Wird Volketswil doch noch zum Tempo-30-Turbo? Und bleiben mit dem Wachstum bezahlbare Wohnungen auf der Strecke? Bei der Veranstaltung zum Thema «Entwicklung der Gemeinde» ging es im Kultur- und Sportzentrum Gries um solche Fragen. Die Behörden informierten am Dienstagabend über das Gesamtverkehrskonzept (GVK) sowie den Richtplan Siedlung und Landschaft.
Mit Details über das Volketswil der Zukunft blieben die Referenten allerdings in ihren Präsentationen eher zurückhaltend. Es waren vor allem die Wortmeldungen aus dem Publikum, die Konkretes zutage förderten. Gut 200 Personen waren beim Anlass dabei.
Tempo 30 vor Volkiland
Verkehrsingenieur Oscar Merlo, der als Experte bei den Workshops und Foren zum GVK in den letzten eineinhalb Jahren zugegen war, sprach zumindest mit dem längerfristigen Ziel eines Buskorridors auf der Riedstrasse etwas Greifbares an. Merlo arbeitet im Auftrag der Gemeinde an der Planung von Volketswil. Auch Tempo 30 thematisierte er. Eine Temporeduktion sei nicht nur in den Wohnquartieren ein Thema, sondern auch beim Einkaufszentrum Volkiland.
Der Gemeinderat hat das GVK kürzlich verabschiedet. Über den Richtplan sollen die Stimmberechtigten dann an der Gemeindeversammlung in einem Jahr abstimmen.
Wieso fangen wir jetzt wieder bei Adam und Eva an?
Votant aus Volketswil
Landschaftsarchitekt Stephan Schubert machte klar, dass mit dem kommunalen Richtplan Siedlung und Landschaft nur eine Richtung aufgezeigt werde, wie sich Volketswil verändern könne. Als Beispiel nannte er etwa eine mögliche Siedlungsentwicklung im Gebiet Wässerwiesen. Schubert plant ebenso wie Merlo im Auftrag der Gemeinde an deren Entwicklung.
Sorge um bezahlbaren Wohnraum
Ein Votant wollte danach wissen, was mit den alten Plänen zur Entwicklung von Volketswil geschehen sei. So habe man beispielsweise schon vor Jahren über eine Revitalisierung des Chimlibachs oder den Ausbau der Bahninfrastruktur gesprochen. «Wir haben so viel Geld für diese Pläne ausgegeben. Wieso fangen wir jetzt wieder bei Adam und Eva an?»
Schubert sagte, dass die Pläne von damals in das «Gesamtwerk» der Gemeindeentwicklung einflössen. «Geld ging somit keines verloren.»
Ein anderer Votant fragte, wie bezahlbarer Wohnraum für die Zukunft gesichert werden könne. Darauf sagte Gemeindepräsident Jean-Philippe Pinto (Die Mitte), dass die Wohnraumentwicklung von Zürich über Dübendorf und Wallisellen auf Volketswil überschwappe. «Der Boden ist begrenzt.» Entsprechend würden Eigentümer auch einen gewissen Profit erzielen wollen. «Es ist ein Problem, das wir sehr ernst nehmen.» Eine Lösung könne er jetzt dafür aber nicht präsentieren.
Dach für Hegnauer S
Um den Verlust der Grünflächen sorgte sich ein weiterer Votant. «Ein Negativbeispiel ist der versiegelte Gemeindehausplatz.»
Eine Dame meldete sich zur möglichen Autobahnüberdeckung. Sie erkundigte sich, wie diese aussehen soll und wo eine solche realisiert werden könnte. Laut Stephan Schubert kommt ein «grüner Deckel» beim Hegnauer S durchaus infrage. Die Kosten seien dort wegen der tiefen Lage der Strasse geringer als anderswo.
Tempo 30 heisst nicht, das Auto zu verteufeln.
Oscar Merlo
Verkehrsplaner
Gemäss Pinto hat sich der Kanton bei Gesprächen bereits zuversichtlich gezeigt, ein solches Autobahndach langfristig realisieren zu wollen.
Auch der Dauerbrenner Tempo 30 liess das Publikum nicht kalt. Ein Mann beklagte, dass er damals in der Mitwirkungsveranstaltung zum Thema in einer «links-grünen Gruppe» gewesen sei. «Das Auto wurde von A bis Z verteufelt.»
Das liess Planer Oscar Merlo so nicht stehen. «Tempo 30 heisst nicht, das Auto zu verteufeln. Damit wird vielmehr signalisiert, Rücksicht auf Mitbewohner zu nehmen.»
Online-Umfrage und Diskussion
Bis zum 15. Mai kann die Bevölkerung an einer Online-Umfrage zum Richtplan teilnehmen. Der Gemeinderat will zudem Diskussionen dazu in den Volketswiler Ortsteilen führen. Hierfür muss man sich anmelden. Links und weitere Informationen sind auf der Internetseite der Gemeinde zu finden.