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Kultur
Impressionen aus Film

Die Co-Produzenten Karin und Ralph Dietrich sind in Dübendorf aufgewachsen. PD

Dübendorfer Filmemacherin

«Wer hatte nicht schon mal laute und lustvolle Nachbarn?»

Die Komödie «Die Nachbarn von oben» ist in den Schweizer Kinos angelaufen. Co-Produzentin Karin Dietrich hat Dübendorfer Wurzeln. Sie kennt sich nicht nur im Filmgeschäft aus, sondern auch mit auffälligen Nachbarn.

Die Co-Produzenten Karin und Ralph Dietrich sind in Dübendorf aufgewachsen. PD

Veröffentlicht am: 01.02.2023 – 08.22 Uhr

Vor einigen Tagen war Vorpremiere der neuen Schweizer Komödie «Die Nachbarn von oben» von Regisseurin Sabine Boss. Bis zum offiziellen Kinostart am 2. Februar haben bereits mehrere Tausend Personen den 88 Minuten dauernden Streifen gesehen. 

Am Film sind Dübendorfer und Wangemer Schauspieler beteiligt, und auch das Produktionsteam stammt zur Hälfte aus der Region: Mit Karin und Ralph Dietrich war ein Geschwisterpaar mit Dübendorfer Wurzeln an vorderster Front am Set dabei. Der «Glattaler» hat sich mit Co-Produzentin Karin Dietrich unterhalten.

Frau Dietrich, Sie sind in Dübendorf aufgewachsen, heute sind Sie nur einen Katzensprung entfernt in Wangen zu Hause. Können Sie sich noch an Ihre ersten Nachbarn als Kind erinnern?

Karin Dietrich: Oh ja, an Frau Brodmann, sie hat alles gesehen und gehört, mit uns Kindern immer viel geschimpft, sie war die Chefin im Haus und alle Kinder hatten Angst vor ihr. Lustvolle Nächte hatte sie aber wohl nicht mehr.

Im Film «Die Nachbarn von oben» geht es um eine eher spezielle nachbarschaftliche Begegnung. Ein entfremdetes Paar, weit weg von der einst unsterblichen Liebe, könnte durch die auch akustisch gut wahrnehmbaren Nachbarn in ihrer Beziehung wieder inspiriert werden. Was löst die Handlung des Filmes in Ihnen aus?

Der Film löst bei mir ganz klar ein Déjà-vu aus. Hand aufs Herz: Wer hatte nicht schon einmal etwas laute, vergnügliche und lustvolle Nachbarn? Wenn man gerne über die Nachbarn und sich selber lachen mag, dann sollte man den Film unbedingt anschauen.

Wie erleichtert sind Sie, dass der Film diese Woche nun in den Schweizer Kinos angelaufen ist?

Wir waren in den letzten Tagen auf Kinotour. Bereits vor dem offiziellen Kinostart haben sich mehrere Tausend Leute in einigen Vorstellungen in der Deutschschweiz den Film angeschaut. Wie nach jeder Filmgeburt ist es einfach toll, wenn der Film endlich über die grosse Leinwand flimmert. Dieser Film ist zusätzlich speziell für uns, weil das Drehbuch während der Pandemie geschrieben wurde, gedreht wurde er gleich danach. Die Wohnung, in der die Handlung spielt, wurde in einer Lagerhalle aufgebaut.

Als Co-Produzentin waren Sie massgebend am Gelingen des Produkts beteiligt. Welches waren für Sie im Verlauf der Produktion lustvolle Momente, welches eher anspruchsvolle?

Als überaus anspruchsvoll habe ich das Casting empfunden. Da galt es herauszufinden, wer zu wem passt. Man überlegt schon viele Male, ob es auch wirklich passt. Da waren dann einige schlaflose Nächte mit dabei. Wir hatten bereits früh die erfahrene Regisseurin Sabine Boss mit dabei. Die Handlung im Film sollte nicht zu übertrieben daherkommen, sondern möglichst natürlich sein. Wir vier Co-Produzenten, neben mir mein Bruder Ralph Dietrich, Stephan Giger und Roger Kaufmann, konnten einiges an lustvollen Inputs einbringen.

Bis zum fertigen Produkt habe ich den Film sicherlich noch 20 Mal gesehen.

Ist die Zusammenarbeit mit Ihrem Bruder eine aussergewöhnliche Konstellation oder für Sie eine ganz normale Angelegenheit? 

Wir sind tatsächlich ein eingespieltes Team, wir arbeiten schon lange zusammen. Wir sind uns auch nicht immer einig, aber es funktioniert gut. Wir leiten zusammen auch noch die 1928 gegründete Filmverleih-Firma Ascot-Elite Entertainment. In dieser Konstellation haben wir zusammen bereits einige Filme als Filmverleih ins Kino gebracht und produziert.

Mit welchen Emotionen haben Sie das fertige Produkt zum ersten Mal angeschaut?

Natürlich war ich sehr nervös, hatte feuchte Hände. Vieles war mir schon bekannt, weil man ja oft am Dreh ist, aber dann alles auf der Leinwand zu sehen, ist doch nochmals etwas ganz anderes. Bis zum fertigen Produkt habe ich den Film sicherlich noch 20 Mal gesehen.

Impressionen aus Film
Die Nachbarn von oben sind ganz offensichtlich richtig verliebt. PD/ Elite Film

Nochmals zurück zum Filminhalt: Wie steht es mit Ihren persönlichen Nachbarschaftsbeziehungen? Haben Sie gar vergleichbare Erfahrungen gemacht?

Ja, und ob! In meiner ersten Wohnung – diese war extrem ringhörig – habe ich alles gehört. Damals war mir das peinlich, heute würde ich darüber lachen und vielleicht noch viel Spass wünschen. Mit meinen aktuellen Nachbarn, die nicht über mir, sondern neben mir wohnen, habe ich es sehr gut. Die eine Nachbarin, Daniela Berther, war sogar Herstellungsleiterin bei diesem Film. Auch das kommt vor: Nachbarn als Arbeitskollegen.

Ich war auch schon zusammen mit Nachbarn in den Ferien, und im Sommer sind wir oft spontan im Garten.

Was macht für Sie ein gelingendes Nachbarschaftsverhältnis aus? Wozu sind Nachbarn da?

Ich glaube nicht, dass Nachbarn für etwas da sein müssen. Wenn man sich mag, ergibt sich mehr daraus, sonst halt nicht. Ich war auch schon zusammen mit Nachbarn in den Ferien, und im Sommer sind wir oft spontan im Garten und plaudern bis spät in die Nacht. Wir unterstützen uns ebenso bei der Betreuung von Kindern oder Tieren. Wir sind füreinander da, ohne uns gegenseitig einzuschränken.

Sie waren einst Verwaltungsrätin des Dübendorfer Kinos. Welchen Bezug hatten oder haben Sie zum «Orion»?

Ich habe eine sehr lange Beziehung zum «Orion». Wenn ich als Kind Geburtstag hatte, haben meine Eltern oftmals einen Film organisiert, den wir uns dort mit meiner ganzen Klasse anschauen durften. Kuchen gab es dort dann auch und alle waren glücklich. Als ich dann alleine ins Kino durfte, war das «Orion» in Dübendorf ideal, ich konnte mit dem Velo hin und zurück, ohne dass meine Eltern hätten Angst haben müssen. Ja, das war eine sehr schöne Zeit, und auch heute noch machen wir als Firma viele tolle Events dort, so schliesst sich der Kreis. 

Lässt es denn Ihre Agenda zu, auch mal in Dübendorf einen Film zu schauen?

Ja absolut, ich lebe für das Kino und den Film, wir waren vor kurzem an einer Premiere mit anschliessender Diskussion. Meine Mutter war auch dabei, wir haben es sehr genossen. Ich hoffe sehr, dass uns das «Orion» noch lange erhalten bleibt. 

(Interview: Marcel Vollenweider)

Cast & Crew im Kino Orion am Samstag, 4.  Februar, um 20.15  Uhr – nach dem Film steht ein Gespräch mit Regisseurin Sabine Boss und Schauspieler Roeland Wiesnekker auf dem Programm.  

Zur Person

Karin Dietrich wuchs in Dübendorf auf, heute lebt sie in Wangen. Ursprünglich war sie Pädagogin für Rhythmik- und Tanzgymnastik, hat aber schon sehr früh Theater gespielt. Das «Filmen» habe sie wohl vom Vater geerbt, sagt sie.
 
Nach dem Studium arbeitete sie auf der Bank, landete dann bei einer Modezeitschrift und danach bei der Ascot-Elite Entertainment; die Firma gehörte damals ihrem Vater. Filme produzieren und Filme schauen ist für Dietrich mehr als «nur» Arbeit. Sie liebt Kinobesuche über alles und damit verbundene spannende, lustige oder auch nachdenkliche Abende.
 
Gerne trifft sie sich mit Freunden und Nachbarn, reist und kocht gerne, streift mit Hund Newman durch die Wangemer Wälder oder jagt Mäuse, die Katze Mailo nach Hause bringt. (mav)

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