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Unterführung in Dübendorf mit Graffiti.

Graffiti in einer Unterführung in Dübendorf: Mittlerweile wurden diese Sprayereien entfernt, doch das ist teuer. Foto: Lukas Elser

Finanzen und Farbe

Teures Aushilfspersonal und alleingelassene Graffiti-Opfer

Das Parlament warf dem Stadtrat vor, er helfe privaten Hausbesitzern im Kampf gegen Schmierereien zu wenig. Und bei der Jahresrechnung sorgten die Springerkosten für Bauchweh.

Graffiti in einer Unterführung in Dübendorf: Mittlerweile wurden diese Sprayereien entfernt, doch das ist teuer. Foto: Lukas Elser

Veröffentlicht am: 02.07.2024 – 16.31 Uhr

Lange Zeit prangte ein grosses, trotziges Graffito am Güggelhuus in Dübendorf. Gemeinderat Stefan Angliker (FDP) ist die Schmiererei auf dem Gebäude der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Dübendorf-Schwerzenbach nicht entgangen. In der Parlamentssitzung vom Montagabend war die dringliche Interpellation «Umgang mit Graffitis und Tags in der Stadt Dübendorf» von ihm und elf Mitunterzeichnenden Thema.

Mehrere Monate sei das Güggelhuus versprayt geblieben, sagte Angliker. Dabei sei eine der wirksamsten Massnahmen gegen Graffiti deren schnelle Beseitigung. «Trotz dem Austausch mit der Stadt scheint es einigen öffentlichen Institutionen allerdings nicht zu pressieren», sagte Angliker.

Im Stadtzentrum gibt es kaum ein Gebäude, das nicht schon versprayt wurde. Angliker wünscht sich deshalb eine aktivere Unterstützung der Stadt für die betroffenen Hauseigentümer, um deren Liegenschaften rascher zu reinigen. Immerhin erkenne der Stadtrat die Problematik und ergreife Massnahmen.

Anti-Graffiti-Abo?

Sicherheitsvorstand Hanspeter Schmid (Die Mitte) machte klar: «Jedes Graffito oder Tag ist eines zu viel.» Für die Sprayer seien sie Trophäen und müssten deshalb sofort entfernt werden. Mit den Verantwortlichen der Oberen Mühle und der Sport- und Freizeitanlagen Dübendorf AG sei die Stadt diesbezüglich in Kontakt. Denn deren Anlagen würden ebenfalls verschmiert.

Schmid verwies auf das Graffiti-Konzept der Stadt, das bis 2025 läuft und danach beurteilt wird. 60'000 Franken sind in diesem Zusammenhang zurzeit budgetiert, um Sprayereien zu beseitigen.

Angelika Murer Mikolasek (GEU/GLP) kritisierte dieses Konzept, das Ende 2021 verabschiedet wurde. «Wir müssen leider feststellen, dass sich am Stadtbild seither wenig verändert hat.» Dass der Stadtrat Private zur raschen Entfernung der Graffiti ermuntere, genüge nicht.

Für Murer Mikolasek wären Anti-Graffiti-Abos für Private eine Lösung des Problems. Die Stadt Zürich biete solche an. So würden Sprayereien innert dreier Arbeitstage entfernt, und Private hätten Gewissheit, dass ihre Kosten nicht ins Unermessliche stiegen.

SP-Gemeinderätin Leandra Columberg weibelte für legale Graffiti im öffentlichen Raum. Beispielsweise Flächen, die Jugendlichen oder Künstlern zur Verfügung gestellt werden. Solche Angebote gebe es zwar schon, aber: «Wir finden, dass es hier durchaus noch Luft nach oben hat.» Denn gänzlich liessen sich Sprayereien nicht verhindern, und Strafanzeigen liefen meist ins Leere. «Repressive Massnahmen haben nur eine beschränkte Wirkung.»

Millionen für Springer

Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgte die Jahresrechnung. Diese schliesst bei einem Ertrag von 215,65 Millionen mit einem Plus von 5,75 Millionen Franken. Paul Steiner (SVP), Präsident der Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission (GRPK), bemängelte einmal mehr die hohen Springerkosten von 2,35 Millionen Franken. Wären diese Stellen mit eigenem Personal besetzt gewesen, hätte das die Rechnung um bis zu 1,5 Millionen Franken entlastet, sagte Steiner. «Aus Sicht der GRPK ist es ein prioritäres Anliegen, eigenes Personal zu rekrutieren.»

Parteikollege Lukas Schanz pflichtete bei. Man müsse die Ernsthaftigkeit des Voranschlags hinterfragen, wenn der Stadtrat 280'000 Franken für Springer budgetiere, dann aber 2,35 Millionen ausgebe.  

Stefan Angliker (FDP) verlangte, dass der Einsatz der Springer «deutlich reduziert» wird. So solle etwa durch Fortschritte in der Digitalisierung die Effizienz gesteigert werden, damit die Verwaltung «maximal schlank» bleibe. «Die Stadt muss mutig sein und den Personalbestand und -ausbau selbstkritisch hinterfragen.»

Auf der Suche nach Stadtangestellten

Die linke Ratsseite sah dies freilich ein wenig anders. Roland Wüest (SP) sagte: «Wie die Ausgaben wachsen eben auch die Aufgaben.» Wegen des Bevölkerungswachstums brauche es mehr Schulen, und die Anforderungen im Bildungsbereich stiegen.

Die hohen Springerkosten seien nur deswegen entstanden, weil Dübendorf die ausgeschriebenen Stellen nicht besetzen könne. Der SP-Gemeinderat stellte die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeberin infrage: «Der Stadtrat muss dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden wieder gerne arbeiten.» In dieser Hinsicht sehe man ein deutlich zu geringes Engagement des Stadtrats.

Das liess Finanzvorstand Martin Bäumle (GEU/GLP) nicht auf sich sitzen. Das sei nicht nur auf die Attraktivität Dübendorfs als Arbeitgeberin zurückzuführen. Es herrsche generell auf dem Arbeitsmarkt ein Fachkräftemangel. «Wir sind nicht die einzige Gemeinde, die Probleme bei der Rekrutierung von Personal hat.»

Bäumle erwähnte die Massnahmen, die der Stadtrat im letzten Jahr vorgenommen hat, um die zusätzlichen Aufgaben der Verwaltung zu bewältigen und das Personal zu entlasten: Lohnerhöhungen, mehr Ferien und die Schaffung zusätzlicher Stellen, was aber auch zu Mehrkosten führe. «Die Springerkosten machen auch uns Sorgen. Wir würden sie am liebsten auf null halten.»

Die Jahresrechnung 2023 wurde letztlich mit 28 zu 0 Stimmen genehmigt.

 

Weitere Themen im Parlament

  • Die Jahresrechnung 2023 der Stadt Dübendorf wurde mit 28 zu 0 Stimmen genehmigt. Ebenfalls gutgeheissen wurde der Geschäftsbericht. Dies mit 32 zu 0 Stimmen. Dazu hat die GRPK dem Stadtrat im Vorfeld verschiedene Fragen gestellt und Antworten bekommen. Beispielsweise zur Strategie des Aktienkapitals für das Spital Uster, wie viele Asylsuchende Dübendorf bei einem kompletten Wegfall des Bundesasylzentrums aufnehmen muss (Antwort: 500 Personen) oder ob es ein Nachfolgeprodukt zu den SBB-Tageskarten gibt (Antwort: derzeit nicht).
  • Die Gemeinderäte Flavia Sutter und Oliver Kellner (beide Grüne) hatten ihre letzte Sitzung und wurden unter Applaus und mit Blumen verabschiedet.
  • Bei den Ersatzwahlen in die Kommission für Schulgeschäfte (KSG) rückt Cornelia Schwarz (SVP) für Parteikollege Daniel Burkhardt nach, der in die GRPK wechselt und dort Sarah Steiner (SVP) ablöst. Ebenfalls in die KSG gewählt wurde Ursula Brack (Grüne), die den Platz der zurückgetretenen Flavia Sutter (Grüne) übernimmt. Bruno Eggenberger (Die Mitte) präsidiert ab August die KSG.
  • Das Parlament hat zum letzten Mal im Pfarreizentrum Leepünt getagt. Die erste Sitzung nach den Sommerferien findet im Speicher der Oberen Mühle statt.

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