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Leserbeiträge
Wiese

Hannes Müller äussert sich in einem Leserbrief. Foto: Christian Merz

Leserbrief

Rasenmäheritis vs. Biodiversität

Hannes Müller äussert sich in einem Leserbrief. Foto: Christian Merz

Veröffentlicht am: 19.05.2023 – 11.23 Uhr

Stellen wir uns mal die Grösse aller Rasenflächen in den Siedlungen der Schweiz vor. Lassen wir mal alle Fussballfelder, alle Golfplätze und alle gärtnerisch hochwertigen Anlagen und Parks auf der Seite.

Seit Jahren werden viele ehemalige, sehr englisch gepflegte Rasen nicht mehr gedüngt, also sind die Böden Nährstoffärmer geworden, es sind artenreiche Magerwiesen entstanden. Trotzdem werden diese interessanten Magerwiesen zu tief und zu oft gemäht. Hinzu kommt mit den nun höheren Temperaturen, weniger Niederschlägen, gleichzeitig mehr Wind, dass die Grünflächen eher zum Austrocknen neigen. Je nach Lage verbrennen ganze Streifen. Nacktes, ausgetrocknetes Erdreich kann bei einem Gewitterregen die Feuchtigkeit kaum aufnehmen und der wertvolle Humus wird weggeschwemmt.

Was können wir unternehmen? In der Landwirtschaft werden die Flächen zu Ruderalzonen erklärt und nur zweimal im Jahr gemäht. In Überbauungen können grössere Inseln, in Rasenflächen stehen bleiben, als extensiv genutzte Flächen ausgesondert und auch nur zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden.

Erfreulicherweise machen das die gut ausgebildeten Gärtner bereits an vielen Stellen. Wenn die Mähmaschine auf maximale Höhe eingestellt wird, kann sich eine bodendeckende, schützende und isolierende Krautschicht entwickeln. Faden- und Sichelmäher sollten auf maximale Höhe gestellt und nur wenn nötig verwendet werden, denn mähen bis aufs nackte Erdreich gibt der Bodenerosion Vorschub. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, das Austrocknen, die Erosion und das Absenken des Grundwassers zu bremsen.

In der Summe all dieser Arbeiten steigt die Artenvielfalt, gleichzeitig haben wir einen CO2-Speicher geschaffen. Mit wenig Aufwand haben wir viel erreicht – ohne grossen Verlust an Lebensqualität.

Wir müssen wieder lernen, die Natur und ihre Kreisläufe ganzheitlich zu verstehen, Neophyten erkennen/entsorgen, Pflanzenkenntnisse fördern und vom «gepützelten Ordungszwang» wegkommen.

Das gilt auch für Steinwüsten. Die haben nichts mit Artenvielfalt zu tun, sondern tragen direkt zum Artensterben bei. Die vermehrt aufkommenden Wildkräuter nützen den Insekten, der gesamten Tierwelt, Bäumen und zuletzt auch uns Menschen. Grünflächenpflege ist nicht Sache der billigen Allround-Hauswartungen, sondern gehört in professionelle Gärtnerhände.

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