Dübendorf braucht die Verlängerung der Glattalbahn: Darüber war man sich am Montag an der Sitzung des Gemeinderats weitgehend einig. Aktuell streift das 12er-Tram lediglich den westlichen Teil der Stadt, in Zukunft soll das Trassee via Überlandstrasse zum Bahnhof und dann weiter über die Wangenstrasse nach Dietlikon führen. Bis auf einen Eintrag im Richtplan gibt es dazu aber noch nicht viel Konkretes.
In diesen planerischen Dämmerzustand platzte FDP-Gemeinderat Rafa Tajouri mit seinem Postulat rein. Die Forderung: Der Stadtrat müsse die Realisierung vorantreiben und sich beim Kanton dafür einsetzen, dass beim Bahnhof Dübendorf auch eine Tunnelvariante geprüft werde.
Kaum Chance für Tunnel
Tiefbauvorstand Adrian Ineichen (FDP) hält nichts von einer unterirdischen Streckenführung. Er argumentierte mit massiv höheren Kosten und einer deutlich grösseren Komplexität in der Planung, wodurch sich das Projekt weiter verzögern würde. Dazu komme, dass die Tunnelportale einen starken Eingriff in das Stadtbild bedeuteten. Die Chancen auf eine Realisierung der unterirdischen Variante bezeichnete er als gering und sprach sich dafür aus, sich auf das Machbare zu konzentrieren.
«Der Stadtrat wird sich weiterhin für den rechtzeitigen Bau der Glattalbahn-Verlängerung einsetzen», sagte Ineichen. Und er versicherte, es sei geplant, das ÖV-Angebot entsprechend der Entwicklung auf dem Innovationspark auszubauen, in den ersten Jahren halt mit dem Bus. Das weckte bei Gemeinderat Theo Johner (Die Mitte/EVP) jedoch keine Zuversicht. Der Bus bleibe auf der Wangenstrasse schon heute im dichten Verkehr stecken, merkte er an.
Kritik an Regierungsrat
Anders als die Exekutive wollte Tajouri sein Postulat aufrechterhalten – um damit dem Stadtrat gegenüber dem Kanton den Rücken zu stärken, wie er sagte. Der Regierungsrat mache nicht den Eindruck, dass er sich der Problematik bewusst sei. Letztlich gehe es nicht nur um den Innovationspark, sondern auch um das Entwicklungsgebiet entlang der Überlandstrasse.
Es gibt keinen Grund, die Tunnelvariante von vornherein auszuschliessen.
Rafa Tajouri
Gemeinderat (FDP)
Bezüglich unterirdischer Linienführung meinte Tajouri, es gebe aus verhandlungstaktischen Überlegungen keinen Grund, diese Variante von vornherein auszuschliessen.
Auch Julian Croci (Grüne) mahnte zur Eile. Ansonsten würden andere Projekte im Bereich des Trassees verzögert respektive erschwert, namentlich der Bushof oder die Entwicklung des Flugfeldquartiers.
Roland Wüest (SP) forderte diesbezüglich eine vernetzte und umfassende Planung mit klarem, verbindlichem Zeithorizont. Auch er zweifelte daran, dass der Kanton die Dringlichkeit der Glattalbahn-Verlängerung erkenne.
Tunnelvariante – eine «Fantasterei»
Thomas Maier (GEU/GLP) machte als Ursache für den Schlendrian Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) aus. Diese habe kürzlich an einer Info-Veranstaltung unbeholfen auf entsprechende Fragen geantwortet und sich offenbar noch nicht wirklich mit dem Projekt auseinandergesetzt.
SVP-Gemeinderat Orlando Wyss kritisierte das Postulat als politischen Vorstoss für die Galerie, das dem Stadtrat «unnütze Mehrarbeit» aufgebürdet und letztlich keine Neuigkeiten gebracht habe. Die Tunnelvariante schimpfte Wyss als «Fantasterei». Und dann dämpfte er auch noch allfällige Hoffnungen auf eine baldige Umsetzung der Verlängerung: Vor 2040 werde die Glattalbahn nicht über den Innovationspark fahren.
Der Stadtrat bewegt sich weg vom Grundsatz, dass die Exekutive politisch führt und die Verwaltung das umsetzt.
Theo Johner
Gemeinderat (Die Mitte/EVP)
Für eine unterirdische Streckenführung war am Schluss eigentlich niemand, aber eine Mehrheit votierte für politischen Druck auf den Kanton, und so wurde das Postulat mit 22 zu 14 Stimmen aufrechterhalten.
Schelte für Umstrukturierung
Kritik einstecken musste der Stadtrat einige Minuten später für seine Umstrukturierung der Dübendorfer Verwaltung. Man erhoffe sich, damit künftige Herausforderungen bestmöglich bewältigen zu können, schrieb die Stadtregierung, als sie im vergangenen September die Pläne publik machte.
In der Folge adressierte Theo Johner (Die Mitte/EVP) mittels Interpellation einen umfangreichen Fragenkatalog an den Stadtrat. Mit den Antworten zeigte er sich am Montag nicht zufrieden. Indem der Stadtrat neu operative Aufgaben übernehme, bewege er sich weg vom Grundsatz, dass die Exekutive politisch führe und die Verwaltung das umsetze. So würden kleine Königreiche geschaffen. Der Stadtrat sei sich anscheinend der Verantwortung – auch zivil- und strafrechtlich – nicht bewusst, schlussfolgerte Johner.
Während das Parlament in der Diskussion wegen der Umstrukturierung nicht mit Tadel sparte, wollte sich der Stadtrat am Montag nicht weiter zur Sache äussern. In seiner Interpellationsantwort hatte er aber bereits angekündigt, die neue Organisation spätestens an seiner Herbstklausur detailliert zu überprüfen und allenfalls «zu justieren».
Emotionaler Abschied
Der emotionalste Moment der Sitzung war die Verabschiedung von Ratssekretärin Edith Bohli. Gemeinderatspräsident Patrick Schärli (Die Mitte), ansonsten ein eher zurückhaltender Typ Mensch, war voll des Lobes für die Arbeit wie auch die Charaktereigenschaften Bohlis. Dazu gab es von Gemeinderätin Flavia Sutter (Grüne) einen gereimten Rückblick auf die vergangenen Jahre im Dienst des Ratsbüros.
Neu als Ratssekretärin gewählt wurde am Montag Friederike Häfeli. Sie ersetzt Stefan Rüegg, der den Job interimistisch übernommen hat. (tba)