Auf diesem kleinen Raum sind am Wochenende gleich zwei Leistungssportwettkämpfe im Kunstturnen auf dem Programm: In Volketswil geht es um die Schweizer-Meister-Titel bei den Junioren. Und in Uster steht der 26. Züri-Oberland-Cup der Kunstturnerinnen an.
Es sind die ersten Wettkämpfe, nachdem der Zwist im Zürcher Turnverband um die Entlassung von Männer-Cheftrainer Christian Grossniklaus an die Öffentlichkeit getragen wurde, der im Rücktritt von 19 Funktionären per Ende Juni gipfelte. Manche davon engagieren sich auch in Volketswil an der Junioren-SM. Miro Rossi vom OK sagt aber klar: «Wir sind kein Teil dieses Zwists, weil die SM nicht ein Anlass vom Zürcher Verband, sondern vom STV ist.»
Für Diskussionen auf den Rängen dürften die Ereignisse dennoch sorgen, womöglich auch für Solidaritätsbekundungen. Zumal die Athleten des ZTV an der letzten Junioren-SM 21 von 45 möglichen Medaillen holten – was viele auch als Leistungsausweis des entlassenen Trainers interpretieren.
Doch ungeachtet davon: Wie kommt es zu dieser Häufung an Grossanlässen? Und welchen sollen sportinteressierte Zuschauer aus der Region besuchen? Wir bieten Hilfestellung.
Warum finden die beiden Anlässe ausgerechnet am selben Wochenende statt?
Es ist eine unglückliche Fügung. Der Termin der Junioren-SM stand schon länger fest, unverrückbar, weil er mit der nationalen Wettkampfplanung zusammenhängt. Erst seit verhältnismässig kurzer Zeit steht fest, dass die SM in Volketswil stattfindet. Die organisierende Gönnervereinigung der Kunstturner des Kantons Zürich sprang ein, weil der nationale Verband keinen Veranstalter fand, und stellte den Anlass innert nur rund drei Monaten auf die Beine.
Der Züri-Oberland-Cup findet im Normalfall in der zweiten Mai-Hälfte statt, wegen Auffahrt und Pfingsten haben sich die Organisatoren vom Satus Uster aber für das erste Juni-Wochenende entschieden. Es sind übrigens nicht die einzigen beiden Turngrossanlässe im Kanton: In Fehraltorf und in Regensdorf finden gleichzeitig Regionalmeisterschaften statt, an denen Klubs aus dem Oberland ebenfalls engagiert sind.
Inwiefern kommen sich die Anlässe in die Quere?
Wer sich für die sportlichen Höhepunkte, die Entscheidungen in der höchsten Kategorie P6, interessiert, der muss sich zwingend entscheiden. Sie finden nämlich da wie dort zur Primetime statt: am Samstag um 19 Uhr. Jedenfalls, was den Mehrkampf anbelangt. In Volketswil stehen in den Kategorien P5 und P6 am Sonntagnachmittag die Gerätefinals an.
Dass man sich gegenseitig Publikum abspenstig macht, glauben die Organisatoren allerdings nicht. «Wir rechnen ohnehin nicht mit einem riesigen Aufkommen. Und wir freuen uns über jeden, der Freude am Turnsport hat», sagt Rossi. Da wie dort dürfte das Gros der Zuschauer ohnehin aus den Athleten selber und ihren Angehörigen bestehen. «Für die Turnkenner ists vielleicht schon ein Dilemma», sagt Pamela Brägger vom Satus Uster, der den Züri-Oberland-Cup organisiert. «Aber da ist es eine Frage der Vorliebe: Bei den Frauen ist die Sportart tänzerischer, spielerischer und eleganter, bei den Männern ist die Power eindrücklicher.»
Warum lohnt es sich, die Junioren-SM zu besuchen?
Weil es um die nationalen Meistertitel geht. «Das verleiht dem Anlass eine Einzigartigkeit», sagt OK-Mitglied Rossi. In Volketswil sind die besten Nachwuchsturner der Schweiz am Start, «das sind unsere künftigen Olympia-Teilnehmer». Er spricht zudem vom «Kampf der Kantone» – schliesslich geht es auch um die Titel für die Equipen der einzelnen Kantonalverbände.
Mitfavoriten aus dem Oberland sucht man in den höchsten Kategorien übrigens vergeblich. Im P6 gilt der Aargauer Ben Schumacher als Top-Favorit – er startet erstmals auf höchster Stufe, strebt aber seinen vierten Mehrkampf-Titel in Serie an. Im P5 gilt der Tessiner Michael Buckley als Favorit. Medaillenkandidaten aus der Region sind in den jüngeren Kategorien vertreten – im P3 etwa, wo der TV Rüti mit Glen Müller, Vincent Brombacher und Leano Frangao gleich ein Trio mit Medaillenchancen stellt.
Und weshalb lohnt sich ein Besuch am ZO-Cup in Uster?
Er bietet internationales Flair. Turnerinnen aus zehn verschiedenen Ländern sind im Buchholz im Einsatz – und auch aus der Schweiz sind durchaus verheissungsvolle Talente zu sehen. Auf der Startliste fehlen zwar Kaderathletinnen wie etwa die Bertschikerin Stefanie Siegenthaler oder die Grüningerin Martina Eisenegger. Dafür sind drei von vier Mitgliedern des erweiterten Nationalkaders am Start. Besonders im Fokus steht Aimée Meyer, die für den Gastgeber Satus Uster turnt. Die 17-Jährige wird sich im P6 aller Voraussicht nach mit Lou-Anne Citherlet aus dem Zürcher Unterland ein Duell um den Sieg liefern.
Auch auf der zweithöchsten Stufe P5 stammt mit Kea Walser vom TV Rüti eine der Mitfavoritinnen aus der Region. Für manche Athletin ist der Wettkampf zudem die Hauptprobe für die Juniorinnen-SM, die eine Woche später in der Westschweiz stattfindet. Brägger bezeichnet das Teilnehmerfeld als Leckerbissen für Turnkenner. «Das Frauen-Kunstturnen in der Schweiz ist in einer Übergangsphase, es findet ein Neuaufbau statt. Hier sind Namen am Start, die für die Szene in den nächsten Jahren prägend werden könnten.»