Es ist der Traum eines jeden eishockeybegeisterten Knaben: Eines Tages in der höchsten Liga zu spielen, nach Toren von Tausenden von Fans bejubelt zu werden und mit dem eigenen Hobby Geld zu verdienen. Dominik Diem erging es nicht anders. Mit dem Unterschied, dass der technisch und läuferisch begnadete Stürmer die Tore seit jeher lieber vorbereitete.
«Ich habe schon immer viel lieber den Pass gespielt und oft im letzten Moment noch nach einem besser positionierten Spieler Ausschau gehalten, um ihm das Tor zu ermöglichen», sagte der Schwerzenbacher unlängst.
Doch auf Diems Zuspiele müssen die Teamkollegen ab nächster Saison verzichten. Der Stürmer sieht von einer möglichen Vertragsverlängerung beim EHC Kloten ab – und beendet im Frühling mit dann erst 27 Jahren die Karriere. Das Feuer, die Leidenschaft am Sport, ist erloschen.
«Die Entscheidung fiel nicht von heute auf morgen», sagt Diem. «Ich habe im Verlauf meiner Profikarriere gespürt, dass mir Freude und Motivation abhandenkommen.»
Kürzlich informierte der Oberländer vor einem Training seine Mannschaftskollegen. «Eine Befreiung», sagt er. Und mutmasst, dass wohl so manch einer in den letzten Jahren bemerkt hätte, dass er nicht sonderlich viel Freude versprühe. Seine Entscheidung habe nichts mit der Mannschaft und dem Club zu tun.
«Ich wurde sehr gut aufgenommen und fühle mich wohl in Kloten. Ich habe alles, was man sich wünschen kann. Es ist ein rein persönlicher Entscheid.»
Diem verzichtet auf einen sechsstelligen Betrag
Der ehemalige ZSC-Junior stiess erst auf diese Saison hin von den Stadtzürchern zu Kloten. Diem erhoffte sich dadurch neuen Schwung. Die Leistungen sind denn auch erstklassig. Der Mann, der im Angriff auf jeder Position spielen kann, ist drauf und dran, einen persönlichen Bestwert aufzustellen.
In 29 Partien steuerte er 15 Skorerpunkte (2 Tore) bei. Einzig Topskorer Axel Simic (18 Punkte) und Jonathan Ang (17) weisen in Kloten noch bessere Werte auf.
«Klar ist es schön, wenn es sportlich läuft. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass mich der Sport nicht mehr erfüllt. Das Leben eines Eishockey-Profis ist nichts für mich. Es geht mehr ums Business und weniger um den Spass wie in ganz jungen Jahren. Es ist ein Müssen», sagt Diem ehrlich.
«Hätte ich weitergemacht, wäre es wohl irgendwann zu einem Riesenkrampf geworden, was ungesund gewesen wäre.
Dominik Diem
Der Klotener Spielmacher hätte seine Karriere locker um ein paar Jahre verlängern und dabei pro Saison gutes Geld im sechsstelligen Bereich verdienen können. Doch das war nicht sein Ansporn. «Ich bin mir bewusst, dass ich künftig viel weniger verdienen werde. Doch ich kam an einen Punkt, an dem dies keine Rolle mehr spielte», so Diem.
«Hätte ich weitergemacht, wäre es wohl irgendwann zu einem Riesenkrampf geworden, was ungesund gewesen wäre. Mir ist es wichtiger, etwas zu finden, woran ich Spass habe. Denn wenn Spass und Freude fehlen, bist du fehl am Platz.»
Nach der Saison will der Stürmer erst einmal auf Reisen gehen, abschalten und den Kopf lüften. Es zieht ihn nach Asien. Er schwärmt von Indonesien, Vietnam, Thailand und Singapur. Von der Kultur, der Art und Weise, wie die Menschen dort leben.
Wie lange die Auszeit dauern soll, lässt der Zürcher offen. Seine berufliche Zukunft sieht er in einem Büro. Derzeit absolviert Diem ein Praktikum bei einer Versicherung. «Ich mag auch das Organisatorische», sagt er.
Endlich die Freizeit flexibler gestalten
Diem freut sich auf künftig mehr Freiheiten. Mal spontan an einem Wochenende zu verreisen, im Winter Ski zu fahren, die Ferien frei bestimmen zu können – überhaupt die gesamte Freizeit spontaner und flexibler zu gestalten.
Zum Eishockey fand Diem einst durch seinen drei Jahre älteren Bruder Ramon, der zuletzt in der Myhockey League für Bülach spielte, Ende der letzten Saison aber ebenfalls einen Schlussstrich unter das Kapitel Eishockey zog.
Sein Debüt in der höchsten Liga gab Dominik Diem im Januar 2015 mit damals erst 17 Jahren. ZSC-Trainer Marc Crawford setzte ihn in Lugano neben den beiden Ausländern Robert Nilsson und Ryan Keller ein und schickte ihn selbst im Powerplay aufs Eis.