Wie Pavel Zborovsky zum Stand-up-Comedian wurde, erklärt er in wenigen Worten: «Es war kurz nach Covid, ich hatte keine Freunde hier. Das hiess, auch niemanden, vor dem ich mich schämen musste – und ich habs einfach ausprobiert.» Was nicht bedeutet, dass die Premiere des 35-jährigen Dübendorfers gleich ein bahnbrechender Erfolg gewesen wäre: «Der erste Auftritt in einer Bar im Niederdorf war furchtbar. Spontan konnte ich zwar lustig sein, aber über meine geschriebenen Witze hat niemand gelacht.»
Zborovsky ist in Russland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Im Frühling 2020 ist er nach Dübendorf gezogen. Einen Monat später folgte ihm seine Ehefrau, die bis dahin noch in Deutschland geblieben ist.
An einem lärmigen Ort wie Frankfurt hätten sie nicht mehr leben wollen. Er finde es magischer hier als in einer grossen Stadt. «Wenn mir hier mal ein Vogel auf den Kopf scheissen sollte, ist es bestimmt ein Falke oder ein Milan. In der Stadt waren es bloss primitive Tauben.»
Witze über Judentum, Katzen und Russland
Pavel Zborovsky arbeitet in der IT-Abteilung einer Bank in Zürich. Seine Frau ist Chemikerin. Doch Zborovskys Herz schlägt für die Bühne, auch wenn es sein Hobby bleibt. Er macht Witze übers jüdisch sein oder über seine Katzen – oder beides vereint.
Als eine der Katzen eines Tags ein Nest geplündert und Vogeleier mit nach Hause gebracht hatte, war das für ihn eine Steilvorlage für einen Gag. «Ich fand das irritierend; ich bin Jude, aber meine Katze feiert Ostern», sagt Zborovsky und lacht.
Und über das autokratisch regierte Russland witzelt er: «80 Prozent der Russen unterstützen den Krieg in der Ukraine. Ausserdem hat bei den Wahlen 140 Prozent der Bevölkerung für Putin gestimmt. Wir sind keine hasserfüllten Menschen, sondern einfach nur schlecht in Mathe.»
Gerne erzähle er auch die Anekdote auf der Bühne, wie er seinen russischen Vater mit Schweizer Schokolade beeindrucken wollte. «Er hat sie gekostet und zu mir gesagt: Ist nett, aber dein Bruder hat mir eine Schweizer Uhr geschenkt», erzählt Zborovsky und lacht schelmisch. «Dein Bruder wohnt an der Zürcher Goldküste und du? Du wohnst in – darauf hat er auf den Boden gespuckt – Dübendorf.»
Flitterwochen ist Witze-Zeit
Die meisten von Zborovskys Auftritten sind auf Englisch. Wenn der Dübendorfer in fremde Länder reist, fragt er immer Monate zuvor in Clubs nach, ob er als Comedian auftreten kann. Selbst während der Flitterwochen in Japan machte er keine Ausnahme. «Ich bin dort in mehreren Clubs aufgetreten. Das ging natürlich nur, weil mich meine Frau dabei voll und ganz unterstützt.»
Sie sass derweil im Publikum. Schnell sei dem Paar klar geworden, dass in Japan über die gleichen Themen wie in der Schweiz gelacht werde: Sauberkeit, Sicherheit und distanzierte Landesbewohner.
Ob er sein Programm vor Akademikern oder Betrunkenen in verrauchten Kneipen aufführe, spiele ihm keine Rolle. Ein ungewöhnliches Publikum hatte er beispielsweise auf einer Gynäkologinnen-Konferenz. Er habe sich dafür extra berufsbezogene Witze ausgedacht.
«Stand-up macht einen äusserst bescheiden – am Anfang ist keiner gut.» Er zähle sich selbst nach vier Jahren noch zu den Anfängern. Ein Auftritt auf einer grossen Bühne wie etwa in The Hall sei auch nicht sein Ziel. «Ich mach Comedy nicht, um berühmt zu werden.» Dabei wäre zumindest Lampenfieber für Zborovsky kein Thema. «Vor fünf oder vor 250 Leuten aufzutreten, ist für mich das gleiche.»
Ein Haufen Nerds
Ein kleineres Publikum findet sich jeweils im Two Moons in Dübendorf, wo jeden letzten Sonntag im Monat Stand-up-Comedy stattfindet. Dort tritt Pavel Zborovsky selber auf und moderiert den Event zusammen mit der Britin Laura Dorman und dem Amerikaner Joshua Sussman.
«Das ist die einzige Show in Europa, die so nerdig ist», sagt Zborovsky. Wo so viel über Star Wars, Magic Karten und Dungeons und Dragons geredet werde. «Ich bin selber ein Nerd, meine Frau auch.»
Ins Two Moons lade er professionelle Komiker ein, die zwar keine internationalen Berühmtheiten, doch durchaus bekannt seien. «Ich hole Künstler, die ihr Programm über mehrere Jahre geschärft haben. Die sind garantiert super.» Ungefähr 30 bis 50 Leute würden die Show jeweils besuchen. Wenn es noch besser laufe, wolle er mit den Einnahmen auch bekanntere Comedians einladen.
Auf die Frage, ob er mit den rein englischen Vorstellungen nicht auch Dübendorferinnen und Dübendorfer vergraule, die sich dafür interessieren würden, aber keine Lust auf fremdsprachige Konversation haben, meint Zborovsky: «Persönlich ist mir Comedy in Englisch lieber, denn sie lebt von Worteffizienz.»
Auf Englisch seien Jokes kürzer und direkter als auf Deutsch. Zudem gebe es ein viel grösseres Angebot an englischsprachigen Künstlern. Das erlaube ihm, aussergewöhnliche Comedians zu entdecken und einzuladen. «Ausserdem gibt es in Dübendorf mit der Oberen Mühle schon einen Veranstalter, der deutschsprachige Komiker anbietet.»
Ehefrau als Witzegarantin
Um seine eigenen Auftritte zu verbessern, tritt Zborovsky mehrmals pro Woche an Open-Mic-Veranstaltungen auf. Eine Art Probeveranstaltung für ihn, um zu testen, über welche Witze das Publikum lacht und über welche nicht. «Ein Witz bleibt in meinem Programm, wenn er konsistent über einen Monat hinweg Leute zum Lachen bringt. Wenn nur die Hälfte lacht, kommt er nicht ins Programm.»
Doch die Nagelprobe für seine Nummer ist seine Ehefrau. «Sie ist die schärfste Kritikerin beim Ausprobieren neuer Witze zu Hause. Ich weiss auch, dass ein Spruch gut ist, wenn ich damit meine Frau während eines Streits zum Lachen bringe.»
Sie sitze oft im Publikum. «Das ist nicht immer einfach», sagt Zborovsky und lacht. «Wenn ein Witz meine Frau betrifft, ruft sie manchmal dazwischen.» So habe sie etwa bei einer Äusserung zum Thema Wäsche waschen gerufen: «Machst du eh nie!»
Stand-up-Comedy im Two Moon
Die nächste Show mit Pavel Zborovsky in Dübendorfs Two Moons Brettspielbar findet am 23. Februar statt. Weitere Infos zu seinen Auftritten sind über twomoons.ch oder auf seinem Instagram-Kanal zu finden.