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Zürcher Filmorchester mit Dirigent Pascal Tsering im Zürcher Volkshaus, im Hintergrund zu sehen ist eine Szene aus dem Film «Star Wars».

Pascal Tsering dirigiert im Volkshaus das Filmorchester, während im Hintergrund die Klon-Krieger aufmarschieren. Foto: PD

Übungsraum in der Oberen Mühle

Dübendorfer Orchester zeigt, wie «Star Wars» klingt

Das Zürcher Filmorchester probt in Dübendorf für seinen grossen Auftritt im Volkshaus. Dabei muss es sich mit Klängen auseinandersetzen, für die es gar kein Instrument gibt.

Pascal Tsering dirigiert im Volkshaus das Filmorchester, während im Hintergrund die Klon-Krieger aufmarschieren. Foto: PD

Veröffentlicht am: 10.06.2023 – 13.04 Uhr

Wer kennt es nicht? Kaum liest man den Titel von Blockbustern wie «Fluch der Karibik» oder «Star Wars», hört man im Kopf sofort die epische Filmmusik. Diese monumentalen Songs bringt der Vereinsgründer und Dirigent Pascal Tsering mit dem Zürcher Filmorchester auf die Bühne.

Am 1. Juli findet nach dem letztjährigen Auftritt das zweite grosse Konzert des 80-köpfigen Orchesters im Zürcher Volkshaus statt. Zu hören gibt es unter anderem Interpretationen von «He’s a Pirate» – dem Main-Theme aus «Fluch der Karibik» – oder die Titelsongs aus den Filmen «Star Wars» und «Die Unfassbaren», stimmig begleitet von Projektionen und einer Lichtshow.

Damit alles reibungslos funktioniert, probt das Orchester seit Januar 2022 in seinem Übungslokal in der Oberen Mühle in Dübendorf.

Zufrieden mit Fortschritt

Dirigent Pascal Tsering ist zufrieden mit den Fortschritten, denn es gab verschiedene Hürden zu nehmen: «Wir spielen in einer modernen Zusammensetzung. Das heisst: Bei uns kommen statt Gitarren E-Gitarren oder statt Klaviere Keyboards zum Einsatz. Da können, dürfen und müssen wir in der Umsetzung der einzelnen Werke oft kreativ sein.»

Zudem werden in der Filmmusik teilweise elektronische Effekte eingesetzt, für die es schlicht kein Instrument gibt – beispielsweise das markante, monoton wiederkehrende Geräusch aus Hans Zimmers «Interstellar»-Soundtrack. Dann heisst es für das Orchester, den Effekt so lange mit Keyboard, Perkussion und viel Phantasie nachzuahmen, bis er klingt wie im Original.

Nahaufnahme eines schwarz gekleideten Dirigenten, der den Taktstock schwingt.
Für sein Orchester hat er die Leitung der Big Band Zürich aufgegeben: Pascal Tsering während eines Auftritts im Chesselhuus in Pfäffikon. Foto: PD

Auch die Notenbeschaffung ist oft anspruchsvoll. So kosten Noten für Musik aus Blockbustern im tieferen Segment 50 Euro, im mittleren um die 500 Euro – danach ist die Skala nach oben offen, was für den Dirigenten oft intensive Verhandlungen mit den Filmgesellschaften bedeutet. Tsering erklärt: «Unser Set setzt sich immer aus dem zusammen, was wir gerne spielen möchten, und dem, was dann organisatorisch tatsächlich möglich ist.»

Das Zürcher Filmorchester ist mit seiner Mischung aus Filmmusik und Show bislang einzigartig in der weiteren Region; einzig im Ausland – etwa in Prag – spielen bereits grössere Formationen.

Gegründet vor vier Jahren

Den Gedanken, das Orchester zu gründen, trug Tsering lange mit sich herum. «Vermutlich kam mir vor etwa zehn Jahren die Idee, ein Filmorchester zu gründen, denn mich hat schon lange begeistert, wie es den Komponisten mit rein instrumentaler Musik gelingt, visuelle Effekte zu verstärken und die Emotionen der Betrachter zu kanalisieren.»

Seit seinem achten Lebensjahr macht Tsering Musik, spielt Klavier, Gitarre und Schlagzeug. Und natürlich ist er auch ein grosser Filmfan. «Ein Leben ohne Netflix und Co. wäre definitiv langweiliger», sagt er lachend und fügt an: «Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich der Wichtigkeit von Filmen in meinem Leben eine 9 geben.»

Ein Dirigent leitet sein Orchester, von dem ein Ausschnitt zu sehen ist. Im Hintergrund die Zuhörer im Zürcher Volkshaus.
850 Film- und Musikfans besuchten letztes Jahr das Konzert im Zürcher Volkshaus. Foto: PD

Ganz ähnlich geht es vielen Orchestermitgliedern. Entsprechend oft wird in den Pausen über Filme gefachsimpelt und manches Insiderwissen ausgetauscht. Das ist aber kein Muss fürs Mitmachen, wie Tsering betont, der aktuell verschiedene Instrumentalisten sucht.

Er wünscht lediglich, dass man die Filme mindestens einmal gesehen hat, denn: «Man spielt anders, wenn man weiss, ob das Stück in einer romantischen oder einer actiongeladenen Szene vorkommt.» Gleichzeitig sehe man Filme ganz anders, wenn man die Songs selbst spiele oder live gehört habe.

Corona kam in die Quere

2019 hob Tsering das Orchester aus der Taufe – just, bevor Corona kam. Dafür beendete er seine Tätigkeit als Dirigent der Big Band Zürich, die er 16 Jahre zuvor gegründet hatte. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, so der künstlerische Leiter. Aber zwei Orchester zu führen, sei neben seinem Job als Tonmeister bei SRF zeitlich nicht machbar.

«Natürlich hätte ich auf den Lockdown verzichten können», sagt er, «aber ich habe die Zeit genutzt, um mich um die Administration fürs Orchester zu kümmern.» So musste er etwa neben den Musikern auch ein geeignetes Probelokal finden. Für die Obere Mühle hat sich Tsering entschieden, weil die Location einerseits zentral liegt, über einen Lift verfügt und andererseits der Raumklang ideal ist.

Im vergangenen Oktober trat das Orchester im Zürcher Volkshaus auf. Rund 850 Personen – das entspricht einer Belegung von 85 Prozent – besuchten das erste grosse Konzert des Orchesters. Wenn es nach Tsering geht, darf es so weitergehen: «Unser Ziel ist klar, uns ein Renommee zu erarbeiten, grosse Säle zu füllen – und unser Publikum mit unserer Begeisterung für Filmmusik anzustecken.»

Gruppenfoto des Zürcher Filmorchesters.
Gruppenfoto des Zürcher Filmorchesters. Foto: PD

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