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Jazzmusiker auf der Bühne an den Jazztagen in Dübendorf. Eine Frau singt in ein Mikrophon, im Hintergrund zupft ein Mann am Bass.

Lia Pale und Lukas Traxel vom österreichisch-schweizerischen Projekt «CH-AT-Connection» auf der Bühne der Oberen Mühle. Foto: Eduard Gautschi

14. Jazztage

Mutiger, kreativer und spannender Jazz in Dübendorf

An drei Abenden waren in der Oberen Mühle im Rahmen der Jazztage Dübendorf bekannte Stars und mutige junge Ensembles zu hören. Das Motto lautete «Transalpin».

Lia Pale und Lukas Traxel vom österreichisch-schweizerischen Projekt «CH-AT-Connection» auf der Bühne der Oberen Mühle. Foto: Eduard Gautschi

Veröffentlicht am: 23.03.2025 – 15.39 Uhr

Das Motto «Transalpin» der Dübendorfer Jazztage kann man auf zwei alpine Länder herunterbrechen: Schweiz und Österreich. Interpretinnen und Interpreten aus den beiden Ländern prägten an drei Abenden vom Donnerstag bis Samstag das Geschehen auf der Bühne. Ein Geschehen, dem es bezüglich musikalischer Vielfalt, Einfallsreichtum und Kreativität sowie Spannung und auch Mut an nichts fehlte.

Zum ersten Mal gemeinsam gespielt

Am Donnerstag gehörte die Bühne dem Quartett CH-AT-Connection. Die österreichische Musikerin Julia Pallach, Künstlername Lia Pale, deren erstes Soloalbum «Begin Again» dieser Tage erscheint, hat sich in den vergangenen Jahren vor allem als Interpretin klassischer Werke einen Ruf erworben. In der Oberen Mühle trat sie zusammen mit dem Pianisten Jean-Paul Brodbeck, dem Bassisten Lukas Traxel und der Schlagzeugerin/Perkussionistin Ingrid Oberkanins auf.

Zuvor hatte diese Formation noch nie zusammengespielt. Das hat der Qualität und Kreativität der Formation aber alles andere als geschadet. Das Publikum wusste dies zu schätzen und war begeistert.

Zwei Kontrabässe auf der Bühne

Am Freitag stand am ersten Konzert des Abends mit Anna Tsombanis erneut eine Frau im Mittelpunkt. Die 30-jährige Saxofonistin und Wahlwienerin präsentierte bezüglich Besetzung ein sehr ungewöhnliches Quartett, bestehend aus dem Drummer Herbert Pirker und zwei Kontrabässen, gespielt von Andreas Waelti und Beate Wiesinger.

Die unterschiedlichen Klangfarben der beiden Bässe und die unterschiedliche Spielweise der Bassistin und des Bassisten ergaben nicht nur harmonische und sich ergänzende Kompositionen, sondern auch spannend anmutende Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Saxofonistin Anna Tsombanis glättete die Wogen jeweils mit ihren ruhigen und äusserst melodiösen Saxofoneinsätzen. Geboten wurde von den eher jungen Interpreten Jazz vom Feinsten, spannend und kreativ.

Helbock sorgt für Tempo

Nach der kurzen Pause ging es dann etwas «wilder» zu und her. Der Pianist David Helbock sorgte mit dem Bassisten Raphael Preuschl und dem Schlagzeuger Reinhold Schmölzer für Lautstärke und Tempo. Den Schaffensweg Helbocks und die Auszeichnungen aufzulisten, die er gewann, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Kurz zusammengefasst darf man ihn als einen der ganz grossen Pianisten und Komponisten bezeichnen, der in verschiedenen Ensembles auf der ganzen Welt aufgetreten ist, Erfolge gefeiert hat und weiterhin feiern wird.

Jazzmusiker auf der Bühne an den Jazztagen in Dübendorf. Ein Mann spielt am Flügel.
Grosser Pianist und Komponist: David Helbock am Flügel. Foto: Eduard Gautschi

Gitarrist Muthspiel solo

Beendet wurden die Jazztage am Samstagabend mit dem Soloauftritt des Gitarristen Wolfgang Muthspiel. Er spielte einleitend einige der zahlreichen Etüden, die er komponiert hatte, um seine Fingerfertigkeit auf dem Instrument weiter zu verbessern. Ergänzt wurden die Kompositionen durch frei improvisierte Passagen. Das zweite Stück war den Beatles gewidmet, indem er einen Song frei interpretierte und das Thema bis zur Unkenntlichkeit zerlegte, um es dann nach und nach wieder erkennbar erscheinen zu lassen.

Jazzmusiker auf der Bühne an den Jazztagen in Dübendorf. Ein Mann spielt Gitarre.
Ein Thema bis zur Unkenntlichkeit zerlegen und es anschliessend wieder erkennbar machen: der Gitarrist Wolfgang Muthspiel. Foto: Eduard Gautschi

Schmack kennt keine Grenzen

Vor Wolfgang Muthspiels Auftritt sorgte die rein österreichische Gruppe Schmack für ein wahres Feuerwerk auf der Bühne. Das Quartett besteht aus Andreas Haller (Saxofon), Philipp Wohofsky (Keyboard), Tobias Wöhrer (Bass) und Patrick Pillichshammer (Schlagzeug). Die jungen Musiker spielten ab und zu nicht nur laut, was durchaus zwingend zu ihrem Auftritt passte, sondern erwiesen sich auch sehr versiert darin, sich der verschiedensten Musikstile zu bedienen.

Drei Jazzmusiker auf der Bühne: Einer spitzt am Keyboard, einer spielt Saxophon und einer E-Gitarre.
Die österreichische Formation Schmack mit Philipp Wohofsky (Keyboard), Andreas Haller (Saxofon) und Tobias Wöhrer (Bass). Foto: Eduard Gautschi

Ob Hip-Hop oder Pop, ob Pink Floyd oder Techno, alles hatte Platz in ihren Stücken. Sie scheuten sich nicht, angestammtes Terrain zu verlassen. Ihre Spielfreude war augenscheinlich, ihre Kreativität grenzenlos. Was die vier da boten, war nicht nur spannend, sondern von hoher Qualität. Jazz einer jungen Generation, die es in sich hat und die sich selbst keine Grenzen auferlegt.

Thomas Müller vom Verein Jazz in Dübendorf war am Samstagabend sichtlich zufrieden mit dem von den Interpreten Gebotenen. «Was die jungen Musikerinnen und Musiker hier geleistet haben, ist beachtenswert und ermutigend.» Einziger Wermutstropfen sei nur, dass ausser am Donnerstagabend noch ein paar Leute mehr Platz gehabt hätten im Saal. Aber beklagen wollte er sich deshalb nicht.

Jazztage auf SRF2 Kultur

Alle Konzerte der 14. Jazztage wurden von Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet. Sie werden zusammen mit kurzen Interviews, die vor Konzertbeginn aufgenommen wurden, in den Sendungen «Late Night Concert» ausgestrahlt.

  • 25. März, 20 Uhr: Lia Pale. CH-AT-Connection.
  • 8. April, 20 Uhr: Anna Tsombanis und David Helbock.
  • 22. April, 20 Uhr: Schmack und Wolfgang Muthspiel.

 

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