Vor einem Jahr eröffnete der Bund ein temporäres Asylzentrum in Dübendorf. In einer Mehrzweckhalle auf dem Kasernenareal und im ehemaligen Kader-Ausbildungszentrum wurden fortan bis zu 500 Asylsuchende untergebracht.
Nun hat das Staatssekretariat für Migration (SEM) entschieden, drei der temporären Asylzentren auf Schweizer Waffenplätzen zu schliessen. Betroffen sind Dübendorf, Thun BE und Moudon VD. Wie die Nachrichtenagentur SDA schreibt, ist der Entscheid nach der Analyse der Asylzahlen Anfang 2024 gefallen.
In Dübendorf wird allerdings nicht das ganze Bundesasylzentrum dichtgemacht, sondern nur die Mehrzweckhalle. Das ehemalige Kader-Ausbildungszentrum, wo vor allem Familien untergebracht sind, wird weiterhin genutzt. Somit verbleibt rund die Hälfte der Asylsuchenden auf dem Dübendorfer Waffenplatz.
Reaktivierung möglich
SEM-Mediensprecherin Magdalena Rast bestätigt die Meldung der SDA. «Auch jahreszeitbedingt ist der Bedarf für Unterkünfte aktuell nicht so gross wie etwa im Herbst», sagt sie. «Ob wir gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt wieder mehr Plätze benötigen, hängt von der geopolitischen Entwicklung und den damit verbundenen Migrationsbewegungen ab.»
Eine Reaktivierung in Koordination mit der Armee sei möglich, wenn die Zahlen dies nötig machten, so Rast. Die Armee stelle dem Bund bis Ende 2024 «bedarfsabhängig» Unterbringungsplätze zur Verfügung.
Ärger wegen Eröffnung
Als der Bund Ende 2022 kurzfristig die Eröffnung des temporären Asylzentrums auf dem Dübendorfer Waffenplatz ankündigte, sorgte das in der Stadt für Ärger und Verunsicherung. Einerseits waren die Zuständigen erbost darüber, dass sie nicht in die Planung einbezogen wurden. Auf der anderen Seite gab es Bedenken wegen der Sicherheit.
Ist Stadtpräsident André Ingold (SVP) also erfreut über den Entscheid des SEM? «Ich bin insofern froh, als es die Mehrzweckhalle betrifft, wo viele Menschen in sehr beengten Verhältnissen leben müssen», sagt er. Ansonsten habe man das Bundesasylzentrum kaum wahrgenommen, so Ingold. «Es gab wirklich keine nennenswerte Probleme.» Dies bestätigt auch eine Recherche dieser Zeitung.
Steigt jetzt die Quote?
Aufgrund der bis zu 500 Personen im Bundesasylzentrum sah der Kanton davon ab, die Asyl-Aufnahmequote für Dübendorf zu erhöhen. Andere Gemeinden mussten dagegen per Anfang Juni mit einer Erhöhung von 0,9 auf 1,3 Prozent klarkommen, dies gemessen an der Anzahl Einwohner.
Für Dübendorf hätte dieser Schritt bedeutet, 130 Personen mehr unterbringen und betreuen zu müssen. «Das ist keine unerhebliche Zahl», sagt Ingold. Der Stadtpräsident geht allerdings nicht davon aus, dass der Entscheid des SEM etwas an der aktuellen Quote ändert. «Wir haben ja immer noch bis zu 300 Personen in der Kaserne.» Zudem, so Ingold, sei je nach Situation auch eine kurzfristige Wiedereröffnung der Mehrzweckhalle möglich.