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Jeff Kitura (rechts) mit den Athleten Thibault Metreaux und Dietrich Varaklis an der Universiade.

Jeff Kitura (rechts) mit den Athleten Thibault Metreaux und Dietrich Varaklis an der Universiade. PD

Nationalcoach aus Gockhausen

Er will einem verkannten Sport zu mehr Popularität verhelfen

Shorttrack hat was von Bahnrennen und Skicross. Der in Gockhausen lebende Jeff Kitura ist Nationaltrainer. Und hat einen klaren Auftrag.

Jeff Kitura (rechts) mit den Athleten Thibault Metreaux und Dietrich Varaklis an der Universiade. PD

Veröffentlicht am: 20.02.2023 – 11.36 Uhr

Er ist ein Nationaltrainer für alle. Kaderathleten, Vereine, Junge oder Ältere, Neu- oder Quereinsteiger. Jeff Kitura betreut sie in den Disziplinen Eisschnelllauf und Shorttrack – verstreut über die ganze Schweiz. Eben erst ist er von einem Eisschnelllauf-Grand-Prix aus der italienischen Provinz Trient zurückgekehrt.

«Wir haben die Gelegenheit genutzt, um uns mit der ausländischen Konkurrenz zu messen», sagt der 43-Jährige. Seit 2019 ist der in Gockhausen lebende Kitura beim Verband Swiss Ice Skating angestellt. Dieser will Shorttrack bekannter machen.

Und gute Gründe gibt es dafür einige. Shorttrack ist die einzige Olympia-Disziplin, in welcher Schweizer Athletinnen und Athleten noch nie an Winterspielen teilgenommen haben. Es ist eine Mischung aus Bahnrennen und Skicross – einfach auf Eis (siehe Box).

Für die Zuschauer hat der Sport durch die steten Positionskämpfe im engen Oval und das K.-o.-System seinen Reiz. Und rund 160 Eisrinks gibt es hierzulande, auf denen Rennen durchgeführt werden könnten. 

Shorttrack hat damit hierzulande die besseren Voraussetzungen als das verwandte Eisschnelllaufen, wo Spitzenathletinnen wie die Ebmatingerin Kaitlyn McGregor im benachbarten Ausland trainieren müssen – mangels einer Bahn mit der nötigen Länge.

Ein buntes Allerlei

Es findet sich auch ein buntes Allerlei an Sportlern im Shorttrack wieder – mit Wurzeln im Eishockey, Inline, Eisschnelllauf und Eiskunstlauf.

Kitura selbst ist im Eishockey gross geworden. «Ich hatte nicht das Gefühl, es an die Spitze schaffen zu können», sagt der Kanadier. Er wendet sich deshalb früh vom Sport ab. Snowboarden gefällt ihm – und fürs Baseball bringt er Talent mit.

Du verbesserst damit auch die Skating-Fähigkeiten für verwandte Sportarten.

Jeff Kitura

Doch es bleibt eben auch die ewige Sehnsucht nach dem Eis. 17 Jahre alt ist er, als er Shorttrack für sich entdeckt. «Du verbesserst damit auch die Skating-Fähigkeiten für verwandte Sportarten», sagt Kitura und nennt mit einem Schmunzeln das Beispiel des Eishockeyspielers. «Nimm diesem den Stock weg, und er kann sich kaum mehr auf den Beinen halten.»

Er wechselt schon bald weg vom Shorttrack, wo kleinere Athleten eher besser zur Geltung kommen. Kitura selbst bringt mit seinen 1,86 m und rund 90 kg die besseren Grundlagen für den Eisschnelllauf mit. Dort schafft er es bis ins kanadische Nationalteam, eine Teilnahme an den Olympischen Spielen bleibt ihm aber 2010 knapp verwehrt.

Dieses Ziel will er nun als Nationaltrainer nachholen. Die unlängst an der Universiade in Lake Placid (USA) in beiden Disziplinen erzielten Resultate der Schweizer Nachwuchshoffnungen geben jedenfalls Zuversicht, dass es schon 2026 zu einer Premiere im Shorttrack kommen könnte.

Viel zu wenige Eiszeiten

Bis dahin ist noch viel Aufbauarbeit gefragt – auch wenn seit rund einem Jahr der neue Sportkomplex OYM in Cham als nationales Leistungszentrum dient. Es mangelt vor allem an Trainingsmöglichkeiten. Nur gerade in Zürich, Schaffhausen und Lausanne gibt es Klubs – wobei es in der Westschweiz die besten Slots und meisten Eiszeiten gibt.

Nachholbedarf besteht hingegen in Zürich, wo auf dem Heuried aufgrund der späten Zeit gar keine Kurse für Kinder angeboten werden können.

«Jede Stunde, die wir dazu kriegen, ist wertvoll», sagt Jan Caflisch, der Speed-Verantwortliche bei Swiss Ice Skating. Er hofft, auch schon bald in der Südschweiz und der Region Bern besser Fuss fassen zu können.

Trotz der vorhandenen Infrastruktur liegt also noch einiges im Argen. Neben mehr und besseren Eiszeiten gibt es weitere Hürden zu meistern.

Für die Schweizer Nachwuchshoffnungen im Shorttrack noch ein Stück weit entfernt: Beim Weltcup im holländischen Dordrecht traf sich unlängst die Weltelite.
Für die Schweizer Nachwuchshoffnungen im Shorttrack noch ein Stück weit entfernt: Beim Weltcup im holländischen Dordrecht traf sich unlängst die Weltelite. Keystone

Beispielsweise bei der Beschaffung der relativ teuren Schutzmatten, die rund ums Training immer wieder auf- und abgebaut werden müssen. Und für die es einen Lagerplatz vor Ort haben sollte.

Für den Sport selbst braucht es neben einem schnittfesten Anzug und entsprechenden Handschuhen einen Nackenschutz und einen Helm.

Und Shorttrack wird im Gegensatz zum Eisschnelllauf mit fixen Schlittschuhen bestritten. Die Kufen sind gebogen, um dem engeren Kurvenradius Rechnung zu tragen.

Sommercamp in Dübendorf?

Für Kitura ist klar, dass Jugendliche den Sport ausprobieren sollten: «Shorttrack ist polysportiv, dynamisch und macht dadurch viel Spass.»

Seine Begeisterung fürs Eisschnelllaufen gibt der Coach auch an Anlässen wie dem neuen Schulsportevent «Speedy Cup» mit, bei dem bis im Januar über 2300 Kinder an zwölf verschiedenen Standorten teilnahmen. Es ist eine beachtliche Anzahl – nur schon deshalb, weil bei der ersten Austragung 270 Teilnehmende gezählt wurden.

Nicht berücksichtigt wurde in dieser Serie bisher eine Eishalle in der Region. Doch dies könnte sich bald ändern. In diesem Jahr ist ein erstes Sommercamp in Dübendorf in Planung.

Eislaufen ist nur noch für zwei bis drei Prozent der erste Wintersport, den sie betreiben.

Jan Caflisch, Speed-Verantwortlicher bei Swiss Ice Skating

Wieder mehr Jugendliche aufs Eis kriegen. Das ist das Ziel des Verbands. «Eislaufen ist nur noch für zwei bis drei Prozent der erste Wintersport, den sie betreiben», weiss Caflisch. Auch Schnuppertrainings sollen helfen, die Bekanntheit weiter zu erhöhen.

Und um zu wachsen, will der Verband auch Athletinnen und Athleten aus verwandten Sportarten hinzu gewinnen. Ein Beispiel dafür in der Schweiz ist Phoebe Stänz. Über viele Jahre zählte sie zu den Leistungsträgerinnen im Eishockey-Nationalteam, mit dem sie 2014 auch Olympia-Bronze geholt hatte.

Nun hat die 29-Jährige mit dem Wechsel zum Shorttrack eine neue Herausforderung gefunden. Oder aber Eiskunstläuferin Shalin Rüegger, die an der Universiade in den USA sogar in beiden Disziplinen an den Start ging.

Und gute Grundvoraussetzungen für einen Disziplinenwechsel würde auch die Eisschnellläuferin und ehemalige Eishockeyspielerin Kaitlyn McGregor mitbringen. Sie war allerdings vom Verband noch gar nie angefragt worden.

Was ist Shorttrack?

Shorttrack war 1988 erstmals an Olympischen Spielen als Demonstrationssport dabei – und ist seit 1992 fest im Programm. Auf einem herkömmlichen Eisfeld laufen bis zu acht Athletinnen und Athleten auf einer 111,12 m langen Runde direkt gegeneinander. Über mehrere Läufe qualifizieren sich die Schnellsten für die Finals. Sie erreichen dabei Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h und Neigungswinkel von bis zu 60 Grad. Der Sport wurde lange von asiatischen und amerikanischen Läufern dominiert – einzelne europäische Länder wie beispielsweise Holland haben aber mittlerweile den Anschluss an die Weltspitze geschafft. (zo)

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