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Try Out Training des EHC Dübendorf

EHCD-Assistenztrainer Christian Krähenbühl beobachtet das Try-out. Foto: Christian Merz

Try-out beim EHC Dübendorf

Ein Versuchsballon zum Neustart

Zwei Wochen nach dem Abstieg führte der EHC Dübendorf ein Sichtungstraining durch. Wer zeigte sich? Wer schaute zu? Und wie viele Plätze im Kader sind noch frei?

EHCD-Assistenztrainer Christian Krähenbühl beobachtet das Try-out. Foto: Christian Merz

Veröffentlicht am: 29.03.2023 – 08.35 Uhr

«Ich bin hier fürs Try-out.» So oder ähnlich tönt es am frühen Montagabend in der Dübendorfer Eishalle Chreis immer wieder. Nach und nach treffen Spieler ein, die dem Ruf des EHC Dübendorf gefolgt sind und sich den Verantwortlichen zeigen wollen.

30 Spieler sind gekommen, um sich zu empfehlen. Rund die Hälfte davon stammt aus dem U20-Top-Team der Lions, manche kommen aus anderen Nachwuchsorganisationen. Über grössere Erstliga-Erfahrung verfügen nur sehr wenige. Der Jüngste ist 17 Jahre alt, der älteste 27 – das Durchschnittsalter liegt kaum über 20 Jahren.

Es ist das erste Mal, dass der EHCD so ein Sichtungstraining für seine erste Mannschaft durchführt. In anderen Jahren hätte Sportchef Urs Wüst zu diesem Zeitpunkt seine Kaderplanung wohl im Grossen und Ganzen schon abgeschlossen. Nun hingegen, zwei Wochen nach dem Abstieg aus der höchsten Amateurliga MHL, steht das neue Team erst in Konturen.

Rund zwei Blöcke sind fix

Fix ist derzeit Folgendes: Vom bisherigen Team haben die beiden Verteidiger Sergio Piai und Scott Halberstadt sowie die vier Stürmer Jari Allevi, Dominik Hardmeier, Nico Kammermann und Damon Puntus ihre Verträge verlängert. Neu hinzu kommt vom MHL-Klub Seewen Stürmer Jann Bettinaglio.

Weitere Gespräche über Verlängerungen sind bereits weit fortgeschritten – Wüst spricht von «rund zwei Blöcken», die er für die nächste Saison so gut wie besetzt hat. Das ist noch nicht die Hälfte des Kaders, das mehr als vier Linien umfassen soll.

Und doch kann man daraus nicht schliessen, dass am Try-out mehr als ein Dutzend Plätze zu vergeben sind. Mit über einem Dutzend Spieler aus der MHL und der 1. Liga ist der Klub laut Wüst derzeit im Gespräch.

Auf dem Eis stehen am Montagabend nicht sie, sondern «Junge mit Potenzial, die etwas bewegen wollen und den Mut haben, sich zu zeigen», wie Wüst es formuliert.

Unter den Augen der Lions-Nachwuchschefs

Aufgeteilt in zwei Teams, spielen die 30 Testspieler nach einem kurzen Aufwärmen für zweimal 30 Minuten gegeneinander, die einen in den gelben Dübendorfer Matchtrikots, die anderen in den blauen Aufwärmleibchen. Ergänzt durch vier bisherige EHCD-Spieler – «damit wir einen Massstab haben», sagt Wüst.

Er schaut sich das Geschehen auf dem Eis zusammen mit EHCD-Präsident Fredy Meyer von der Tribüne aus an. Auch andere Zaungäste sind da: EHCD-Spieler, Fans, Kollegen von Akteuren, die sich auf dem Eis empfehlen wollen.

Vor allem aber die Experten, die sich eifrig Notizen machen: Dübendorfs Assistenztrainer Christian Krähenbühl, EHCD-Nachwuchschef Marcel Habisreutinger – und vom Lions-Nachwuchs die Führungsriege Thomas Liesch, Edgar Salis und Paul Berri. Letzterer wird in der nächsten Saison neuer Assistenztrainer im EHCD, weil Krähenbühl nach insgesamt über zehn Saisons nun aufhört.

Die Atmosphäre auf den Rängen ist konzentriert, und je länger das Trainingsspiel dauert, umso mehr steht auf den Bewertungsblättern der Beobachter. Da lässt ein Spieler sein Talent aufblitzen, dort unterläuft einem ein übler Fehler. Schnell wird aber auch klar: Aus diesem Teich wird der EHCD nicht ein Dutzend grosse Talente fischen.

Zwei, drei Spieler sind sicher herausgestochen. Aber nun müssen wir erst einmal alles ausbeineln.

Reto Stirnimann

Trainer EHC Dübendorf

EHCD-Coach Reto Stirnimann, der das Training auf dem Eis geleitet und mitverfolgt hat, sieht das auch so: «Einige Spieler haben Potenzial und bringen Intensität hinein, anderen fehlen noch Puckspeed und Headspeed.»

Beziffern, wie viele Spieler für einen Vertrag infrage kommen könnten, will er unmittelbar nach dem Try-out nicht. «Zwei, drei Spieler sind sicher herausgestochen. Aber nun müssen wir erst einmal alles ausbeineln.» Dazu gehört neben den Bewertungen von den Experten auf der Tribüne auch das Videostudium.

Für Salis funktioniert die Ehe

«Vom Tempo her wars insgesamt überschaubar», fand auch Edgar Salis. Der Sportchef des Lions-Nachwuchses bezeichnet das Try-out aber als «gutes Fenster für Spieler, die jung sind und ihre Chance in der 1. Liga suchen».

Klar ist für ihn auch, dass der EHCD nach dem Abstieg aus der MHL ein wichtiger Partner für die Lions bleibt. «Die Ehe dauert schon lange und hat schon immer funktioniert», sagt er. «Bisher hatten wir kein Partnerteam in der 1. Liga – dass Dübendorf diese Rolle übernimmt, hofften wir natürlich nicht. Aber wir stehen hinter dem EHCD. Und auch wenn es eine Floskel ist: Wir sind eine Familie. Da stützt man sich.»

Wie diese Unterstützung konkret aussieht, bleibt abzuwarten. «Ende Sommer wird es darum gehen, wo wir welchen Spieler mit einer B-Lizenz ausstatten», sagt Salis. Naheliegend ist aber, dass für die talentierteren Spieler Optionen in der MHL gesucht werden müssen – sonst wird die Lücke zur Swiss League zu gross. «Fairerweise muss man das auch auf den Tisch legen», sagt Salis.

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