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Ein Mann im Anzug steht an einem Rednerpult, er spricht und gestikuliert.

Erzählt von seiner Arbeit im Uvek: Bundesrat Albert Rösti, der an diesem Abend von vielen einfach «Albert» genannt wird. Foto: Christian Merz

Unkompliziertes Stelldichein

Bundesrat Albert besucht Dübendorf

Nach einem internationalen Ministertreffen in Weimar kam Bundesrat Albert Rösti am Freitag auch noch bei den Dübendorfer Gewerblern vorbei. Es war eine gut gelaunte und gut bewachte Zusammenkunft unter Freunden.

Erzählt von seiner Arbeit im Uvek: Bundesrat Albert Rösti, der an diesem Abend von vielen einfach «Albert» genannt wird. Foto: Christian Merz

Veröffentlicht am: 23.06.2024 – 15.04 Uhr

Freitag, 17.20 Uhr – und eigentlich ist alles wie immer. Im Zentrum staut sich der Verkehr. Und es regnet. Dübendorf dübendörfelt in Erwartung des Wochenendes vor sicher hin.

Derweil herrscht im Speicher neben der Oberen Mühle rege Betriebsamkeit. Die einen tragen Dinge ins Mehrzweckgebäude hinein, andere tragen Dinge heraus. Jemand verteilt Schälchen mit Pommes Chips auf die Stehtischen unter den Zelten vor dem Eingang. Im Foyer werden Gläser nebeneinander drappiert und Flaschen auf Eis gelegt.

«Ich hatte keine andere Wahl»

17.35 Uhr, Alexandra Pfister schaut auf die Uhr. Noch etwa eine halbe Stunde, dann sollte Bundesrat Albert Rösti eintreffen. Pfister ist im Vorstand des GHI, des Dübendorfer Gewerbe-, Handels- und Industrievereins, der zu diesem Anlass eingeladen hat.

Sie war es auch, die den Kontakt zum Bundesrat hergestellt hat. Kennengelernt hat sie Rösti in ihrer Funktion als Präsidentin der Albisgüetli-Tagung, zu einer Zeit, als er noch Präsident der SVP Schweiz war. Danach lief man sich immer mal wieder über den Weg.

Später am Abend wird Rösti lachend sagen, er habe gar keine andere Wahl gehabt, als nach Dübendorf zu kommen, da ihn Alexandra Pfister im Bundeshaus besucht und eingeladen habe.

Kurz vor 18 Uhr, die Pommes Chips in den Schälchen sind an der feuchten Luft schon recht lampig geworden. Und jetzt steht auch fest: Der Bundesrat verspätet sich. Die Veranstaltung in Zug, wo er nach dem Umweltministertreffen in Weimar ein Referat hielt, hat länger gedauert. Und dann noch der Stau auf der Autobahn, der auch für einen Verkehrsminister keine Ausnahme macht.

Die mittlerweile rund 80 Anwesenden – Gewerbler, Politiker und weitere Gäste aus Dübendorf und den Nachbargemeinden – nehmen es gelassen. Der offizielle Teil ist ohnehin erst für 19 Uhr geplant. Im Foyer klirren die Gläser.

Verdammt gut sitzend

Doch wie steht es eigentlich um die Sicherheit, wenn so ein hoher Gast erwartet wird? Die Stadtpolizei hat eine Patrouille in Zivil abgestellt. Der GHI wiederum hat auf eigene Kosten zwei Sicherheitsleute engagiert, die sich am Eingang postiert haben.

Die Kantonspolizei gibt auf Anfrage weder zur Bedrohungslage noch zum Sicherheitsdispositiv Auskunft. Vor Ort wird gemunkelt, dass am Ende ein Dutzend Polizisten für den Personenschutz da sein werden. Vereinzelt stehen sie schon bei den Seiteneingängen. Man erkennt sie an den wirklich verdammt gut sitzenden schwarzen Anzügen. Und daran, dass sie neben Alexandra Pfister die Einzigen sind, die kein Glas in der Hand halten.

Wie soll man das noch toppen?

Ein paar Minuten vor 19 Uhr werden die Gäste in den Saal gebeten, und kaum haben alle Platz genommen, ist er auch schon da: «Unser Doktor Albert Rösti», wie ihn Alexandra Pfister ankündigen wird.

Aber erst einmal hat der neue GHI-Präsident Simon Dietrich seinen Einstand. Er stellt nüchtern fest, dass nach diesem Abend die Erwartungen an den nächsten Anlass der Dübendorf Gewerbler durchaus gestiegen seien.

Danach zeigt sich Stadtpräsident André Ingold (SVP) erfreut darüber, dass Rösti es termingerecht nach Dübendorf geschafft hat – trotz dem Stau wegen der verschiedenen Baustellen, «die wir vielleicht nicht unbedingt alle miteinander hätten machen sollen». Dafür gibt es aus dem Saal spontanen Applaus.

Rösti spricht schliesslich über die Freuden und Sorgen eines Bundesrats, der dem Uvek vorsteht und sich um Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation kümmern darf. Er macht nochmals seine Position zum Energiegesetz deutlich und wirbt schon mal für ein Ja zum Ausbau der Nationalstrassen.

Der Elefant im Raum

Die darauffolgende Fragerunde wird durch die SVP-Fraktion im Gemeinderat geprägt. Daniel Griesser will wissen, was Rösti von der Kreislaufwirtschaft hält (findet er gut). Paul Steiner beschäftigt die Mitsprache bei Windkraftprojekten und der Zustand des Stromnetzes (es ist kompliziert). Und Daniel Burkhardt fragt nach Röstis Haltung zum Freihandel für die Landwirtschaft (muss man differenziert betrachten).

Ernst Winkler aus Schwerzenbach schliesslich will über den Elefanten im Raum reden: «die ungebremste Zuwanderung» (auch das: kompliziert, aber immerhin ist Röstis Meinung dazu klar).

Es ist 20.15 Uhr, als der SVP-Bundesrat «es feins Tröpfli» als Dankeschön bekommt – und der gemütliche Teil beginnt. Viele Anwesende wollen sich ein gemeinsames Foto und ein Handshake mit Rösti nicht entgehen lassen. Ein Witzchen hier, eine kurze Diskussion da. Das Du fällt inzwischen recht häufig; man ist unter Freunden. Die Personenschützer halten sich diskret im Hintergrund.

Ein kleines bisschen zu schnell

20 Minuten Zeit wollte sich der Magistrat für das Bad im Volk nehmen, am Ende ist es mehr als eine Stunde. Dazu passt, was Stadtpräsident Ingold zuvor in seiner Rede gesagt hat: «Ich glaube, das wäre in keinem anderen Land in dieser Form möglich.»

Um 21.20 Uhr fährt der BMW mit dem SVP-Bundesrat durch die Tempo-30-Zone im Zentrum in Richtung Autobahn; auf der Strehlgasse noch korrekt, auf der Bahnhofstrasse dann ein klitzekleines bisschen zu schnell. Wäre der städtische Blitzer nicht woanders aufgestellt, hätte es noch ein letztes Erinnerungsfoto gegeben.

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