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Menschen auf einer Theaterbühne.

Die Beamten führen in der Tortenfabrik eine Inspektion durch. Foto: Peter Jenni

Altes Stück neu aufgelegt

«Der Ausländer muss sich anpassen»

Das Theater Einhorn führt das Stück «Die Schweizermacher» auf – das ist manchmal zum Lachen, manchmal zum Heulen. Die Redaktion hat eine der letzten Proben vor der Premiere besucht.

Die Beamten führen in der Tortenfabrik eine Inspektion durch. Foto: Peter Jenni

Veröffentlicht am: 21.03.2024 – 14.04 Uhr

Der Film «Die Schweizermacher» von Rolf Lyssy kam 1978 in die Kinos. Gemessen an den Kinoeintritten ist es der bis heute erfolgreichste Schweizer Film. Autor Paul Steinmann hat sich des Themas angenommen und es zu einem Theaterstück umgeschrieben. Das Dübendorfer Theaterensemble  Einhorn bringt dieses Stück nun auf die Bühne im Speicher der Oberen Mühle.

Noch nie habe das Ensemble ein Stück aufgeführt, in dem 22 Personen insgesamt 43 Charaktere spielten, sagt die Presseverantwortliche Sonja Randjelovic. Das Stück besteht aus rund 20 Szenen, was während der Aufführung zu umfangreichen Umbauarbeiten auf der Bühne führt, bei denen alle mit anpacken müssen. Dank einer Drehbühne können die benötigten Kulissen relativ einfach gewechselt werden.

Absurde Einbürgerungspraxis

Das Werk «Die Schweizermacher» ist eine satirische Komödie, die die absurde Einbürgerungspraxis in der Schweiz aufs Korn nimmt. Thematisiert werden nicht nur die bürokratischen Hürden, sondern auch die teils absurden Kriterien, die bei der Entscheidung über eine Einbürgerung eine Rolle spielen.

Das dabei auch tief verwurzelte Vorurteile, unverhohlener Fremdenhass und ein frauenverachtendes Weltbild zum Vorschein kommen, wird humorvoll dargestellt. Wenn sich Max Bodmer, Chef des Einbürgerungsamts, entsprechend äussert, bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Überzeugend gespielt wird Bodmer von Heinz Peter.

Seine Plattitüden sind zum Heulen blöd. Zum Beispiel: «Führung braucht das Weib! Es war ein Fehler, ihnen das Stimmrecht zu geben.» «Der Ausländer muss nicht nur fleissig sein, er muss sich anpassen.» Und: «Kriminelli Kommunischte chömed sofort i d Chischte.»

Dialektkurs auch für Deutsche

Das Stück handelt von einem Italiener, einem deutschen Ehepaar und einer jugoslawischen Sängerin, die sich einbürgern lassen wollen. Die Geschichte wird flüssig erzählt, ohne irgendwelche Längen. Spannung ist immer vorhanden.

An witzigen Szenen und Sprüchen mangelt es nicht, gelacht werden darf viel und ausgiebig. Zum Beispiel beim Dialektkurs, den die Einbürgerungswilligen besuchen müssen und bei dem sie sich mit dem typisch schweizerischen rauen «Chhhh» mehr oder weniger erfolgreich herumschlagen.

Regie führt bei diesem schon rein technisch sehr anspruchsvollen Stück Katharina Schneebeli. Sie arbeitet mit der Theatergruppe bereits seit 2009 zusammen und ist an diesem Probesonntag voll des Lobes über die schauspielerische Leistung des Ensembles. «Die meisten von ihnen stehen seit Jahren auf der Bühne und arbeiten deshalb sehr professionell.»

Von Profis besetzt sind auch andere Chargen. Zum Beispiel die Bühnenbildner und die Techniker, die für den Sound und den Einsatz der Mikrofone verantwortlich sind. In Betrieb sind die Mikrofone der Spielenden nur, wenn sie sprechen. Im Maximum sind es dann aber 19 Stück.

Deutliche Spuren haben auch die beiden Choreografinnen Salome Schneebeli und Sandra Kuhn hinterlassen. Sie haben die nicht immer einfachen Abläufe auf der Bühne nicht nur verfeinert, sondern auch zum Guten geprägt.

Überzeugt vom Stück

Nach dem ersten Durchspielen des Stücks werden seitens der Regisseurin und der Choreografinnen wie auch der Techniker nur noch kleine Fehler kritisiert und geringfügige Verbesserungsvorschläge bezüglich einzelner Abläufe gemacht.

Im Grossen und Ganzen sind alle zufrieden mit dem Erreichten – und freuen sich nun auf die Premiere. Einig sind sich alle darüber, dass das Werk «Die Schweizermacher» ein super Stück für das Theater Einhorn ist und das Publikum begeistert sein wird.

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