Keine Personenunterführung mehr, dafür neue Lichtsignale: Für 12,6 Millionen Franken will der Kanton die Dübendorfer Überlandstrasse inklusive Memphisknoten sanieren. Dazu hat die Zürcher Baudirektion ein erstes Vorprojekt veröffentlicht.
Die Hauptverkehrsachse soll auf dem ungefähr 650 Meter langen Abschnitt zwischen dem Memphisknoten und dem Kreisel Bahnhof Dübendorf optimiert werden, wie aus dem Projektbeschrieb zu entnehmen ist. Der Kanton will im April 2025 mit dem Bau starten.
So möchte er unter anderem die alten Lichtsignale auf der Memphiskreuzung ersetzen, wodurch der öffentliche Verkehr von einer Bus-Priorisierung profitieren könne. Auch mehrere Bushaltestellen sollen ausgebaut und angepasst werden, ebenso wie die Radstreifen auf der Memphiskreuzung. Ausserdem will der Kanton das Temporegime von 60 auf 50 km/h herunterstufen.
Lichtsignal statt Unterführung
Grund für die grossflächige Sanierung seien einerseits Strassenbeläge, die das Ende ihrer Lebenszeit erreicht haben. Andererseits soll ein neues Gestaltungskonzept für die Überlandstrasse umgesetzt werden. Verschiedene Bäume zwischen und neben den Strassen sollen zur Hitzeminderung, Biodiversität und Gestaltung beitragen.
Ausserdem will der Kanton die Sicherheit für den Velo- und Fussverkehr erhöhen. Die Folge davon: Die Personenunterführung an der Memphiskreuzung soll zurückgebaut und der Langsamverkehr durch Lichtsignale oberirdisch geführt werden.
Ein Aus- oder Umbau der Personenunterführung sei nicht infrage gekommen, schreibt die Zürcher Baudirektion auf Anfrage. Der Grund: Hindernisfreie Personenunterführungen benötigen Mindestbreiten und Maximalgefälle bei Rampen – Voraussetzungen, welche die heutige Unterführung nicht erfüllt.
«Sie kann deshalb nicht mit einem verhältnismässigen Aufwand hindernisfrei ausgebaut werden», schreibt die Baudirektion. An ihrer Stelle sind oberirdische Fussgängerübergänge geplant.
Nicht alle sind zufrieden
Im August will der Kanton die Pläne der Öffentlichkeit vorlegen. Doch schon jetzt konnte die Dübendorfer Bevölkerung ihre Einwände bis am 13. Februar per Mitwirkungsverfahren dem Kanton mitteilen. Davon seien fünf eingetroffen, heisst es seitens der Baudirektion. Diese werden nun vom Tiefbauamt geprüft.
Einer der Einwände kommt vom Dübendorfer Gemeinderat Paul Steiner (SVP). Er fordert: «Die Aufhebung, respektive der Rückbau der Unterführung darf nicht passieren.» Denn die geplanten Massnahmen würden keine ersichtliche Verbesserung der heutigen Situation herbeiführen, schreibt er in seiner Eingabe an die kantonale Baudirektion.
Besonders nervt sich Steiner am Rückbau der Unterführung. Mit der bestehenden Unterführung sei die Sicherheit für Fussgänger optimal gewährleistet – «besser geht es nicht».
Die Unterführung sei seinerzeit zum Schutz der Fussgänger und Schulkinder gebaut worden. Dass diese nun für rund 12,6 Millionen Franken wieder zurückgebaut werden soll, empfindet Steiner als «Schildbürgerstreich sondergleichen und eine Verschleuderung von Steuergeldern».
Kanton weist Kritik zurück
Die Baudirektion dementiert Steiners Aussagen. «Das korrekte Überqueren eines Übergangs mit Lichtsignal ist nicht gefährlich», heisst es. Besonderes für Menschen mit Rollatoren und Rollstühlen verbessere sich die Situation sogar. Diese müssten die Strasse zukünftig nicht mehr über die zu steile Rampe der bisherigen Unterführung überqueren.
«Auch das Sicherheitsgefühl ist insbesondere nachts beim oberirdischen Überqueren der Strasse grösser als beim Begehen der dunklen Unterführung», schreibt die Baudirektion weiter.
Die längeren Wartezeiten, die durch die Lichtsignale entstehen, werden Fussgängerinnen und Fussgänger zukünftig wohl in Kauf nehmen müssen. Denn eine Bevorzugung des Langsamverkehrs sei vorerst nicht geplant.
Auf den motorisierten Verkehr sollten die oberirdischen Fussgängerstreifen aber keine Auswirkungen haben, so die Baudirektion. Aufgrund der Lichtsignale würden keine Kapazitätseinbussen entstehen.
Und wo ist Platz für die Glattalbahn?
Noch unklar sei, ob und wo eine allfällige Verlängerung der Glattalbahn nach der Sanierung Platz hätte. Eine potenzielle, neue Tramlinie sei bei der Planung nicht berücksichtigt worden, da momentan weder die definitive Linienführung noch der zeitliche Horizont bekannt sei, erklärt die Baudirektion.
Kann es demnach sein, dass man nach der Sanierung gewisse Teile des neuen Memphisknotens wieder zurückbauen muss, damit eine Verlängerung möglich ist? Die Baudirektion sagt dazu nur: «Das wird von der definitiven Linienführung der Glattalbahn abhängen.»
Das sagt die Stadt Dübendorf
Wie aus dem Stadtratsbeschluss vom 9. Februar zu entnehmen ist, stimmt die Stadt Dübendorf dem Rückbau der Fussgängerunterführung nur zu, wenn der Langsamverkehr an den Lichtsignalen priorisiert werde. Auch erinnert sie an das erhöhte Unfallrisiko bei einer oberirdischen Überquerung der Strasse.
Eine Geschwindigkeitsreduktion auf der Überlandstrasse unterstützt die Stadt Dübendorf aber. Sie wünscht sich eine möglichst rasche Umsetzung.
Weiter geht die Stadt Dübendorf im Stadtratsbeschluss von einer Kompatibilität des Projektes mit dem zukünftigen Projekt der Glattalbahnverlängerung aus. Sie wünscht sich, dass die Glatttalbahn bei der Projektierung mitgedacht wird und mögliche Synergien mitberücksichtigt werden.
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