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Junge mit mittellangen, roten Haaren schaut in die Kamera und hat Kopfhörer auf dem Kopf.

Immer mit Kopfhörern unterwegs: Fabio Mathieu schreibt als «Seulfa» seine eigene Musik. Foto: Lina Vogelsanger

Mit Songs in deutscher Sprache

Junger Fällander will in der Musikwelt gross rauskommen

Fabio Mathieu schreibt seine eigenen Lieder und möchte in der Musikwelt Fuss fassen. Als 17-Jähriger ist das jedoch nicht immer einfach.

Immer mit Kopfhörern unterwegs: Fabio Mathieu schreibt als «Seulfa» seine eigene Musik. Foto: Lina Vogelsanger

Veröffentlicht am: 03.05.2023 – 13.42 Uhr

Wenn man seine Musik hört, könnte man meinen, dass der Fällander Fabio Mathieu bereits viermal geschieden ist und im Leben bisher immer untendurch musste. In seiner ersten und bisher einzigen veröffentlichten Single «Verloren in deinen Augen» singt «Seulfa» – Mathieus Künstlername – von Herzschmerz, Sex und Obsession.

Tatsächlich aber ist Mathieu ein offener, aufgestellter 17-Jähriger, der schon zehn Minuten vor dem abgemachten Termin seinen Ingwertee schlürft. Als Treffpunkt hat er ein kleines Café im Stadtzürcher Zentrum vorgeschlagen.

Provokativ auf Deutsch

«Hier schreibe ich oft meine Texte», beginnt er zu erzählen. Der Fällander mit rötlichen Haaren und dunklem Nagellack an den Fingern macht seit rund drei Jahren seine eigene Musik. «Angefangen hat es wie bei vielen Künstlern mit Coversongs.» Den ersten eigenen Song schrieb er über seine erste schwere Trennung mit 14 Jahren.

Anfangs textete er auf Englisch, später nur noch auf Deutsch, selten auch auf Schweizerdeutsch. «Ich vergleiche es immer mit Träumen: So, wie ich nie auf Englisch träumen würde, kann ich auch meine Gefühle in dieser Sprache nicht richtig ausdrücken», sagt Mathieu.

Für ihn seien seine Songs wie ein Tagebuch. «Oft verstecke ich meine Gefühle darin oder schreibe einfach auf, was mir gerade so durch den Kopf geht.» Bestimmte Personen oder konkrete Situationen aus seinem Leben würden aber nur selten in den Texten vorkommen. «Das ist meine künstlerische Freiheit», sagt er.

Komponieren tut Mathieu am Klavier. Als Kind besuchte er sechs Jahre lang den Klavierunterricht. Heute spiele er aber nicht mehr nach Noten. «Ich improvisiere meistens, und wenn etwas Gutes dabei rauskommt, schreibe ich es auf.»

Auch Gesangsunterricht hatte er. Davon habe er aber auch nicht viel mitgenommen. «Viel wichtiger als die Technik ist eine Stimme, die heraussticht», meint er. «Meine hat etwas ganz Eigenes. Das macht sie interessant.»

Ein Solokünstler mit Band

Mathieu ist aber nicht nur Solokünstler. Vor rund einem Jahr gründete er seine eigene Band Rauchverbot – mit Bassist, Schlagzeuger und zwei Gitarristen. «Es macht viel mehr Spass, zusammen mit Freunden Musik zu machen», sagt er. Gemeinsam interpretieren sie Lieder, die Mathieu geschrieben hat.

So ehrgeizig wie «Seulfa» sei Rauchverbot allerdings nicht. «Die Produktion eigener Songs ist teuer, und nicht jeder ist bereit, dieses Geld zu investieren», sagt er und meint damit seine Bandkollegen.

Das störe ihn aber nicht weiter, denn so könne er sich mehr auf seine Musik als «Seulfa» konzentrieren.

Realistisch, aber mit viel Hoffnung

Denn für seine Karriere ist Mathieu auch bereit, einiges zu opfern: Um mehr Zeit für die Musik zu haben, wechselte er nach fünf Jahren Gymnasium an die Handelsmittelschule in Zürich. «Statt in einem Jahr habe ich jetzt halt erst in drei Jahren einen Abschluss», sagt der 17-Jährige schulterzuckend. «Aber das ist es mir wert.» Seine Tennisstunden hat er aus dem gleichen Grund aufgegeben.

Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines ersten Songs arbeitet Mathieu nämlich schon an den nächsten Liedern. In seinen Schulferien will er innert dreier Tage ein Mini-Album (EP) mit vier Songs aufnehmen.

«Ich bleibe trotzdem realistisch», sagt der Fällander. Viele talentierte Menschen seien schon gescheitert. «Nur wenige schaffen es, die Leidenschaft zum Beruf zu machen.»

Um jeden Preis

Doch wie finanziert sich ein Schüler den Traum einer Musikkarriere? Schliesslich soll die Produktion von «Verloren in deinen Augen» knapp 600 Franken gekostet haben.

«Bisher mit Gelegenheitsjobs, die mir meine Mutter organisiert hat», sagt Mathieu. Zur Finanzierung seiner EP soll ihm sein Geburtstag verhelfen. «Ich werde bald 18 Jahre alt. Dann habe ich auch Zugriff auf ein Bankkonto, dass mir meine Eltern eingerichtet haben.» Den Rest möchte er sich während eines Praktikums ansparen.

Auch auf bezahlte Auftritte hofft Mathieu. «Ich weiss, was ich kann, und ich fühle mich bereit, auch live aufzutreten. Anfangs auch ohne Bezahlung.» Er ergänzt: «Mit Live-Auftritten, eigenen Songs und Musikvideos kann ich mich dann auch offiziell Künstler nennen.»

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