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Politik
Blick auf einen mehrstöckigen Bau mit Holzverkleidung im Winter.

Das Alterszentrum Sunnetal soll neu organisiert werden. (Archiv) Foto: PD

Infoabend in Fällanden

Argwöhnische Stimmen zum Alterszentrum als AG

Der Gemeinderat will das Alterszentrum zu einer Aktiengesellschaft machen, doch die Fällander sind skeptisch. An einer Infoveranstaltung machte den Anwesenden vor allem die künftige Führung Sorgen.

Das Alterszentrum Sunnetal soll neu organisiert werden. (Archiv) Foto: PD

Veröffentlicht am: 03.12.2024 – 15.43 Uhr

Der Fällander Gemeinderat will das Alterszentrum Sunnetal in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft überführen. Darüber stimmt die Bevölkerung am 9. Februar 2025 an der Urne ab.

Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims hätte dieser Schritt laut Gemeinderat keine spürbaren Konsequenzen. Das Personal soll ebenfalls reibungslos weiterarbeiten können. Es sei vertraglich geregelt, dass sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der neuen Sunnetal AG übernommen würden.

Zudem sollen die Einwohnerinnen und Einwohner von Fällanden bei der Wohnungsmiete oder einem Pflegeplatz bevorzugt behandelt werden. Auch bei einem Wechsel in eine AG bleibt das Alterszentrum zu 100 Prozent im Eigentum der Gemeinde. Eine Veräusserung von Aktienanteilen kann nur mit Zustimmung der Stimmberechtigten erfolgen. Im Bezirk Uster sind heute 20 von 30 Alterszentren privatrechtlich organisiert.

Verluste über Jahre

Als wichtigen Grund für den Wechsel der Rechtsform gibt der Gemeinderat die finanzielle Schieflage des «Sunnetals» an. An einer Informationsveranstaltung am Montagabend in der Zwicky-Fabrik gab Sozialvorsteherin Maia Ernst (GLP) zu verstehen: «Das ‹Sunnetal› hat auch eine Schattenseite: Wir haben gehörige Defizite.»

Seit 2017 schreibt das Alterszentrum rote Zahlen. Höchststand dieses Minus wurde 2020 mit 671'000 Franken erreicht, welches sich aber bis ins Vorjahr auf 191'000 Franken reduziert hatte. Mit 671’000 Franken war das Minus 2020 am höchsten, im vergangenen Jahr betrug es noch 191’000 Franken.

2,8 Millionen Franken Anschubfinanzierung will der Gemeinderat beim Übertritt in eine AG leisten. Dies erzeugt Widerstand vonseiten der Rechnungsprüfungskommission (RPK). Laut Finanzvorstand Heinz Rüegsegger moniert die RPK, dass allein mit diesem Geld das Defizit während 7 bis 14 Jahren gedeckt werden könnte.  Eine Fällanderin schlug in dieselbe Kerbe, ging aber sogar noch von einem längeren Zeitraum aus.

An dem Abend wurden unter den zirka 40 Anwesenden auch Stimmen laut, die eine andere Rechtsform als eine AG forderten. Genannt wurde etwa eine Genossenschaft.

Negativbeispiel Wetziker Spital

Weitere skeptische Stimmen meldeten sich zum Thema Betriebsführung zu Wort. Als Negativbeispiel wurde die Rolle des Verwaltungsrats des GZO Spitals Wetzikon angesprochen. Unter dessen Regie hatte das GZO vor zehn Jahren den Neubau des Spitals und dessen Finanzierung aufgegleist. Die Bauarbeiten stehen seit Frühling still, weil das Geld fehlt.  

Ein Fällander forderte, dass der Verwaltungsrat der neuen AG ehrenamtlich und ohne Spesenentschädigung arbeiten solle. Gemäss aktuellen Plänen werden dem Präsidenten des «Sunnetal»-Verwaltungsrats 8000 Franken und einem Mitglied 4000 jährlich zugestanden. Dazu kommen Sitzungsgelder zwischen 500 und 800 Franken pro Sitzung.

Die AG sei höchstwahrscheinlich die richtige Form, meinte ein anderer. «Solange man die richtigen Leute für den Verwaltungsrat findet.» Auch ein anderer Votant war gegenüber der AG positiv eingestellt.

«Ich bin sehr skeptisch gegenüber dieser AG», sagte hingegen eine Fällanderin. Verwaltungsrat und Aktionärsversammlung könnten alles bestimmen. «Bei einem grösseren Investitionsentscheid dürfen die Stimmbürger nicht mitreden.» Sie schlug etwa eine fachkundige Altersheimkommission vor, die kleinere Entscheidungen fällen und die wichtigen der Stimmbevölkerung überlassen sollte.

Gemeinderätin Maia Ernst erwiderte, dass damit die «Achillesferse» öffentliches Personalrecht bleiben würde. Bonus für besondere Leistung gebe es eigentlich nicht, was für manchen Angestellten ein Verlust sei. Und generell: «Mit der Privatwirtschaft können wir nicht mithalten.»

Dass wie bisher die Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat zuständig fürs Alterszentrum sind, ist für Ernst keine Option mehr. «Diesem Gremium fehlt das Knowhow, um den Betrieb zu führen.»

Vorgestellt wurde an der Versammlung schon mal die designierte Verwaltungsratspräsidentin Karin Brunner Schmid aus Meilen. Voraussetzung für diesen Wechsel ist ein positiver Entscheid an der Urne. Weitere Mitglieder sind noch nicht bekannt. Klar ist, dass auch ein Gemeinderat oder eine Gemeinderätin im Verwaltungsrat Einsitz nehmen wird.

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