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Blick in den Parlamentssaal in Illnau-Effretikon.

Belegte Stühle: Doch sitzen eigentlich in Uster, Dübendorf, Wetzikon und wie hier Illnau-Effretikon die vor gut zwei Jahren gewählten Parlamentsmitglieder noch auf ihren Stühlen? (Archiv) Foto: Seraina Boner

Nach viertem Rücktritt in Uster

So oft wechselten die Parlamentssitze der Region schon in dieser Legislatur

Alter, Gesundheit, Belastung, Job: Es gibt viele Gründe, während einer Amtszeit seine Funktion als Parlamentarier abzugeben. Doch wie viele haben das bislang getan? Ein Blick in die Region.

Belegte Stühle: Doch sitzen eigentlich in Uster, Dübendorf, Wetzikon und wie hier Illnau-Effretikon die vor gut zwei Jahren gewählten Parlamentsmitglieder noch auf ihren Stühlen? (Archiv) Foto: Seraina Boner

Veröffentlicht am: 10.02.2024 – 16.05 Uhr

Nach gut vier Jahren ist für sie Schluss: Nathalie Lengacher verlässt den Ustermer Gemeinderat. Die Fraktionspräsidentin der Grünen, die auch in der Kommission für Soziales und Gesundheit (KSG) sass, räumt ihren Sitz auf Ende März.

Angesprochen auf die Gründe ihres Rücktritts meint die 38-Jährige: «Natürlich ist es unschön, während einer Legislatur von seinem Amt zurückzutreten. Aber ich werde im Herbst mit meiner Familie auf eine längere Reise gehen, und ich wollte nicht, dass mein Sitz leer bleibt. Schliesslich haben wir nur deren vier.»

Theoretisch hätte sie noch bis im Herbst bleiben können, «allerdings ist die Belastung schon sehr hoch und die Vereinbarkeit für Frauen und Männer mit Familie aufgrund Termine abends einfach nicht gegeben». Man müsse ja nur schauen, wie wenig junge Frauen momentan im Parlament sässen. Für Männer sei das Zusammenspiel von Politik, Job und Familie leider immer noch einfacher, das muss sich in Zukunft ändern. Trotzdem wolle sie sich nicht ganz aus der Politik verabschieden. «Es gibt durchaus Themen oder Gremien, wie beispielsweise der Kantonsrat, die mich reizen würden.»

Auf Lengacher folgt Lukas Adam. Der erst 23-Jährige wird das jüngste Mitglied des Parlaments Uster in der aktuellen Legislaturperiode werden. Diese neigt sich der Halbzeit entgegen. Grund genug, in die vier Parlamente der Region zu schauen, zu wie vielen Wechseln es eigentlich bereits kam:

Uster: Die Konstanteste

In der drittgrössten Stadt des Kantons ist der Rücktritt Lengachers der vierte Wechsel in der aktuellen Amtszeit. Erst vor Kurzem war bekannt geworden, dass die FDP-Politikerin Andrea Grob wegen der hohen Belastung ihr Amt aufgibt. Auf sie folgt Kantonsrat Simon Vlk, der bereits in der Sitzung vom 25. März seine Feuertaufe im Gemeinderat geben wird.

Auffällig, dass auch für die dritte zurückgetretene Frau, Barbara-Schäufele-Keel (SVP), mit Dieter Hohmann im Juli 2023 ein Mann nachgerückt war. Im 36 Köpfe grossen Parlament sind damit nur noch acht Frauen vertreten. Der vierte Wechsel hatte sich in der GLP ereignet, wo Marco Kranner bereits im Oktober 2022, also rund ein halbes Jahr nach der Wahl, Ivo Koller ersetzt hatte. Mit diesen vier Wechseln ist Uster bislang das beständigste Parlament.

Wetzikon: Die Nachzüglerin

Nur unwesentlich mehr Wechsel als in Uster ereigneten sich im gleich grossen Parlament in Wetzikon. Dort kam es bislang zu sechs Rochaden, eine siebte ist allerdings bereits angekündigt. Während es auch hier zu Rücktritten, unter anderem lang verdienter und charismatischer Figuren wie Bigi Obrist (Alternative Wetzikon) kam, wurden auch Wechsel notwendig, weil Gemeinderäte zu höheren Aufgaben berufen wurden.

So gaben sowohl Neo-Kantonsrat Roger Cadonau (EDU) als auch Neo-Kantonsrätin Tina Deplazes (Die Mitte) nach ihrer Wahl ins Kantonsparlament bekannt, dass sie aufgrund zu vieler Ämter jenes im Parlament Wetzikon aufgeben würden. Für Cadonau rutschte derweil seine Tochter Jana nach, für Deplazes Elmar Weilenmann.

Der Frauenanteil bleibt damit gleich wie nach der Wahl 2022 bei acht. Dies auch, weil in der SP für die zurückgetretene Rebecca Heusser mit Helene Bisang ebenfalls eine Frau nachrutschte. Überhaupt weiss die sechsköpfige SP-Fraktion mit vier Frauen den höchsten Frauenanteil aus.

Dübendorf: Die Frauenquoten-Verbesserin

Auch deren sechs Sitzwechsel kann das Parlament Dübendorf, mit insgesamt 40 Sitzen das grösste der Region, bislang vorweisen. Diese verteilen sich jedoch über praktisch alle Fraktionen und Parteien. Zu je zwei Änderungen kam es bei GLP und FDP.

Die GLP konnte die Abgänge von Stefanie Huber und Valeria Rampone allerdings auch mit zwei Frauen, nämlich Helena Boss Brühwiler und Katrin Vögeli, wettmachen. Die beste Frauenquote der Region von vorher 13 Personen kann für die restliche Amtszeit sogar noch um eine auf 14 gesteigert werden. Dies auch, weil nach seinem Wegzug in die Gemeinde Hemberg SG Patrick Jetzers Sitz (Aufrecht) von Claudia Günthart übernommen werden konnte. Und auch in der FDP rückte mit Sabine Meier eine Frau für Sandro Bertoluzzo nach.

Illnau-Effretikon: Die Spitzenreiterin

Die meisten Wechsel ereigneten sich in Illnau-Effretikon. Von insgesamt acht Wechseln im Parlament gehen gleich deren fünf auf das Konto der SVP. Was sagt SVP-Fraktionspräsident Daniel Huber dazu, dass in knapp zwei Jahren fünf seiner neun Sitze ausgetauscht wurden? «Das ist alles ein bisschen blöd gelaufen», erklärt der 38-Jährige am Telefon.

«Grundsätzlich haben wir ein sehr gutes Klima in der Fraktion, daran liegt es also nicht», stellt Huber klar. Vielmehr hätten die Priorisierung von Job gegenüber dem fast Fronamt, aber auch Weg- und Umzüge von Mitgliedern zu Wechseln geführt. «Es ist nun mal so, wenn man ein eigenes Geschäft hat, dann geht dieses vor.» Und es ergebe keinen Sinn, wenn man als Volksvertreter nicht an Sitzungen teilnehmen könne. «Die vielen Wechsel bieten auch eine Chance, bei uns hat jetzt eine deutliche Verjüngung stattgefunden.»

Die drei übrigen Wechsel gehen auf das Konto der SP, FDP und der EVP. Dort rückte Marianne Isler für David Zimmermann nach, der sich im Alter von knapp 73 Jahren per Ende 2023 aus der Politik zurückgezogen hatte. Bemerkenswert an diesem Wechsel: Isler hatte bei den Gemeindewahlen im März 2022 gar nicht kandidiert.

Simone Schädler-Heusi, die als Präsidentin der EVP Illnau-Effretikon im Parlament sitzt, sagt dazu: «Wir hatten vor vier Jahren einfach viele Personen, die ihren Namen als Listenfüller zur Verfügung gestellt haben. Als es jetzt um die Nachfolge ging, wollte niemand das Amt übernehmen.» Marianne Isler hätte sie aus der Kirchenpflege gekannt. «Dort entstand eine gewinnbringende Zusammenarbeit, dass wir sie angefragt haben, David Zimmermanns Sitz zu übernehmen.» Auch hätte Isler inzwischen einen Partner, der selber in der Politik sei, und sie zur Amtsübernahme ermutigt habe. «Das war vor zwei Jahren noch nicht der Fall, sonst hätten wir sie allenfalls schon damals aufgestellt.»

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