An der Gemeindeversammlung vom Mittwochabend konnten die Schwerzenbacherinnen und Schwerzenbacher über ein Geschäft entscheiden, das in der Region am Aussterben ist – ein Landkauf durch die Gemeinde.
Wie Liegenschaftsvorsteherin Esther Borra (parteilos) im gut besuchten Chimlisaal ausführte, hat der private Eigentümer die Liegenschaft an der Sonnenbergstrasse 76a eigentlich auch gar nicht verkaufen wollen. «Doch wir haben hart verhandelt und konnten ihn überzeugen.»
Allerdings müssen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler für die Parzelle mit Lagerhalle tief in die Tasche greifen: 2,75 Millionen Franken will der Eigentümer dafür haben. Bankfachleute im Auftrag der Gemeinde kamen im Vorfeld auf einen Wert von lediglich 1,9 Millionen Franken. Die Schätzung einer Bank sei aber erfahrungsgemäss sehr vorsichtig und somit einiges unter dem Marktwert, sagte Borra. Sie bezifferte den Wert auf 2,33 Millionen.
Gemeindewerk soll zügeln
Der Gemeinderat rechtfertigte den Kaufpreis mit der strategischen Bedeutung des Grundstücks. Auf diesem befindet sich eine Lagerhalle, die bei der kommenden Sanierung des Friedhofs als Ersatz für die dortige Betriebshalle der Gemeindewerke dienen soll. Gemäss Gemeinderat erspart sich Schwerzenbach damit den Bau eines Provisoriums, der 320’000 Franken gekostet hätte.
Zudem eignet sich das Areal laut den Behörden sehr gut als neuer Standort für die Gemeindewerke. Dies schaffe wiederum Platz für die Feuerwehr, die sich heute am gleichen Ort wie die Gemeindewerke an der Zielackerstrasse befindet. Das Feuerwehrdepot soll in ein paar Jahren saniert werden.
Ein Votant war der Meinung, dass der Verkaufspreis in Höhe von 2,75 Millionen Franken nicht gerechtfertigt sei. «Ich bin mir sicher, dass sich der Betrag früher oder später in einer Erhöhung des Steuerfusses abbilden wird.»
Ein anderer Anwohner befürchtete eine Verkehrszunahme, falls der Werkhof an der Sonnenbergstrasse einquartiert wird. Gemeindepräsident Martin Hermann (FDP) sah das anders. Das Gebiet sei heute schon Industriezone und könne mehr Verkehr verursachen, als es bei einem Gemeindewerk der Fall sein werde.
Letztlich war eine deutliche Mehrheit der 112 Stimmberechtigten für den Kauf der Liegenschaft – lediglich vier von ihnen sprachen sich dagegen aus.
Schule bittet zur Kasse
Ohne Gegenstimme wurde hingegen das Budget 2025 der Politischen Gemeinde mit einem Minus von rund 241’000 Franken genehmigt. Der Voranschlag weist einen Aufwand in Höhe von 22,805 Millionen Franken auf. Der Steuerfuss wird wie im Vorjahr auf 34 Prozent festgesetzt.
Während die Politische Gemeinde die Steuern gleich belässt und sie gar ein Jahr zuvor um zwei Prozentpunkte gesenkt hatte, geht es bei der Schulgemeinde in der gleichen Zeit nur in eine Richtung – und zwar nach oben.
So beantragte die Primarschulpflege, den Steuerfuss auf das kommende Jahr um drei Prozentpunkte auf 52 Prozent zu erhöhen. Bereits im Voranschlag 2024 wurde an der Gemeindeversammlung eine Steuererhöhung von 47 auf 49 Prozent beschlossen.
Durch die höheren Steuereinnahmen prognostiziert die Schulpflege fürs Budget 2025 ein Plus von rund 334’000 Franken statt einem Minus von 260’000. Dies bei einem Aufwand von 12,34 Millionen Franken.
Schulpflegemitglied Michela Casanova (parteilos) erklärte den gegenüber dem Vorjahresbudget um 564’000 Franken gestiegenen Aufwand unter anderem mit höheren Lohnkosten oder der Einführung der Schulassistenzen.
Reto Portmann (parteilos), Präsident der Rechnungsprüfungskommission (RPK), sagte dazu: «Steuererhöhungen sehen wir nicht gerne. Wir sind aber der Meinung, dass diese von der Schulpflege sorgfältig abgewogen worden ist.» Somit sprach sich die RPK für die Genehmigung des Budgets und des Steuerfusses auf 52 Prozent aus. Und mit ihr auch eine grosse Mehrheit der 83 Stimmberechtigten.
Belässt die Versammlung der Sekundarschulgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach Anfang Dezember den Steuerfuss bei 18 Prozent, beträgt der Gesamtsteuerfuss in Schwerzenbach im Jahr 2025 nun 104 Prozent.
Gemeinderat tritt ab
Fernab der Zahlen wurde Gemeinderat Beat Schüpbach (parteilos) von Gemeindepräsident Martin Hermann mit einer Rede, Geschenken und unter Applaus aus seinem Amt verabschiedet. Schüpbach war seit 2018 Tiefbau- und Werkvorstand. «Beat hat immer gesagt, es sei das Wichtigste, miteinander zu essen», sagte Hermann. «Wenn man weiss, welche Pizza der andere bestellt, so weiss man, was für ein Mensch er ist.»
Schüpbachs Nachfolger ist Thomas Kuhn (FDP), der seit Oktober im Amt ist. «Thomas, guten Start», sagte Schüpbach und wandte sich augenzwinkernd an die Bevölkerung im Saal: «Gebt ihm noch zwei, drei Tage Zeit, bis er sich in alles eingearbeitet hat.»