Herr Schanz, das Lehrschwimmbecken im Stägenbuck muss dringend saniert werden und ist für die wachsende Stadt Dübendorf zu klein. Die SVP lehnt einen Hallenbadneubau aber ab. Wo sollen die Dübendorfer Kinder künftig schwimmen lernen?
Lukas Schanz: Im Sommer kann der Schwimmunterricht als Übergangslösung während einer Sanierung durchaus im Freibad stattfinden. Vor einem Jahr wurde das Lehrschwimmbecken wegen der Energiesparmassnahmen bereits längere Zeit geschlossen, und das ist auch gegangen. Wir stellen uns allerdings nicht grundsätzlich gegen ein neues Hallenbad, wir sagen nur klar, dass wir keinen architektonischen Prunkbau für 46 Millionen wollen.
Wie müsste denn ein Hallenbad aussehen, dem die SVP zustimmen würde?
Schanz: So wie das bestehende Lehrschwimmbecken, einfach etwas grösser, damit Vereinen und der Bevölkerung auch Bahnen zur Verfügung stehen. Es braucht kein schön gestaltetes Freizeitbad, sondern primär ein Bad für den Schwimmunterricht für die Schüler.
Die Frage ist doch aber, wie viel günstiger ein reiner Zweckbau käme.
Schanz: Wenn man beispielsweise schöne runde Dachfenster einbauen muss, nur damit das Hallenbad den Vorstellungen des Architekten entspricht, dann kostet das. Es sind aber auch Kleinigkeiten, die sich summieren. So wollte man zuerst eine teurere, dabei aber leistungsschwächere Photovoltaikanlage einbauen, weil die ins Konzept des Architekten passen sollte.
Herr Maier, der Gemeinderat hat dem Kredit für das Hallenbad im Juni zwar deutlich zugestimmt, das aber eher zähneknirschend. Woran liegts?
Thomas Maier: Unter dem Strich liegt jetzt eine funktionierende Lösung vor, die gut ist für die Attraktivität Dübendorfs. Das Hallenbad befindet sich am richtigen Standort, man kann Synergien mit dem Freibad nutzen. Die Bedürfnisse der Schule und der Bevölkerung sind abgedeckt, und gleichzeitig ist das Ganze finanzierbar.
Dennoch: Die Begeisterung der Befürworter ist überschaubar.
Maier: Das hat wohl vor allem damit zu tun, dass man in Dübendorf immer das Rad neu erfinden will. Das betrifft Schulhäuser und andere Zweckbauten wie das Alters- und Pflegezentrum und nun eben das Hallenbad. Da macht man einen Architekturwettbewerb und gibt viel Geld für eine langwierige Planung aus, statt von der Erfahrung anderer Gemeinden zu profitieren.
Es gibt Hallenbäder ab Stange?
Maier: In Oberägeri etwa gibt es ein Hallenbad, das man eins zu eins hätte übernehmen können. Man muss es aber realistisch sehen: Mit all den technischen Anlagen, den Bauvorgaben und den Vorschriften im Bereich Umweltschutz ist auch ein Standardhallenbad heute nicht mehr unter 40 Millionen Franken zu haben.
Jetzt verbaut man viel Luft und gibt eine riesige Summe für sehr wenig Nutzen aus.
Lukas Schanz (SVP)
Gemeinderat
Schanz: Ich bin überzeugt, dass es weit unter 40 Millionen Franken kostet, wenn man sich auf das Wesentliche beschränkt. Jetzt verbaut man viel Luft und gibt eine riesige Summe für sehr wenig Nutzen aus. Ein Beispiel sind die zwei zusätzlichen Bahnen im 25-Meter-Becken, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen sollen. Ich kenne niemanden, dem es Spass machen würde, seine Runden zu schwimmen, wenn gleich daneben zwei Schulklassen ihren Schwimmunterricht abhalten.
Wenn die Bevölkerung jetzt Nein sagt, waren die ganzen angelaufenen Planungskosten für nichts. Das kann Ihnen nicht gefallen, Herr Schanz.
Schanz: Natürlich gefällt mir das nicht. Deshalb hat die SVP schon Anfang 2020 im Parlament vor hohen Kosten gewarnt und den Planungskredit abgelehnt. Die GLP hat dem Kredit zugestimmt, aber an derselben Sitzung festgehalten, man werde das Vorhaben ablehnen, wenn nicht deutlich nachgebessert werde, auch was die Kosten betreffe. Und nun sagt man uns, es sei zu spät und man könne aus Sachzwängen nicht mehr zurück. Das ist nicht konsequent.
Der Kanton hat die Erschliessung mit Fernwärme intensiv geprüft und bewilligt.
Thomas Maier (GEU/GLP)
Gemeinderat
Maier: Vermeintliche Konsequenz kann aber auch neuen Entwicklungen im Weg stehen. Und die Voraussetzungen haben sich geändert. So benötigen wir in der Schulanlage Stägenbuck dringend mehr Schulraum. Weil das Schulhaus aber im Schutzinventar ist, ist eine Entwicklung nur im Bereich der Sporthalle und eben des Schwimmbeckens möglich. Gleichzeitig ist der Standort beim Freibad für einen Neubau ideal, auch weil man dort die Abwärme von der nahen Eishalle nutzen kann.
Dass die Fernwärmeleitungen durch ein Naturschutzgebiet führen sollen, reibt die SVP derzeit der links-grünen Seite wie auch der GLP genüsslich unter die Nase. Der Aussenpool wird als «dekadent» kritisiert. Schmerzt das nicht im grünen Herz, Herr Maier?
Maier: Fakt ist, dass wir in Dübendorf zu wenig Wasserfläche haben. Die kann man nicht in anderen Gemeinden dazumieten oder -kaufen, denn Wasserflächen sind überall knapp. Ein Hallenbad hat einen hohen Energiebedarf, das stimmt, aber den können wir mit der Photovoltaikanlage auf dem Dach und der Abwärme von der Eisbahn wenigstens zu einem Teil decken. Unsere Kinder ständig hin und her zu fahren, ist ökologischer Unsinn und ein Neubau auch aus einer CO2-Sicht sehr viel besser, als das alte Lehrschwimmbecken noch Jahrzehnte weiterzubetreiben. Ausserdem hat der Kanton die Erschliessung mit Fernwärme intensiv geprüft und bewilligt.
Wenn die grünen Befürworter konsequent wären, müssten sie auf ein Hallenbad verzichten.
Lukas Schanz (SVP)
Gemeinderat
Schanz: Wir halten den Parteien nur den Spiegel vor: Ihr wollt uns immer Vorschriften machen, was wir betreffend CO2 machen und einhalten müssen, aber wenn Ihr ein Hallenbad bauen wollt, dann ist die Energiebilanz plötzlich egal. Letztlich könnte man die Abwärme von der Eisbahn auch anderweitig nutzen. Wenn die grünen Befürworter konsequent wären, müssten sie auf ein Hallenbad verzichten und den Schwimmunterricht im Sommer im Freibad durchführen.
Im Sommer kommt es jeweils an schönen Wochenenden zu viel Parkplatzsuchverkehr ums Freibad herum. Nun wird das Angebot um 10 Prozent auf 70 Parkplätze reduziert, was das Problem zusätzlich verschärft. Hätte man da nicht auch gleich eine bauliche Lösung suchen müssen?
Schanz: Der Stadtrat ist der Meinung, das Angebot reiche aus, wobei er dafür öffentliche Parkplätze im Umkreis von 750 Metern einbezieht, was natürlich völlig realitätsfremd ist. Eine Tiefgarage käme viel zu teuer, doch wieso sollte man auf der Suche nach einer Lösung nicht über ein oberirdisches Parkhaus nachdenken? Das jetzige Parkplatzangebot ist ja schon für das Freibad zu knapp, erst recht, wenn es am Wochenende noch Veranstaltungen im neuen Mehrzweckgebäude neben dem Bad gibt.
Bei einem Nein wird es nicht günstiger und nicht besser, im Gegenteil.
Thomas Maier (GEU/GLP)
Gemeinderat
Maier: Die Parkplätze sind ausreichend. Zudem appelliere ich an die Badi-Gäste, nicht mit dem Auto in die Badi zu fahren. Man könnte den Spaziergang oder die Anreise mit dem ÖV ja als Teil des Erlebnisses ansehen.
Aber die Leute werden trotzdem mit dem Auto kommen. Aus demselben Grund will der Stadtrat ja auch keine Zooseilbahn, weil er massiven Mehrverkehr bei der Talstation in Stettbach befürchtet.
Maier: Ich glaube nicht, dass sich die Parkplatzsituation durch das Hallenbad verschlechtert, die Nutzung findet saisonbedingt ja nicht parallel statt. Unabhängig von der Vorlage werden wir aber über mögliche Lösungen nachdenken müssen. Die Verlegung der Bushaltestelle und eine andere Linienführung würden helfen. Und wieso nicht den grossen Parkplatz bei den nahen Sportanlagen Im Chreis nutzen und mit einer attraktiven Fussgängerbrücke über die Glatt an die Badi anschliessen?
Was wären die Folgen von einem Nein an der Urne?
Maier: Bei einem Nein wird es nicht günstiger und nicht besser. Im Gegenteil, wir müssten für einen zweistelligen Millionenbetrag eine Sanierung vornehmen und hätten dann ein altes, saniertes Lehrschwimmbecken, das viel zu klein ist und der Schulhausplanung im Weg steht. Bis wir dann wieder über ein neues Projekt abstimmen könnten, würde es aufgrund des langen Planungsprozesses 10 bis 15 Jahre dauern. Und ja, das viele Geld für die bisherige Planung hätten wir dann natürlich für nichts ausgegeben.
Schanz: Wenn ein Projekt vorliegt, hinter dem man nicht stehen kann, dann lehnt man es ab. Wir bedauern das auch, aber deswegen hat die SVP im Parlament ja auch Nein gesagt zum Planungskredit, bloss hat niemand auf uns gehört. Bei einem Nein müsste man einfach schnell entscheiden, ob das alte Bad saniert werden soll oder ob man ein vernünftiges Projekt planen will, das in der Bevölkerung auch eine Mehrheit findet.
Um das geht es
Am 19. November stimmen die Dübendorfer über einen Kredit für ein neues Hallenbad beim Freibad Oberdorf ab. Dieses soll das marode Lehrschwimmbecken auf der Schulanlage Stägenbuck ersetzen und darüber hinaus ein zusätzliches Angebot für die Bevölkerung schaffen.
Geplant sind ein 25-Meter-Schwimmbecken mit sechs Bahnen, ein Kinderplanschbecken, ein Mehrzweckbecken mit Hubboden und ein beheiztes Aussenbecken. Dazu gibt es eine Cafeteria für den Sommer- und Winterbetrieb, Garderoben, sanitäre Anlagen sowie Personal-, Lager- und Technikräume.
Ein Teil der benötigten Energie wird durch Abwärme der Eishalle Im Chreis und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Hallenbads gedeckt.
Budgetiert sind Kosten von 45,781 Millionen Franken, wobei sich der Betrag aufgrund der Bauteuerung gemäss einer Schätzung um acht Millionen Franken erhöhen könnte. Teil der Vorlage ist eine Erhöhung des jährlich wiederkehrenden Kredits für den Betrieb und den Unterhalt der Anlagen der Sport- und Freizeitanlagen Dübendorf AG von 1,45 auf 2,28 Millionen Franken.
Der Gemeinderat hat die Vorlage am 5. Juni mit 25 zu 9 Stimmen angenommen. (tba)