Für die Zukunft des Gemeindehauses können sich die Fällanderinnen und Fällander zwischen zwei Wegen entscheiden: sanieren oder neu bauen. Diese Grundsatzentscheidung fällen die Stimmberechtigten am 22. Oktober an der Urne. Das 1974 erbaute Gebäude ist in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den heutigen Standards.
Am Mittwochabend informierten Gemeinderat und Projektverantwortliche in der Zwicky-Fabrik über die Pläne zur Zentrumsentwicklung und zum Gemeindehaus.
Die Sanierungsvariante sieht eine Verdopplung der Nutzfläche für die Kantonspolizei vor. Schon heute hat sie im Gemeindehaus einen Posten, neu sollen auch die Kantonspolizistinnen und -polizisten aus Volketswil nach Fällanden übersiedelt werden. Das ganze Projekt kostet grob geschätzt 14 Millionen Franken.
In den zwei Workshops mit der Bevölkerung im Sommer 2020 und Herbst 2021 hatte sich jedoch gezeigt, dass eine Mehrheit der Anwesenden für einen Neubau war. Auch für den Gemeinderat überwiegen die Vorteile eines solchen gegenüber einer Sanierung.
Neubau doppelt so teuer
In den verschiedenen Neubauvarianten sind etwa ein Gastronomiebetrieb, eine Freizeitwerkstatt, ein Grossverteiler oder Alterswohnungen skizziert. Auch der Park im Südosten und der Gemeindezentrumsplatz im Nordwesten sollen je nach Projekt verändert werden.
Ein Neubau hätte allerdings seinen Preis: voraussichtlich 33,5 Millionen Franken müssten die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler dafür berappen. Die Kostengenauigkeit ist in der jetzigen Phase aber sowohl bei der Sanierung als auch beim Neubau mit grossen Unsicherheiten verbunden. Die Bauarbeiten könnten gemäss Gemeinderat auch 30 Prozent teurer oder günstiger ausfallen.
Gemeindepräsident Tobias Diener (FDP) zeigte auf, dass mit den Schulhäusern Bommern für 44 Millionen und Buechwis für 55 Millionen Franken in den nächsten Jahren weitere grosse Investitionen auf die Gemeinde zukommen.
Die Krux mit dem Grossverteiler
Doch die Kosten waren bei den rund 80 Anwesenden im Saal nicht mal das vorherrschende Thema. Es gab viele Wortmeldungen zur möglichen Einquartierung eines Grossverteilers. So wollten gleich zwei Fällander wissen, wer denn überhaupt auf diese Idee gekommen sei.
Der Grossverteiler ist nicht in Stein gemeisselt.
Tobias Diener (FDP), Gemeindepräsident von Fällanden
Tobias Diener sagte, dass damit das Zentrum belebt werden solle. Die Idee eines Grossverteilers habe sich in einem der Workshops entwickelt. «Es braucht Angebote, die die Leute ins Zentrum bringen.» Dies könne aber auch ein Café sein, das ebenfalls im Gebäude geplant sei.
Worauf eine Fällanderin sich zu Wort meldete und sagte, dass die Attraktivität des Zentrums nicht mit einem Grossverteiler zusammenhänge. Ähnlich sah das eine andere Dame. «Stattdessen könnten doch mehrere kleine Geschäfte – basarmässig – untergebracht werden.»
Ein Fällander fragte, ob es denn eine Gemeindekompetenz sei, einen Grossverteiler in einem öffentlichen Gebäude unterzubringen. In unmittelbarer Umgebung gebe es eine Metzgerei und eine Bäckerei, die dann eingehen würden. «Wir haben doch schon einen Coop und eine Migros ganz in der Nähe», ergänzte eine Votantin. Einige äusserten auch die Befürchtung, dass mit dem Grossverteiler mehr Verkehr nach Fällanden kommen würde.
Gemeindepräsident Diener erinnerte daran, dass es verschiedene Skizzen einer Neubaulösung gibt. «Der Grossverteiler ist nicht in Stein gemeisselt.»
«Abriss-Spinnerei»
Als Sympathisant der Sanierungsvariante zeigte sich ein anderer Fällander. «Die Abriss-Spinnerei, die derzeit im Glattal geschieht, entwurzelt viele Leute.» Er plädiere für einen sorgfältigen Umgang mit den bestehenden Bauten. Dann fragte der Mann, ob denn der Gemeinderat bereit sei, eine vertiefte Führung für die Bevölkerung durchs jetzige Gemeindehaus zu machen. Es gebe viele Bauleute im Dorf, die die Mängel in der Gebäudestruktur gerne sehen würden, um sich selber ein Bild zu machen. Der Mann erhielt von Diener auch sogleich eine Zusage für eine solche Führung.
Daneben beschäftigte einen Votanten, wo denn die Verwaltung während der Bauarbeiten untergebracht würde und wie die Gemeinde erreichbar wäre.
«Das wissen wir noch nicht genau», sagte Diener. Doch das Geld für ein Provisorium sei schon budgetiert. Der Gemeinderat müsse aber sicher einen Weg finden, die Dienstleistungen für die Bevölkerung aufrechtzuerhalten und physisch erreichbar zu sein.
Blindflug beim Neubau-Entscheid
Ein paar Fällander zeigten sich ratlos, wie sie denn nun im Herbst abstimmen sollten. Entscheide er sich an der Urne für einen Neubau, wisse er nicht, welches Projekt realisiert werde, sagte einer. Denn das werde ja erst bei einem Architekturwettbewerb bestimmt. Allenfalls komme ein Grossverteiler rein oder auch nicht, oder es würden viele Wohnungen gebaut oder nur wenige. «Ich befinde mich dann in einem Blindflug.» Der Mann wollte diesbezüglich wissen, wie umfassend denn die Abstimmungsunterlagen sein werden.
Diener kündigte an, dass sämtliche Unterlagen und Folien über die Website der Gemeinde zugänglich sein werden. Doch er gab zu: «Die Unschärfe hinsichtlich des Neubaus wird erst nach der Entscheidung des Wettbewerbs verschwinden.»