Herr Müslüm, das Dübendorfer Hochbord-Quartier wird wegen des Baubooms und seiner drei höchsten Wohnhäuser des Lands gerne als «Dübai» bezeichnet. Geben Sie es zu, Sie erhoffen sich von Ihrem Auftritt in Dübendorf grosszügige orientalische Gaben.
Müslüm: Ihr baut in die Höhe, und ich gebe am Freitag die nötige Tiefe. Ein ‹natürkisches› Spektakel, das keinerlei Gaben beabsichtigt, denn die Kunst offenbart sich im Absichtslosen.
Nach Dübendorf reist man entweder bescheiden mit dem Zug, etwas pompöser mit einem aufgemotzten Auto oder richtig protzig mit dem Businessjet über den gemeindeeigenen Flugplatz an. Wie reisen Sie an?
Um abzuheben, braucht man weder einen Flugplatz noch einen Businessjet. Da reicht die Bühne am kommenden Freitag in der Oberen Mühle allemal.
Habe ich Sie eigentlich korrekt angesprochen mit «Herr» oder bevorzugen Sie eine andere Anrede?
Nun, was ist wichtig, korrekt angesprochen zu werden, oder was zu bewirken? Beispiel, die Sonne, die unser Dasein erst ermöglicht, schert sich keinen Schein darum, korrekt angesprochen zu werden. Sie wirkt, und das ist von Belang. Alles andere ist Schall und Rauch.
Zur Person
Semih Yavsaner heisst der Mann hinter der Bühnenfigur Müslüm. Yavsaner wurde 1979 in Bern geboren, seine Eltern stammen aus der Türkei. Bekannt wurde der Entertainer, Schauspieler, Komiker und Musiker unter anderem durch den Song «Süpervitamin», der bis heute über 7,4 Millionen Mal auf der Streaming-Plattform Youtube aufgerufen wurde. Im Schweizer Fernsehen hatte er seine eigene Fernsehshow «Müslüm Television».
Ihr aktuelles Programm heisst «Helfetisch». Erwarten die Besucherinnen und Besucher in der Oberen Mühle auch auf Dübendorf bezogene Witze oder Darbietungen?
Die ‹natürkische› Intelligenz löst nichts ein, sondern alles aus. Sie hat nie die Absicht, zu gefallen oder was darzubieten. Sie offenbart sich aus dem Jetzt, erschafft sich aus der unerschöpflichen Quelle des Seins. Wer erwartet, der wartet. Und warten ist nicht möglich, da alles, was wir sind, und alles, was uns umgibt, ständig und immer in Bewegung ist.
Ah, okay … Aber das Einhorn als Wappentier ist doch sicherlich ein Steilpass für Sie …
Den Schweizer Pass finde ich attraktiver.
Haben Sie einen persönlichen Helfetisch, beziehungsweise was gefällt Ihnen an Ihrer Heimat besonders gut?
Sein zu dürfen, was man ist.
Sie haben immer mal wieder höchstpersönlich vegane Dürüm verkauft. Sie wissen schon, dass Sie sich mit einer solchen Aktion in Dübendorf, wo einzig Fleisch gegessen wird, nur Feinde machen?
Dann sollen mir diesen Freitag meine Freunde in der Oberen Mühle die schmackhaftigsten, deftigsten Dübendorfer Klassiker auftischen. Ich bin, so wie Dübendorf seit Jahrhunderten – wie das Einhorn-Wappen beweist –, offen für alles.
Die geplante Zooseilbahn in Dübendorf ist ein Politikum. Zürich will sie, Dübendorf stellt sich vehement dagegen. Können Sie als Berner Gesandter mit türkischen Wurzeln vermitteln?
Ja, oder vielleicht sollte man die Tiere im Zoo entscheiden lassen.
Müslüm tritt am 25. Oktober um 20 Uhr in der Oberen Mühle in Dübendorf auf. Der Entertainer aus Bern mit türkischen Wurzeln führt sein neuestes Programm «Helfetisch» auf. Tickets und weitere Infos unter www.oberemuehle.ch.