Vor knapp einem Jahr stellte der Zürcher Baudirektor Martin Neukom (Grüne) seine «Gesamtschau Deponien» vor. Und diese sieht neben den zwei bereits in Betrieb stehenden und vier weiteren im Richtplan eingetragenen Standorten im Zürcher Oberland gleich nochmals fünf neue vor. Diese betreffen Egg, Maur, Hinwil, Lindau und Volketswil. Würden alle in den Richtplan aufgenommen, erhielte das Gebiet zwischen dem Greifensee und Rüti kantonsweit die höchste Dichte an Deponien.
Nachdem einige Gemeinden schon kurz nach Bekanntwerden der Pläne Kritik an den Absichten des Kantons geäussert hatten, ist diese in der offiziellen Vernehmlassung nun meist in Ablehnung übergegangen.
Weitere Deponie für Egg «unakzeptabel»
Am schärfsten ist die Antwort aus Egg. «Der Gemeinderat Egg spricht sich dezidiert gegen die neue Deponie Erzacher aus», heisst es in einer Medienmitteilung. «Mit sechs Richtplaneinträgen, wovon einer bestehend und fünf geplant, auf dem Gemeindegebiet beziehungsweise in dessen unmittelbarem Umfeld ist die Gemeinde Egg unverhältnismässig von der Standortplanung betroffen», betont der Gemeinderat.
Eine derartige Konzentration verschiedener möglicher Deponien wirke sich negativ auf den Lebens- und Naturraum aus. Neben dem zusätzlichen störenden Verkehr werde das Landschaftsbild beeinträchtigt. All das «würde die Standortattraktivität der Gemeinde nachteilig beeinflussen». Letztlich seien auch wirtschaftliche Nachteile zu befürchten, da der Wert von Immobilien sinke und die Attraktivität des Dorfs als Wohnstandort beeinträchtigt werde.
Falls der Kanton dennoch an einer Deponie Erzacher festhalten wolle, solle dafür der Standort Büelholz aus dem Richtplan gestrichen werden, hält der Egger Gemeinderat fest. «Eine Deponie würde diesen wichtigen Naherholungsraum zerstören und für die Bevölkerung unbrauchbar machen», wird betont. Der Standort Büelholz bringe «eine erhebliche Mehrbelastung an Lärm- und Geruchsimmissionen».
Das Fazit der Egger Behörde: «Die Festsetzung dieser Deponiestandorte wird sachlich als unnötig und angesichts der bereits bestehenden Anlagen in der Region auch politisch als unakzeptabel erachtet.»
Wie Gemeindeschreiber Tobias Zerobin auf Anfrage erklärt, wird der Gemeinderat im Vorfeld der Kantonsratsdebatte über die Festsetzung der Planung der Deponien das Gespräch mit den politischen Vertretern suchen. Ausserdem will er sich mit den umliegenden Gemeinden über ein gemeinsames Vorgehen absprechen. «Die Gemeinde Egg hat gute Gründe, um weitere Deponien abwenden zu können. Er wird alles daransetzen, die notwendigen Mehrheiten im Kantonsrat erreichen zu können», betont Zerobin.
Lindau hat schon genug «nachteilige Grossprojekte»
Der Lindauer Gemeinderat begründet seine Opposition gegen den geplanten Deponiestandort Handrüti vor allem mit der «gehäuften Menge von nachteiligen Grossprojekten» auf Gemeindeboden. Damit spricht er insbesondere den Brüttenertunnel und die Kiesgrube Tagelswangen an. Schon diese brächten umfangreiche Materialtransporte auf Schiene und Strasse.
Hinzu komme, dass eine Deponie Handrüti das Grundwasser – und auch einen nahen Bach – gefährde. Deshalb habe die Baudirektion selbst schon vor 20 Jahren Bedenken zu einem solchen Standort geäussert. Ausserdem weise das betroffene Gebiet mehrere Einträge im kantonalen Reptilieninventar und im Brutvogelatlas auf.
Schliesslich müsste in der Handrüti die ganze Infrastruktur erst aufgebaut werden. Das sei mit der angepeilten Kreislaufwirtschaft unvereinbar. Laut Gemeindepräsident Bernard Hosang (FDP) ist die Position Lindaus innerhalb der Regionalplanung Winterthur und Umgebung abgesprochen worden.
Maur befürchtet Mehrverkehr
Vor Kurzem hat bereits der Gemeinderat Maur seine Gründe dargelegt, die gegen eine Deponie Neuweid sprechen: Vor allem betrifft das den Mehrverkehr, aber auch den Verlust von Siedlungsqualität.
Mit einer Deponie in der Neuweid würde Landwirt Hanspeter Nef das nötige Weideland für seine Kühe verlieren. Dieser wehrte sich schon kurz nach Bekanntgabe der Deponiepläne mit Einwendungen.
Hinwil lehnt Standort bei Ringwil ab
Opposition von Anwohnern hat es auch im Fall der in der Hinwiler Aussenwacht Ringwil vorgesehenen Abfalldeponie Bodenweid gegeben. Diese wurden beim Kanton mit einer Unterschriftensammlung vorstellig.
Nachdem der Gemeinderat Hinwil zunächst noch eine abwartende Position eingenommen hat, spricht er sich mittlerweile auch gegen diesen Deponiestandort aus, wie Gemeindepräsident Andreas Bühler (SP) bestätigt. Auf ein abgesprochenes Vorgehen mit den an den Standort angrenzenden Nachbargemeinden Bäretswil und Wetzikon sei aber verzichtet worden.
Nur Volketswil ist «grundsätzlich positiv» eingestellt
Die einzige Gemeinde in der Region, die nichts gegen einen neuen Deponiestandort einzuwenden hat, ist Volketswil. Und dies, obwohl sie sich zunächst noch irritiert zeigte über das Vorgehen des Kantons. Heute stehe der Gemeinderat dem Deponiestandort Brunnacher «grundsätzlich positiv» gegenüber, hält Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto (Die Mitte) fest.
Im Zusammenhang mit den unmittelbar angrenzenden Perimetern der Gestaltungspläne Kompostieranlage Steinacher sowie Kiesgrube Hegnau-Ebenrüti der Bereuter Holding AG sei das Potenzial vorhanden, die Kreislaufwirtschaft in diesem Raum zu fördern und umzusetzen. «Zudem punktet die optimale Verkehrslage bei diesem Standort», hält die Gemeinde fest.

Der Volketswiler Gemeinderat hält jedoch fest, dass bei der weiteren Planung die Verkehrsanbindung noch zu optimieren sei. Ausserdem dürfe durch die neue Deponie der Betrieb der Schiessanlage Talmatt nicht beeinträchtigt werden.
Kantonsrat entscheidet
Mit dem Abschluss der Vernehmlassung werden nun die eingegangenen Einsprachen bearbeitet. Die weiterhin als geeignet erachteten Deponiestandorte bilden die Grundlage für eine Teilrevision des kantonalen Richtplans. Über die Festsetzung der Deponiestandorte im Richtplan entscheidet am Ende der Kantonsrat. Ein solcher Richtplaneintrag ist Voraussetzung für den Bau einer neuen Deponie.