Das Motto «Transalpin» der Dübendorfer Jazztage kann man auf zwei alpine Länder herunterbrechen: Schweiz und Österreich. Interpretinnen und Interpreten aus den beiden Ländern prägten an drei Abenden vom Donnerstag bis Samstag das Geschehen auf der Bühne. Ein Geschehen, dem es bezüglich musikalischer Vielfalt, Einfallsreichtum und Kreativität sowie Spannung und auch Mut an nichts fehlte.
Zum ersten Mal gemeinsam gespielt
Am Donnerstag gehörte die Bühne dem Quartett CH-AT-Connection. Die österreichische Musikerin Julia Pallach, Künstlername Lia Pale, deren erstes Soloalbum «Begin Again» dieser Tage erscheint, hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Interpretin klassischer Werke einen Ruf erworben. In der Oberen Mühle trat sie zusammen mit dem Pianisten Jean-Paul Brodbeck, dem Bassisten Lukas Traxel und der Schlagzeugerin/Perkussionistin Ingrid Oberkanins auf.
Zuvor hatte diese Formation noch nie zusammengespielt. Das hat der Qualität und Kreativität der Formation aber alles andere als geschadet. Das Publikum wusste dies zu schätzen und war begeistert.
Zwei Kontrabässe auf der Bühne
Am Freitag stand am ersten Konzert des Abends mit Anna Tsombanis erneut eine Frau im Mittelpunkt. Die 30-jährige Saxofonistin und Wahlwienerin präsentierte bezüglich Besetzung ein sehr ungewöhnliches Quartett, bestehend aus dem Drummer Herbert Pirker und zwei Kontrabässen, gespielt von Andreas Waelti und Beate Wiesinger.
Die unterschiedlichen Klangfarben der beiden Bässe und die unterschiedliche Spielweise der Bassistin und des Bassisten ergaben nicht nur harmonische und sich ergänzende Kompositionen, sondern auch spannend anmutende Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Saxofonistin Anna Tsombanis glättete die Wogen jeweils mit ihren ruhigen und äusserst melodiösen Saxofoneinsätzen. Geboten wurde von den eher jungen Interpreten Jazz vom Feinsten, spannend und kreativ.
Helbock sorgt für Tempo
Nach der kurzen Pause ging es dann etwas «wilder» zu und her. Der Pianist David Helbock sorgte mit dem Bassisten Raphael Preuschl und dem Schlagzeuger Reinhold Schmölzer für Lautstärke und Tempo. Den Schaffensweg Helbocks und die Auszeichnungen aufzulisten, die er gewann, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Kurz zusammengefasst darf man ihn als einen der ganz grossen Pianisten und Komponisten bezeichnen, der in verschiedenen Ensembles auf der ganzen Welt aufgetreten ist, Erfolge gefeiert hat und weiterhin feiern wird.
Gitarrist Muthspiel solo
Beendet wurden die Jazztage am Samstagabend mit dem Soloauftritt des Gitarristen Wolfgang Muthspiel. Er spielte einleitend einige der zahlreichen Etüden, die er komponiert hatte, um seine Fingerfertigkeit auf dem Instrument weiter zu verbessern. Ergänzt wurden die Kompositionen durch frei improvisierte Passagen. Das zweite Stück war den Beatles gewidmet, indem er einen Song frei interpretierte und das Thema bis zur Unkenntlichkeit zerlegte, um es dann nach und nach wieder erkennbar erscheinen zu lassen.
Schmack kennt keine Grenzen
Vor Wolfgang Muthspiels Auftritt sorgte die rein österreichische Gruppe Schmack für ein wahres Feuerwerk auf der Bühne. Das Quartett besteht aus Andreas Haller (Saxofon), Philipp Wohofsky (Keyboard), Tobias Wöhrer (Bass) und Patrick Pillichshammer (Schlagzeug). Die jungen Musiker spielten ab und zu nicht nur laut, was durchaus zwingend zu ihrem Auftritt passte, sondern erwiesen sich auch sehr versiert darin, sich der verschiedensten Musikstile zu bedienen.
Ob Hip-Hop oder Pop, ob Pink Floyd oder Techno, alles hatte Platz in ihren Stücken. Sie scheuten sich nicht, angestammtes Terrain zu verlassen. Ihre Spielfreude war augenscheinlich, ihre Kreativität grenzenlos. Was die vier da boten, war nicht nur spannend, sondern von hoher Qualität. Jazz einer jungen Generation, die es in sich hat und die sich selbst keine Grenzen auferlegt.
Thomas Müller vom Verein Jazz in Dübendorf war am Samstagabend sichtlich zufrieden mit dem von den Interpreten Gebotenen. «Was die jungen Musikerinnen und Musiker hier geleistet haben, ist beachtenswert und ermutigend.» Einziger Wermutstropfen sei nur, dass ausser am Donnerstagabend noch ein paar Leute mehr Platz gehabt hätten im Saal. Aber beklagen wollte er sich deshalb nicht.
Jazztage auf SRF2 Kultur
Alle Konzerte der 14. Jazztage wurden von Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet. Sie werden zusammen mit kurzen Interviews, die vor Konzertbeginn aufgenommen wurden, in den Sendungen «Late Night Concert» ausgestrahlt.
- 25. März, 20 Uhr: Lia Pale. CH-AT-Connection.
- 8. April, 20 Uhr: Anna Tsombanis und David Helbock.
- 22. April, 20 Uhr: Schmack und Wolfgang Muthspiel.