Auf dem Plan ist es nur ein kleiner Strich, der einige Meter neue Buslinie mit einer Haltestelle zwischen dem Bahnhof und der Neuhofstrasse darstellt. Effektiv bedeutet diese Ergänzung im kommunalen Richtplan Verkehr aber, dass die Stadt mit der Planung für einen Bushof und einer neuen Unterführung fortfahren kann. Der Gemeinderat genehmigte am Montag den Eintrag und hob gleichzeitig den veralteten Teilrichtplan für das Bahnhofgebiet auf.
Das Abstimmungsresultat mit nur einer Gegenstimme verdeutlichte auch die überparteiliche Unzufriedenheit mit der Situation beim Bahnhof. Da ist etwa der Verkehr rund um die improvisiert wirkenden Bushaltestellen, wo sich Busse und Autofahrer gegenseitig blockieren und Velofahrer und Fussgänger auch nach der Einführung von Tempo 30 auf der Hut sein müssen.
Die Unterführung genügt ebenfalls kaum mehr für eine Stadt mit mehr als 30'000 Einwohnern. Sie ist eng und dunkel, und weil eine kantonale Veloroute hindurchführt, kommt es immer wieder zu Beinahe-Zusammenstössen. Unschön ist auch, dass die Hälfte der Ladenlokale leer steht.
Viele sind involviert
Doch die Sache ist kompliziert. So wollte der Stadtrat die Entwicklung ursprünglich mittels Quartierplan und weiteren planerischen Instrumenten voranbringen. Doch zwei betroffene Grundeigentümer rekurrierten und bekamen schliesslich vom Verwaltungsgericht Recht. Um den Raum für den Bushof zu sichern, blieb demnach der nun eingeschlagene Weg über den Verkehrsrichtplan.
Dass es damit noch lange nicht getan ist, machte Hochbauvorstand Dominic Müller (Die Mitte) am Montag deutlich. «Es ist eine komplexe Situation», sagte er. So betreffe ein Grossteil des Vorhabens ein bereits bebautes Gebiet, und neben der Stadt gebe es gewichtige Interessenvertreter und involvierte Stellen wie etwa die SBB oder die Verkehrsbetriebe Glattal VBG.
In seiner Weisung zum Geschäft rechnet der Stadtrat denn auch mit mehreren Jahren Verzögerung wegen potenzieller Enteignungs- und Gerichtsverfahren. Zwar bezeichnet er einen Baubeginn im Jahr 2028 für «wahrscheinlich», theoretisch sei aber auch denkbar, dass die Baueingabe erst nach 2030 erfolge.
«Das scheint Ihnen viel?»
Gemeinderat Thomas Maier (GEU/GLP) zeigte sich da nicht ganz so optimistisch. So wünschte er sich, dass er den Projektabschluss noch als «aktiver Pendler» erleben kann. Damit hätten die Verantwortlichen 17 Jahre Zeit für die Umsetzung. «Das scheint Ihnen viel?», fragte er am Montag in die Runde. «Warten wirs ab.»
Maier hatte bereits 2009 mit einem Postulat die Situation am Bahnhof thematisiert. Abgeschrieben ist der Vorstoss noch immer nicht. So war sich der Gemeinderat am Montag einig, dass man weit von der im Postulat geforderten konkreten Lösung entfernt sei.
Was die stadträtlichen Projektskizzen für den Bushof und die neue Unterführung anbelangt, war am Montag auch einiges an Vorbehalten und Kritik zu hören. «Wir wünschen mehr Grünflächen und Bäume», sagte Oliver Kellner (Grüne). Weil die Strassenkapazität erschöpft sei, schlug er ein Einbahnregime vor – eine Variante, die der Stadtrat einst geprüft und dann zugunsten der Tempo-30-Zone im Zentrum verworfen hatte.
Weiter forderte er, dass die Häuser im Projektperimeter bei einem Abbruch durch qualitativ hochwertige Neubauten mit bezahlbaren Mieten ersetzt werden müssten.
Alexandra Freuler (SP) bemängelte, dass für das Vorhaben eine Wiese westlich des Bahnhofs zubetoniert würde, obwohl dies für die Funktionalität des neuen Bushofs gar nicht nötig wäre. Auch hinterfragte sie, ob mit «den aktuell knappen Ressourcen» – offensichtlich ein Verweis auf die Schuldenbremse – eine hohe Aufenthaltsqualität verwirklicht werden könne.
Auch den Norden einbeziehen
Es gab aber auch Lob. Etwa für die verkürzten Umsteigewege, die angestrebte städtebauliche Qualität oder den Ausbau der Veloabstellplätze. Als positiv hob Freuler hervor, dass die Unterführung nicht nur verbreitert, sondern auch für Velofahrer und Fussgänger getrennt werde, was Konflikte vermeide.
Von Tanja Boesch (Die Mitte/EVP) gabs für diesen Punkt hingegen keine uneingeschränkte Begeisterung. So hinterfragte sie, ob es sinnvoll sei, die Route für die Velos durch die Tiefgarage zu führen. Skeptisch sah sie auch die angedachten Rampen sowie die hohe Stützmauer entlang des Bahnhofplatzes.
Boesch bemängelte weiter, dass die Kapazität des Bushofs auf die heutigen Bedürfnisse ausgerichtet sei, dabei entstehe im Norden der Innovationspark und das angrenzende Quartier werde verdichtet. Auch riet sie, die Nordseite mit dem Kreisel und einer allfälligen Verlängerung der Glattalbahn stärker in die Planung miteinzubeziehen.
Trotz der Kritik dürfte der Stadtrat am Ende zufrieden gewesen sein mit dem Abend. So hatte sich Hochbauvorstand Müller ausdrücklich Rückmeldungen zu den skizzierten Ideen aus dem Plenum gewünscht. Und die hat er bekommen – auch wenn die Debatte im ansonsten doch recht diskussionsfreudigen Dübendorfer Parlament vergleichbar kurz war.
Beschlüsse des Gemeinderats
- Der Gemeinderat genehmigte einstimmig einen Kredit von 1,043 Millionen Franken für den Ersatz der Heizung in den Häusern E, B und C im Alters- und Spitexzentrum. Weil die in die Jahre gekommene Gasheizung durch eine CO2-neutrale Pelletheizung ersetzt wird, kann die Stadt mit Fördergeldern in der Höhe von 170'000 Franken rechnen.
- Die Verordnung über den kommunalen Mehrwertausgleichsfonds wurde mit geringfügigen Änderungen ohne Gegenstimme angenommen.
- Mit 33 zu 1 Stimmen genehmigte das Parlament die Teilrevision des kommunalen Richtplans «Verkehr» und hob den Teilrichtplan für das Bahnhofgebiet auf. Entgegen dem Antrag des Stadtrats wollte das Parlament das Postulat «Verkehrssituation beim Bahnhof Dübendorf» von Thomas Maier (GEU/GLP) und 14 Mitunterzeichnenden nicht abschreiben (siehe Haupttext).
- Zwei parlamentarische Initiativen von Orlando Wyss (SVP) für Änderungen in der Geschäftsordnung des Gemeinderats wurden einstimmig an die Geschäfts- und Rechnungsprüfungskommission (GRPK) überwiesen.
- In einer Fraktionserklärung sprach Patrick Walder (SVP) von einer «verfehlten Asylpolitik» und von «Asylchaos». Er begründete dies mit dem Angriff eines Eritreers auf zwei Frauen im Zürcher Hauptbahnhof und verschiedenen Kündigungen von Mitverhältnissen zugunsten von Asylunterkünften.
- Die aus dem Gemeinderat zurücktretende Valeria Rampone (GEU/GLP) wurde mit Applaus verabschiedet. Rampone sitzt seit 2001 im Parlament. Sie war Mitglied der Kommissionen für Raumplanung und Landgeschäfte sowie der Bürgerrechtskommission, die sie mehr als zehn Jahre präsidierte. Im Amtsjahr 2007/08 war sie Präsidentin des Gemeinderats und damit die höchste Dübendorferin.
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