilerin wird Volleyball-Profi

Der Spitzenklub soll Sprungbrett sein

Die Volketswilerin Sindi Mico wechselt zum Schweizer Vorzeigeklub – ihre Ziele sind aber noch höher.

Künftig greift sie für das Schweizer Spitzenteam Neuchâtel an: die Volketswilerin Sindi Mico. Foto: Stefan Licka

Veröffentlicht am: 15.05.2024 – 15.32 Uhr

Besser geht es national nicht und international kaum. Die Volleyballerinnen von Neuchâtel Université gewannen in dieser Saison das Triple aus Meisterschaft, Cup und Supercup. Und auf europäischer Ebene stiessen sie im zweithöchsten Wettbewerb, dem CEV-Cup, bis in den Final vor.

Dieser ging zwar verloren – doch das ändert nichts an der Tatsache: In der Schweiz führt derzeit punkto Frauenvolleyball kein Weg am Klub mit der Abkürzung NUC vorbei.

Auch der Weg von Sindi Mico nicht. Die 20-jährige Volketswilerin wechselt auf die nächste Saison hin von der in Bülach stationierten Volleyball Academy zu NUC. Von der Nachwuchsschmiede zum derzeitigen Aushängeschild der Nation also. «Es ist die allerbeste Plattform in der Schweiz, um mich zu zeigen», sagt sie.

Mico wird mit dem Wechsel zu NUC professionelle Volleyballerin. Die Maturprüfungen schliesst sie im Juni ab, ein Betriebswirtschaftsstudium möchte sie an einer Fernfachhochschule beginnen – doch ihr Beruf ist Spitzensportlerin.

Bei den Neuenburgerinnen hat sie einen Vertrag über eine Saison unterzeichnet und erhält einen Betrag, den sie als «guten Lohn zum Anfangen» bezeichnet. Und: «Der Klub finanziert auch einige Dinge, die man sonst selber bezahlen muss.» Wie etwa eine Wohnung.

Es ist auch neben dem Sport ein grosser Schritt für die 20-Jährige. Weg von zu Hause in eine andere Region, einen anderssprachigen Landesteil. Wobei die Sprache für sie kein Hemmnis darstellt. Mit «oui, oui» beantwortet sie die Frage nach ihren Französischkenntnissen – und erzählt, dass sie jetzt schon privat mit den einen Spielerinnen französisch und mit den anderen italienisch – ihre Muttersprache – spreche.

Die Trainerin ist für sie ein Vorbild

Im Team bei NUC dürfte aber Englisch Trumpf sein. Nicht nur wegen Spielerinnen aus den USA, sondern auch wegen Trainerin Lauren Bertolacci. Die Australierin ist auch Schweizer Nationaltrainerin. Mico hat bereits erste Erfahrungen im A-Nationalteam gemacht, an den Europameisterschaften im letzten Jahr war sie die Jüngste im Schweizer Team, dem mit der Achtelfinalqualifikation ein Exploit gelang.

«Sie ist strategisch gut, ihre Ziele sind klar und deutlich», sagt Mico über die Trainerin, die für sie auch ein Vorbild ist. «Sie ist zielstrebig, ihr Mindset gefällt mir. Und sie wird mir beibringen können, was man braucht, um den Schritt ins Ausland durchzuziehen.»

Lauren Bertolacci – dieser Name kommt auch schnell ins Spiel, wenn man mit Frieder Strohm spricht. Der Geschäftsführer der Volleyball Academy fädelte den Transfer mit ein – und auf die Frage, ob NUC bei ihm angefragt habe oder umgekehrt, sagt er: «Wir haben sowieso einen engen Draht zu den anderen Klubs, auch zu Lauren Bertolacci.»

Auch wegen ihr sei NUC die perfekte Destination für Mico. «Sie glaubt an junge Spielerinnen. Sindi wird ihre Chance erhalten. Ich hoffe, dass sie diese auch nutzen kann und bald eine tragende Rolle spielen kann.»

Das tat sie zuletzt bei der Volleyball Academy, wo sie vor zehn Tagen einen massgeblichen Anteil am Gewinn des U23-Meister-Titels hatte. Und auch in der NLA, wo die Zürcherinnen zwar den zweitletzten Rang belegten, aber ein reines Ausbildungsgefäss sind, das keine rein sportlichen Ziele verfolgt. Spielerinnen wie Mico hervorzubringen – darum geht es.

In Neuenburg dürfte sie vorerst erste Auswechselaussenspielerin sein, vermutet Mico. «Ich fange nicht bei null an, aber auch nicht als Stammspielerin.»

Die komplette Spielerin mit dem immensen Willen

Die Volketswilerin bringt laut Strohm alles mit, was es für eine grosse Karriere braucht. «Sie ist eine komplette Spielerin mit einer guten Handlungshöhe, sie bringt Wucht in den Angriff und blockt gut und effizient.» Was ihr noch fehlt, ist laut Strohm lediglich die Erfahrung in grossen Spielen.

In Neuenburg kann sie diese sammeln – muss aber auch mit dem täglichen Konkurrenzdruck im Training zurechtkommen, den sie so bisher noch nicht kannte. Sie sagt: «Alles wird anders sein. Die Ziele, der Druck, die Erwartungshaltung. Ich kann mir das noch gar nicht so gut vorstellen.» In den Worten schwingt Respekt mit – aber gleichzeitig klingt sie auch sehr zielstrebig. Strohm attestiert Mico einen immensen Willen. «Sie hat das richtige Mindset für den Leistungssport. Sie ist eine getriebene Athletin – und das ist positiv gemeint.»

Neu, aber nicht gänzlich unbekannt wird für sie das höhere Tempo sein, das die Neuenburgerinnen spielen. Mico kennt es aus den Nationalmannschaften und sagt deshalb: «Ich weiss, was auf mich zukommt. Und ich bin recht flexibel spielerisch.» Anpassen dürfte sie sich schnell können – zumal sie die Spielweise mag. «Du hast nicht viel Zeit zum Überlegen und wirfst deine Skills und deine Technik rein. That’s it. Ich tue das gern. Und die meisten Teams spielen international so.»

Italien ist die Traumdestination

International sind auch ihre Ambitionen. Neuenburg soll nur eine Zwischenstation sein. Mico zieht es im Optimalfall nach Italien. Nicht nur, weil das ihre Heimat ist, sondern, weil die italienische Liga als eine der besten in Europa gilt.

Derzeit sind lediglich vier Schweizerinnen als Profis im Ausland engagiert. Wann könnte der Schritt für Mico realistisch werden? «Vielleicht nach dieser Saison, vielleicht in einigen Jahren, vielleicht nie. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle», sagt sie. Strohm sagt: «Sie ist ready. Realistisch ist der Wechsel aber erst dann, wenn auch ein Angebot kommt.» Für ihn ist aber klar: «Sie will, sie kann, sie bringt alles mit.»

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