nach oben

Anzeige

Politik
abo
Repo an der Lehrpersonen-Stellenmesse in Dübendorf.

Die Suche hat gestartet: Schulen bemühen sich um Lehrpersonen für das nächste Schuljahr. Foto: Simon Grässle

Lehrer gesucht!

Wie die Schulen aus dem Oberland Lehrpersonen anwerben

Von Inseraten, persönlichen Netzwerken über Social-Media-Kampagnen bis hin zur Lehrpersonen-Stellenmesse: Auf welchen Wegen die Schulen der Region Lehrkräfte für sich zu gewinnen versuchen.

Die Suche hat gestartet: Schulen bemühen sich um Lehrpersonen für das nächste Schuljahr. Foto: Simon Grässle

Veröffentlicht am: 07.04.2025 – 09.31 Uhr

Die Sommerferien rücken allmählich näher – und damit auch der Abschluss des laufenden Schuljahrs. Und die Schulen sind wieder auf der Suche nach Lehrpersonen, wie am Mittwoch, 2. April, an der dritten kantonalen Lehrpersonen-Stellenmesse in der Eventhalle The Hall in Dübendorf sichtbar wurde.

Repo an der Lehrpersonen-Stellenmesse in Dübendorf.
An Ständen stellten sich die Schulen den Fragen der Interessierten. Foto: Simon Grässle

Mit Plakaten, Flyern und Stellwänden ausgerüstet, wollten gleich mehrere Oberländer Schulen an der Messe Kontakte knüpfen. Die Besucher setzten sich aus Studenten und potenziellen Quereinsteigern zusammen, welche die Schulen ihrerseits näher kennenlernen wollten.

Lehrpersonenmangel weiterhin spürbar

Genügend Fachkräfte zu finden, ist kein leichtes Unterfangen. Denn: Obwohl sich gemäss Volksschulamt des Kantons Zürich die Stellensituation weiter entspannt, sind die Kindergärten, die Primar- und die Sekundarschulen sowie die schulische Heilpädagogik weiterhin von Lehrpersonenmangel betroffen.

Ein Blick in dessen Stellenplattform zeigt: In den Oberländer Bezirken Uster, Hinwil und Pfäffikon sind zurzeit 111 Stellen für Lehrpersonen vom ersten Kindergarten bis zur dritten Oberstufe aufgeschaltet. Schulische Heilpädagogen sind dabei noch nicht eingerechnet.

Primarschule Rikon hatte Glück

Einzelne Schulen hatten dieses Jahr aber bereits Glück bei der Lehrpersonensuche. So beispielsweise die Primarschule Rikon, welche auf ihre einzige ausgeschriebene Stelle innert kürzester Zeit Bewerbungen erhielt. Die Stelle konnte noch vor der Durchführung der Messe vergeben werden. «Der Markt hat sich aus unserer Sicht etwas entspannt», sagt Schulleiterin Franziska Böni.

Franziska Böni (Mitte) mit ihrem Team.
Schulleiterin Franziska Böni (Mitte) von der Primarschule Rikon hat bereits Verstärkung für ihr Lehrerteam gefunden. Foto: Simon Grässle

Der Grossteil der Schulen befindet sich jedoch mitten in der Suche. Umso wichtiger ist für sie deshalb, potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten von sich zu überzeugen. Doch wie versuchen die Schulen, sich von der Konkurrenz abzuheben?

Primarschule Uster setzt auf Tiktok

Abgesehen vom offiziellen Stellenportal des Volksschulamts nutzen die Schulen immer seltener klassische Inserate. Dafür versuchen sie, an anderen Orten wie der Lehrpersonen-Stellenmesse auf sich aufmerksam zu machen. Das zeigte sich auch an der Präsenz der Oberländer Schulen beim diesjährigen Anlass.

Die Primarschule Uster bot vor Ort ein Kontaktformular an, um den Interessierten eine niederschwellige Möglichkeit zu bieten, mit der Schule in Kontakt zu treten. Seit letztem Jahr präsentiert sie sich zudem auf Tiktok. «Wir versuchen, über neue Wege Lehrpersonen zu finden», erklärt Cristina Gremli, Schulleiterin in Niederuster.

Rechts Cristina Gremli und links Markus Zollinger
Markus Zollinger (links) und Cristina Gremli von der Primarschule Uster erhoffen sich auf Social Media mehr Sichtbarkeit. Foto: Simon Grässle

Im neusten Videopost erzählen Schüler, was sie von einer Lehrperson erwarten. «Meine Wunschlehrperson soll mit uns etwas Spannendes machen», sagt ein Primarschüler. «Sie soll mit uns nach draussen gehen und uns die Welt zeigen.» Schüler geben auf diesem Weg einen Einblick in ihre Schule und sollen dadurch für mehr Sichtbarkeit sorgen.

Die Schule will damit potenzielle Bewerber erreichen. «Die Sichtbarkeit der Schulen hilft bei der Suche nach Lehrpersonen», sagt Markus Zollinger, Leiter der Abteilung Bildung der Primarschule Uster. Zurzeit gibt es noch rund zehn Stellen zu besetzen.

Mund-zu-Mund-Propaganda ist die beste Werbung

Ähnlich sieht es in Illnau-Effretikon aus. An acht Standorten sind 16 Stellen zu vergeben, die Suche ist aber auf guten Wegen. Neben dem offiziellen Stellenportal zählen die Verantwortlichen auch stark auf das Netzwerk. «Lehrpersonen kennen andere Lehrpersonen», sagt der Leiter Schulpersonal, André Schibli.

André Schibli
André Schibli zählt bei der Suche nach Lehrerinnen und Lehrern auch auf das Netzwerk der Lehrpersonen. Foto: Simon Grässle

Die beste Werbung sind demnach die Lehrerinnen und Lehrer selbst. Machen sie gute Erfahrungen und erzählen diese weiter, profitiert auch die Schule davon. Ein gutes Omen ist dabei, dass die Lehrpersonen in Illnau-Effretikon laut Schibli im Schnitt sehr lange ihrem Arbeitgeber treu bleiben.

Ehemalige Mitarbeitende anschreiben

Auch die Sekundarschule Dübendorf-Schwerzenbach weiss, welche Wichtigkeit dem persönlichen Netzwerk zukommt. Ursula Stauffacher, Schulleiterin der Schule Grüze 1–4, sagt: «Wir schreiben auch Lehrpersonen an, die bei uns zeitweise im Rahmen eines Vikariats gearbeitet haben.»

Lehrpersonen-Stellenmesse 2025
Die Sekundarschule Dübendorf-Schwerzenbach kontaktiert auch ehemalige Mitarbeitende. Foto: Jan Gubser

Der Vorteil liegt auf der Hand. Die Schule kennt die Kandidaten bereits und kann einschätzen, ob Lehrkräfte auch bei den Schülern Anklang finden. «Es spielt eine grosse Rolle, wie die Jugendlichen auf die Lehrpersonen reagieren», ordnet Klassenlehrer Gábor Kertész ein.

Worauf Bewerbende achten

Doch nicht nur die Schulen geben darauf acht, wer ins Team passt – auch die Bewerbenden haben klare Vorstellungen, worauf es bei einer Stelle ankommt.

In erster Linie fällt ein praktischer Aspekt ins Gewicht. «Die meisten achten wahrscheinlich auf den Standort der Schule», sagt Laura Waldvogel, Geschäftsleiterin des Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverbands.

Laura Waldvogel
Gemäss Laura Waldvogel ist die Länge des Schulwegs nicht nur für Schüler, sondern auch für Lehrpersonen wichtig. Foto: Simon Grässle

Nico Reuter, ein Student an der Pädagogischen Hochschule Zürich, bestätigt: «Die Distanz zur Schule ist mir wichtig.» Er schliesst im Sommer das Bachelorstudium ab und sucht zurzeit eine Teilzeitanstellung für einen berufsbegleitenden Praxismaster.

Der persönliche Eindruck entscheidet

Wenn dann auch die Rahmenbedingungen wie die Stellenprozente und das Profil mit den Vorstellungen der Bewerber übereinstimmen, hängt die Zusammenarbeit noch vom persönlichen Eindruck ab. Gleich mehrere Studentinnen und Studenten, die an der Messe mit den Schulleitungen und Lehrpersonen ins Gespräch kamen, nennen dies als entscheidenden Faktor für ihre Entscheidung. «Hier spielt die Grösse des Teams eine Rolle», sagt etwa Gian Sondheimer.

Elena und Kathrin, die ihren Nachnamen nicht öffentlich nennen wollen, heben ähnliche Punkte hervor. «Mir sind eine gute Schulleitung und ein gutes Team sehr wichtig», erzählt Elena, die demnächst ihre Ausbildung beendet und auch schon eine Anstellung gefunden hat.

Ihre Mitstudentin Kathrin arbeitet bereits in Teilzeit als Lehrerin und will das kommende Jahr vor allem für Einsätze als Stellvertretung nutzen. Sie sagt: «Beim ersten Gespräch ist es noch schwierig, eine konkrete Vorstellung des Schulklimas zu gewinnen.» Dennoch habe der erste Eindruck einen grossen Einfluss.

Links Elena und rechts Kathrin.
Elena (links) und Kathrin schliessen im Sommer ihr Studium ab. Kathrin hält Ausschau nach Vikariatsstellen. Foto: Simon Grässle

Aranita Tahiraj misst neben der Arbeitsweise der Schule ebenso dem Menschlichen hohe Priorität bei. «Ich achte auf den ersten Eindruck – wie ein Lächeln und eine offene und herzliche Ausstrahlung.» Sie studiert im zweiten Semester an der PH Thurgau und sucht ab Sommer eine Teilzeitstelle.

Rechts Aranita Tahiraj mit ihrer Kollegin.
Aranita Tahiraj (rechts) schätzt einen offenen und freundlichen Umgang. Foto: Simon Grässle

Für ein erfolgreiches Besetzen von offenen Stellen kommt es also nicht nur auf die Sichtbarkeit der Schulen an. Letztlich entscheiden Lehrpersonen anhand des persönlichen Eindrucks über die Schulen, ob sie ins Team und somit auch für die Stelle passen.

Anzeige

Anzeige