nach oben

Anzeige

Politik
abo
Gemeinderatspräsident Patrick Schärli in der Männerriege Dübendorf.

Gemeinderatspräsident Patrick Schärli in seiner Sportkluft. Donnerstagabend ist Männerriege-Abend für den höchsten Dübendorfer. Foto: Seraina Boner

Schwitzen und beissen in Dübendorf

«Mit den Bauchmuskeln habe ichs nicht so»

Gemeinderatspräsident Patrick Schärli zeigt seine sportliche Seite in der Männerriege. Wir haben den höchsten Dübendorfer in einer Turnstunde begleitet.

Gemeinderatspräsident Patrick Schärli in seiner Sportkluft. Donnerstagabend ist Männerriege-Abend für den höchsten Dübendorfer. Foto: Seraina Boner

Veröffentlicht am: 31.10.2023 – 12.58 Uhr

Dass Patrick Schärli einen roten Kopf bekommt, haben wohl die wenigsten seiner Parlamentskollegen je gesehen. Seit 2014 sitzt der Mitte-Politiker im Gemeinderat. Er gilt als besonnener Politiker. Einer seiner Aussagen zu Beginn des Amtsjahrs, als er zum Ratspräsidenten und damit zum höchsten Dübendorfer gewählt wurde: «Politik auf unserer Ebene funktioniert nur, wenn wir alle am selben Strick ziehen, uns gegenseitig ernst nehmen und respektieren.»

Und als Mitte-Politiker beklagte er einst in einem Leserbrief, als die Voten seiner Parteikollegen keinen Abdruck in der Parlamentsberichterstattung des «Glattalers» fanden, dass «auch politisch leise Töne angehört werden müssen».

Ein Unihockeyspiel wäre mir lieber.

Patrick Schärli (Die Mitte)

Gemeinderat Dübendorf

Sein roter Kopf an diesem Tag ist denn auch nicht die Folge eines heftigen emotionalen Ausbruchs, sondern einer körperlichen Anstrengung. Denn einmal in der Woche tauscht Patrick Schärli Blazer, Hemd und Anzughosen gegen Trainingskleidung.

Politikstopp in der Turnhalle

So auch diesen Donnerstagabend, als er auf dem Schulhausareal Grüze in Sportlermontur zur Turnstunde der Männerriege Dübendorf schreitet, wie fast jede Woche. «Der Donnerstagabend ist mir heilig», sagt er. Seit gut zehn Jahren ist er auch im Vorstand des Vereins.

Es wird nicht gerannt, und es wird nicht gebissen.

Silvia Kenner

Turnleiterin

«Hoi Patrick, danke für die Post», sagt einer. Post? Ja, er habe sich erlaubt, jedem Mitglied einen Wahlkampfflyer seiner Nationalratskandidatur zuzustellen, sagt Schärli. «Wahlkampf mache er in der Turnhalle aber nicht. Hier hat Politik nichts verloren.»

In der Turnhalle spielen sich ein paar Mitglieder mit Volleyball warm. Der Ball fliegt in seine Richtung. Schärli will zurückpassen, was misslingt. «Sorry, darum spiele ich nicht mit», sagt er seinem Vereinskollegen.

Manko Bauchmuskeln

Der 51-Jährige hofft zudem, dass heute keine Bauchübungen auf dem Programm stehen. Er fasst sich an den Bauch: «Mit den Bauchmuskeln habe ichs nicht so. Ein Unihockeyspiel wäre mir lieber.»

Zum «Aufwärmen» – es gehört zum Ritual des Vereins – singt die Männerriege ein Lied. Schärli wünscht sich das «Männerturner-Lied».

Die Turnstunde leitet heute Silvia Kenner. Die Männerriege lasse öfters Externe kommen, um den Abend zu gestalten, sagt Schärli. Dass dies eine Frau übernimmt, habe vor einigen Jahren in dieser Männerdomäne noch für einiges Nasenrümpfen unter den älteren Mitgliedern gesorgt.

Die Frau zeigt sich heute gnädig und verzichtet auf fiese Sit-Ups. Heute dominiert Spiel und Spass. Mit Handbällen schiessen zwei gegnerische Teams auf einen Medizinball und versuchen, ihn über eine Linie zu befördern. Darauf folgt ein Stafettenlauf, bei dem sie zusätzlich eine Jasskarten-Farbe komplettieren müssen. Schärlis Kalkül: «Wer nicht jassen kann, ist danach dafür fitter.»

Bitte nicht beissen

Was seine Motivation für diese Aktivitäten ist? «Ich will fit bleiben.» Ausserdem sei der Zusammenhalt in der Männerriege gross. Hier seien alle gleich, von Anfang an per Du, Nachname, Beruf sowie Herkunft der Mitglieder – alles zweitrangig.

Im Gespräch fixiert Schärli sein Gegenüber unablässig, als ob der berufsmässige Finanzcontroller dessen Gesicht nach Zahlen absucht. Was nicht so abwegig wäre, denn auch das sagt der Mann über sich: «Vor allem Zahlen sind meine Welt.»

Um einen grossen Gymnastikball ist nun in einem neuen Spiel ein Kampf entbrannt. Schärli versucht es mit unorthodoxen Methoden und legt sich auf den Ball. Ebenso wenig regelkonform verhalten sich seine Gegenspieler – sie ziehen und drücken am Politiker herum. Dabei hatte Turnleiterin Kenner noch gesagt: «Es wird nicht gerannt, und es wird nicht gebissen.»

Das anschliessende Basketballspiel zehrt allmählich an den Kräften der Männer. Auch Schärli atmet jetzt tiefer und schneller. Die Frage der Turnleiterin, «Könnt ihr noch?», beantwortet keiner mehr.

«Wie stehts?», will einer kurz vor Spielende wissen. «18 zu 4», ruft einer. «7 zu 5», behauptet ein anderer. «Nein, nein», sagt ein Dritter, «3 zu 2». Schärli schmunzelt etwas abseits. «Egal, es hat Spass gemacht.» 

Anzeige

Anzeige