Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem in Deutschland viele Städtepartnerschaften gebildet, um die Solidarität zu fördern und die Ausbreitung von Feindseligkeiten zu verhindern. Noch heute pflegen viele Städte eine oder mehrere Partnerschaften, hauptsächlich für den kulturellen Austausch. Zürich ist beispielsweise mit San Francisco (USA) verschwistert und Wetzikon mit Badolato (Italien).
Ein weiteres Beispiel ist die Stadt Uster, die mit der Stadt Prenzlau (Deutschland) eine Partnerschaft pflegt. Beide Städte vermerken auf ihrer Website stolz ihre Verbundenheit. Sie wird gepflegt durch gemeinsame Sport- und Kulturanlässe, gegenseitige Vereinsbesuche und den Austausch zwischen Behördenmitgliedern. Prenzlau präsentiert sich dazu regelmässig an der Uster Messe.
Keine Partner, aber Freunde
Wirft man hingegen einen Blick auf die Internetseite der Stadt Dübendorf, sucht man vergebens nach einem Hinweis auf eine solche Verschwisterung. Stadtpräsident André Ingold (SVP) erklärt: «Wir haben keine offizielle Städtepartnerschaft. Wir pflegen lediglich eine inoffizielle Freundschaft mit dem bayerischen Schongau.» Tatsächlich ist auch auf der Website der deutschen Stadt kein entsprechender Eintrag zu finden, ebenso wenig in den Wikipedia-Einträgen beider Orte.
Wer und wo ist Schongau?
Schongau liegt in Oberbayern am Lech, einem Nebenfluss der Donau. Die gut erhaltene Altstadt wurde auf einem Hügel errichtet und besitzt eine noch immer erhaltene Stadtmauer. Die Stadt zählt knapp 13‘000 Einwohnerinnen und Einwohner. Sie unterhält offizielle Partnerschaften mit Colmar (Frankreich), Lucca (Italien), Sint-Niklaas (Belgien), Abingdon-on-Thames (Grossbritannien) und Gogolin (Polen).
Aber warum wird mit Schongau keine offizielle Partnerschaft gepflegt? «Eine Partnerschaft bringt einen intensiven Austausch mit sich», sagt Ingold. Er ergänzt: Es könne zudem vorkommen, dass Partnerstädte ihre Pendants nach finanzieller Unterstützung für ihre Projekte anfragen würden. «Das wollen wir nicht.» Wenn man dann diesen Gesuchen nicht nachkomme, würde dies der Partnerschaft schaden. «Da bleiben wir lieber bei einer lockeren Freundschaft.» Aus diesem Grund hat die Stadt Dübendorf auch nicht vor, die Freundschaft mit Schongau in eine Partnerschaft umzuwandeln oder eine andere einzugehen.
Daniela Puzzovio (ALS), die zweite Bürgermeisterin von Schongau, erklärt, wieso Ingolds finanzielle Sorgen unbegründet sind: «Wir pflegen mit unseren anderen Partnerstädten einen rein kulturellen Austausch. Das beinhaltet zum Beispiel Städtebesuche, Schüleraustausche oder Stände unserer Partner an grösseren Volksfesten.» Einen finanziellen Aspekt beinhalte keine ihrer fünf Partnerschaften.
Weitere Auskunft zur Freundschaft zwischen Schongau und Dübendorf konnte die bayerische Stadt vor Redaktionsschluss nicht geben.
Kontakte, die über Grenzen gehen
Stadtpräsident Ingold schätzt, dass die Freundschaft vor 30 bis 40 Jahren entstanden ist. Er erklärt, dass die Mitglieder der beiden Stadtfeuerwehren untereinander Kontakte geknüpft haben. Die Freundschaft habe sich dann auf die Stadtmusik Dübendorf und die Stadtkapelle Schongau ausgeweitet. Obwohl die beiden Feuerwehren heute nicht mehr viel miteinander zu tun haben, besuchen sich die Musikvereine, die Bürgermeister und die Stadträte immer wieder gegenseitig, wenn ein grösseres Fest stattfindet.
Ingold, der als ehemaliger langjähriger Präsident der Stadtmusik Dübendorf und in seiner Rolle als Stadtpräsident die bayerische Stadt schon einige Male besucht hat, sagt: «Schongau gefällt mir. Sie haben eine schöne Altstadt und Umgebung.»