Die Aussicht von Oskar Buchers Wohnung würde bei Feriengästen Bestnoten erzielen. Von seinem Zuhause an der Brandholzstrasse in Fällanden kann man über den Greifensee auf die verschneiten Alpen blicken. Berge sind denn auch ein immer wiederkehrendes Motiv auf den Bildern des Künstlers.
Er hat das Matterhorn, den Grossen Mythen oder den Säntis gemalt. Letzterer ist durch das grosse Fenster in der Stube gut zu sehen. Bucher ist angetan vom Ostschweizer Gipfel. Schon öfters ist er mit seinem Motorrad am Fuss des Säntis vorbeigefahren, um ein Foto als Malvorlage zu schiessen.
Motorrad gefahren ist Oskar Bucher sein ganzes Erwachsenenleben lang. Der gebürtige Luzerner, der immer nur seinen Spitznamen Ösk verwendet, zeigt auf seinem Handy eine Auswahl der Maschinen, die er über all die Jahre gefahren hat.
Was nebst den Motorrädern zu sehen ist: Bucher mit «Easy Rider»-Schnauz, Bucher in 1980er-Jahre-Klamotten, Bucher mit Partnerin und Bucher auf seinem geführten USA-Trip vor rund neun Jahren. Auch an der Dübendorfer Motorrad-Benefizveranstaltung Love Ride nimmt er regelmässig teil.
Rentner auf dem Rave
Der 73-Jährige führt nicht das Leben, wie es viele seiner Altersgenossen tun. Bucher lässt sich die Street Parade in Zürich nicht entgehen. Er trinke während des Tanzens auch gerne mal ein paar Bierchen. «Ist ja sowieso gleich wieder rausgeschwitzt.»
Aber die Nacht haut er sich an der Street Parade nicht um die Ohren. Der Fällander ist Frühaufsteher. Auf seinen Töfftouren schaut er sich auch mal Sonnenaufgänge auf der Passhöhe an, während andere noch in den Federn liegen. Er fährt Ski, Inlineskates oder ist frühmorgens schon im Wasser des Greifensees anzutreffen – zumindest im Sommer. Nur malen tut er nicht in aller Herrgottsfrühe. Dafür brauche er Tageslicht.
«Die Pensionierung ist wunderbar. Ich habe jeden Montag von Neuem Ferien.» Dabei hat Ösk Bucher seinen Beruf geliebt. Als Lehrer habe er das «beste Fach» unterrichten können. Er lehrte Bildnerische Gestaltung an der Kantonsschule Oerlikon (später Kantonsschule Zürich Nord). «Macht die Augen auf.» Dies habe er seinen Schülerinnen und Schülern immer eingetrichtert. «Ideen für Kunst sind im Alltag überall präsent.»
Künstler, aber kein Geschäftsmann
Auch an der Fotoausstellung in Fällanden hat er schon mitgemacht. Doch darauf will er künftig verzichten. «In der Zeit, die ich fürs Fotografieren brauche, male ich lieber.» An der Ausstellung «Kunst aus Fällanden», die am 8. Mai in der Zwicky-Fabrik stattfindet, wird er aber mit seinen Bildern teilnehmen.
Die Preise für seine Kunst bewegen sich um die 1000 Franken. Aber ein Geschäftsmann ist Bucher nicht. Bei einem Kaufinteresse frage er auch mal: «Was ist Ihnen das Bild wert?»
Die Nachfrage nach der Kunst ist aber ohnehin gering. «Es kauft kaum jemand ein Bild. Ich verschenke eher eines, als dass ich eines verkaufe.» Bucher zuckt mit den Schultern. «Ich muss ja auch nicht davon leben.» Wieso er denn male? «Ich will wissen, wie meine Ideen gemalt aussehen.»
1050 meist surrealistische Bilder hat Bucher bisher gemalt, alle sind fein säuberlich in seinem Werkkatalog dokumentiert. Ein grosser Teil der Bilder ist immer noch in seinem Besitz und lagert in der Garage.
Er hoffe schon, dass er sie öfters als nur zu einer Ausstellung aus der Garage nehmen und sie in der Öffentlichkeit zeigen könne, sagt Bucher. «Ich frage aber auch nicht mehr Galerien an, so, wie ich das früher getan habe.»